Angebliche Abkommen zwischen QSD und IS

Nurhat Hesen (Hawarnews) über die Hintergründe des angeblichen Abkommens in Raqqa, 13.12.2017

Nach der Befreiung von Raqqa verbreitet BBC ein Dossier, in dem behauptet wird, dass sich die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) mit dem IS verständigt hätten und der Islamische Staat (IS) aufgrund dieses Abkommens Raqqa verlassen habe. Warum wurde, wo doch zwischen verschiedensten Kräften in Syrien solche Abkommen ganz offen vereinbart werden, dieses angebliche Abkommen so massiv in der Öffentlichkeit diskutiert?

So wurde ignoriert, dass Gruppen des IS den Nordosten der Stadt Hama geräumt und daraufhin die Türkei gemeinsam mit Jabhat al-Nusra (Al Qaida) diese Region besetzt hat. Also warum hat niemand von dieser Besetzung geredet, während Raqqa auf die Tagesordnung gebracht wurde?

Alte Szenarien …

Wenn die Behauptung richtig wäre, dass die QSD mit dem IS ein Abkommen geschlossen hat, dann wäre das gewiss kein Präzedenzfall. Wenn Sie sich erinnern, der IS griff Kobanê gemeinsam mit der Türkei an. Die Türkei ist in Cerablus eingedrungen, nachdem sich der IS zurückgezogen hatte. Die gleichzeitige Einnahme von Idlib durch die Türkei und der Rückzug des IS aus der Umgebung von Hama, sind ebenfalls nicht getrennt zu betrachten.

Kobanê ist Zeuge, wie die Türkei den IS unterstützt hat. Während die Kämpfer*innen von den Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) heldenhaften Widerstand gegen den IS leisteten, brachten türkische Soldaten dem IS Lastwagenladungen voll mit Munition.

Der IS hatte am 15. September 2014 einen Mörserangriff auf Kobanê durchgeführt. Am 29. November 2014 gab es einen Großangriff auf Kobanê. Als der IS die Verteidigungslinien der YPG/YPJ nicht brechen konnte, griff er gemeinsam mit der Türkei am Murşitpınar Grenzübergang an. Dieser Angriff hat die Verständigung zwischen IS und der Türkei offengelegt. Der IS, der keine Chance gegen den mutigen Widerstand hatte, nahm das Risiko in Kauf, dass seine Allianz mit der Türkei für die ganze Welt sichtbar wird; er war gezwungen, Kobanê von türkischem Territorium aus anzugreifen.

Am 24. August 2016 marschierte die Türkei vor den Augen der Welt in Cerablus ein, ohne gegen den IS auch nur eine Patrone zu verschießen. Alle wissen sehr genau, dass es zwischen dem IS und dem türkischen Militär eine starke Allianz gab.

Die Türkei hisste ihre Fahne auf den öffentlichen Gebäuden der Stadt und begann diese Institutionen mit türkischen Schriftzügen zu versehen. Mittlerweile wurden so von vielen Städten und Dörfern die Namen geändert. Die Frage nun ist doch folgende, warum will niemand die Veränderung der Demographie der Region durch die Türkei sehen?

Es ist doch so, auch wenn alle wissen was passiert, warum sagt dennoch niemand etwas dazu?

Die Abkommen dieser Phase …

Gegen den Widerstand in der Region Efrîn versucht das türkische Militär sich an der Grenze der Region in Stellung zu bringen. Eigentlich hätte die Türkei nach den Ergebnissen von Astana nur Beobachter nach Efrîn schicken dürfen, um die Situation in den „sicheren Regionen“ zu verfolgen. Aber das türkische Militär ist mit Waffen und schwerer Ausrüstung in Idlib eingerückt und baut dort seine Militärbasen und Hauptquartiere auf. Seit den letzten Tagen wird eine große Militärbasis und eine Kommandozentrale auf dem Berg Şêx Berekat errichtet.

Es ist bekannt geworden, dass das türkische Militär nach seinem Einmarsch in Idlib Jabat al-Nusra unterstützte. Eine Quelle, die an der Verteidigung von Idlib beteiligt war und sich jetzt im Atme Camp befindet, berichtete, dass türkische Soldaten, nachdem sie die Grenze überschritten hatten, Uniformen von al Nusra angezogen hätten. In den Gebieten, in die das türkische Militär einmarschiert ist, herrscht die Hegemonie von al Nusra.

Eine vertrauenswürdige Quelle machte gegenüber ANHA deutlich, dass die IS-Gruppen, welche die Gegend im Nordosten von Hama geräumt hatten, wieder in dieser Region aktiv seien. Nach Angaben der Quelle, ziehen sich insbesondere die Einheiten des IS, die aus Dêra Zor vertrieben werden, dorthin zurück. Hier stellt sich die Frage, wie kommen die IS-Kräfte durch einen Korridor von 150 Kilometern, welcher vom Regime kontrolliert wird? Diese Realität zeigt uns, dass es auch eine Zusammenarbeit zwischen IS und Kräften des Regimes gibt.

Nun spricht aber niemand davon, wie der IS in die Umgebung von Hama kommt, die Medien der Türkei und einiger arabischer Staaten stellen das Dossier des BBC in den Vordergrund.

Warum wird dieses Thema so in den Vordergrund gerückt?

Der Grund dafür, dass diese Nachricht wieder und wieder auf der Tagesordnung erscheint, ist ein internationales Interesse. Die Türkei versucht aufgrund ihrer Krise mit den USA, die Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit dem IS zu stellen.

Der iranische und türkische Staatsbürger Reza Zarab steht gerade in den USA vor Gericht, weil er das Embargo gegen den Iran gebrochen und Bestechungsgelder fließen lassen haben soll. Zarab hat die Beziehung zwischen der Türkei und dem Iran zugegeben. Es war zu erwarten, dass die Türkei auf diese Aussagen reagieren würde. Deswegen verbreitet die Türkei wieder und wieder dieses BBC Dossier.

Die Türkei benutzt mittlerweile auch Talal Silo, der sich von den QSD getrennt hatte, als Druckmittel gegenüber Amerika.


Quelle: https://anfdeutsch.com/