Medienzensurkampagne der Türkei erreicht Europa: Fernsehsender MedNuce TV gestoppt

mednuceCivaka Azad -Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 03.10.2016

Heute Morgen um 10 Uhr hat der Satellitenbetreiber Eutelsat die Ausstrahlung des kurdischen Nachrichtensenders MedNuce TV gestoppt. Damit hat das französische Unternehmen die Forderung des türkischen Staates, welcher seinerseits erst am 29. September gegen kurdische und oppositionelle ein Ausstrahlungsverbot verhängte, in die Tat umgesetzt (wir berichteten hier).

In den letzten Minuten der Ausstrahlungszeit führte der Nachrichtensender ein Telefoninterview mit der HDP Kovorsitzenden Figen Yüksekdag, die darauf aufmerksam machte, dass der türkische Staat mit einer breit angelegten Medienzensurkampagne derzeit versuche, seine Vergehen in den kurdischen Siedlungsgebieten des Landes zu verdecken. Ziel sei es, über gleichgeschaltete Medien eine unkritische Bevölkerung im Land zu erzeugen. Doch diese Versuche würden am Widerstand der Bevölkerung scheitern und hätten trotz aller Repressionsmaßnahmen der AKP keine Aussicht auf Erfolg.

Nach dem Gespräch mit Yüksekdag führte die Moderatorin von MedNuce TV ein weiteres Telefoninterview mit der Kovorsitzenden der Demokratischen Partei der Regionen (DBP), Sebahat Tuncel. Diese rief in den letzten Minuten der Sendezeit des Fernsehsenders die Zuhörerschaft dazu auf, die Familienpatenschafts-Kampagne des Rojava-Hilfsvereins zu unterstützen. „Viele Familien in Şirnex (Şirnak) befinden sich in derzeit in einer dringenden Notsituation“, so Tuncel. In der Folge der Ausgangssperren und des Angriffskrieges des türkischen Staates gegen die Bevölkerung der Stadt, hätten viele Familien ihre Wohnungen und Häuser verloren und würden derzeit in Zelten leben. Tuncel erklärte, dass dies bei den derzeit schnell sinkenden Temperaturen in der Region eine äußerst schwierige Situation darstelle. Ähnlich schwer sei die Situation auch in der Stadt Nisebîn (Nusaybin). Weitere Informationen zu der Kampagne der Familienpatenschaften finden Sie hier.

Bevor die Ausstrahlung des Senders um 10 Uhr gestoppt wurde, erklärte die Moderatorin von MedNuce TV noch, dass ihr Sender den Widerstand der Bevölkerung gegen die Ausgangssperren und den Angriffskrieg des türkischen Staates gegen die kurdischen Städte von Anfang an begleitet habe. Dies sei der AKP-Regierung stets ein Dorn im Auge gewesen, da dadurch eine breitere Öffentlichkeit über die Kriegsverbrechen der türkischen Armee in Nordkurdistan informiert worden sei. Auch die Kampagne für die Familienpatenschaften für die Menschen, die im Zuge der Zerstörung durch Ausgangssperren ihre Wohnungen und Häuser verloren hatten, hat der Sender in mehreren Sondersendungen unterstützt und publik gemacht.

Der Fernsehsender MedNuce TV wurde im Jahr 2013 ins Leben gerufen, nachdem zuvor dem kurdischen Fernsehsender Roj TV im Jahr 2012 ebenfalls der Sendeplatz durch Eutelsat entzogen worden war.