Salih Muslim: “Türkei und Iran hetzen offen gegen KurdInnen”

salih-muslimSerkan Demirel, Journalist, September 2015

Der Ko-Vorsitzende der Partei der demokratischen Einheit PYD, Salih Muslim, erklärte, dass die Schaffung einer Sicherheitszone [im Nordirak] nicht die Realität widerspiegelt und die Türkei in dem Fall Widerstand überall auf der Welt bekommen würde. Weiter sagt er, dass die Türkei noch keine klare Position gegenüber dem Islamischen Staat IS eingenommen habe und sich für eine Seite entscheiden soll: für die Kurden oder den IS.
Salih Muslim spricht gegenüber der Nachrichtenagentur ANF die aktuellen Ereignisse in Rojava, die türkische Politik in dem Gebiet und die Gespräche für die Zukunft Syriens bei den UN an.

DER PLAN DER TÜRKEI WIRD ERFOLGLOS BLEIBEN

Nach Salih Muslim bestimmt weiterhin der Widerstand der YPG, YPJ (Volks- und Frauenverteidigungseinheiten) und seinen Alliierten gegen den IS das Geschehen in Rojava. Die Türkei hat in letzter Zeit oftmals das westlich vom Fluss Euphrat gelegene Gebiet “Jarablus” als rote Linie erwähnt. Der Ko-Vorsitzende der PYD erklärte dazu: “In dem Gebiet herrscht Chaos und viele Mächte sind dort vertreten. Die Türkei versucht das Durcheinander für sich zu nutzen und will seine geplante Politik durchsetzen. Aber alle erträumten Pläne der Türkei waren und werden nicht erfolgreich sein.”

DIE KONTROLLE EINER MÖGLICHEN SICHERHEITSZONE GEHÖRT DER YPG

Nach Muslim stehe die von der Türkei in letzter Zeit oftmals geforderte Sicherheitszone nicht in Einklang mit den internationalen Mächten und spiegele in keinster Weise die Realität wider. Desweiteren mahnt Muslim vor einer solchen Sicherheitszone: “Die internationale Gemeinschaft wäre gegen die Türkei. In letzter Zeit wird oft über ein vom IS-gesäubertes Gebiet gesprochen, obwohl unsere befreiten Gebiete auch frei vom IS sind. Kobanê und Girê Spî sind vom IS befreit. In dem Gebiet gibt es weder Kämpfer des IS, noch vom Regime. Die Kontrolle unterliegt der YPG und seinen Alliierten. Bei einer möglichen vom IS-gesäuberten Zone kann nur die YPG als Kontrollmacht in Frage kommen.Die internationale Staatengemeinschaft weiß, dass viele Gebiete schon gesäubert sind.”

DIE TÜRKEI HAT ZWEI WAHLOPTIONEN

In der geforderten Sicherheitszone leisten schon lokale Kräfte Widerstand, so Salih Muslim und führt weiter aus, dass diese mit der YPG in Kontakt stehen. Zum Beispiel ist die revolutionäre Armee, Çeyşul Suwar, eine effektive Kraft in dem Gebiet. Wenn die Türkei keine abweichende Politik verfolgt, akzeptiert sie diese Kräfte, welche dann für die Existenz der dort lebenden Völker zuständig sind. Jegliche eigen initiierte Politik in dem Gebiet sehen wir nicht als Kampf gegen den IS an und würde von uns mit Widerstand beantwortet werden. Die Türkei hat bislang ihre Position gegenüber dem IS nicht klar ausgedrückt, was auch von internationalen Mächten registriert wurde. In der nächsten Phase hat die Türkei keine andere Wahl als sich für die Kurden oder den IS zu entscheiden.”

IN INTERNATIONALEN GESPRÄCHEN WIRD DAS MODELL ROJAVA BESPROCHEN

Der UN-Beauftragte in Syrien Staffan de Mistura hat erstmals einen Plan für Syrien vorbereitet, der eine ernste Unterstützung, insbesondere von den USA und Russland findet und auch von der PYD akzeptiert wird. Der Plan soll Mitte dieses Monats fertiggestellt werden und wurde ebenso von vielen oppositionellen Gruppen begleitet.
Herr Muslim erklärte, dass in diplomatischen Gesprächen das Modell Rojava in Hinblick auf die Zukunft Syriens oft diskutiert wurde. Ebenso kam man zu dem Fazit, dass außer den Kurden keine andere Gruppe/Organisation einen Plan für Syrien hat. Es zeigt sich immer mehr, dass das System Rojava nicht vor hat sich von Syrien zu trennen, sondern ein Vorzeigemodell für den kompletten Nahen Osten darstellt. Jeder erkennt dieses Modell mit Erstaunen und wird Zeuge dieser Konstruktion. Die Gespräche für das Konstruieren eines solchen Modells haben schon begonnen, so Muslim.

DER IRAN UND DIE TÜRKEI SIND KURDENFEINDLICH

Letztlich sagt Salih Muslim noch, dass einige ihre alte Kraft in Syrien weiter verlieren und eine Antipropaganda gegen Rojava betreiben: “Die Türkei und der Iran hetzen offen gegen Kurden”. Das von Rojava erschaffene Modell genießt trotz intensiver Schmutzkampagnen der beiden Länder hohes Ansehen bei den Europäern und den internationalen Kräften in Hinblick auf die Zukunft Syriens.