Der Kampf um Şengal: Der IS wird immer weiter zurückgedrängt

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Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V, 25.12.2014

Am 20. Dezember konnten erstmals kurdische bewaffnete Einheiten seit der Einnahme von Şengal durch den Islamischen Staat (IS) am 03. August in die Stadt vordringen. Seitdem kommt es dort jedoch zu schweren Auseinandersetzungen mit dem IS. Der IS verliere zwar immer weiter an Boden, aber er kontrolliere immer noch rund 60 bis 70% der Stadt. Zudem versucht der Islamische Staat aus der benachbarten Stadt Tal Afar weitere Kräfte in Richtung Şengal zu ziehen.

Auf der kurdischen Seite nehmen im Kampf gegen den IS in Şengal neben den lokalen Einheiten der Şengal-Verteidigungseinheiten (YBŞ) und Einheiten der Volks- und Frauenverteidigungskräfte (HPG und YJA-Star) auch Einheiten der südkurdischen Peshmerga teil. Laut örtlichen Informationen befinden sich derzeit rund 300 bis 400 Kräfte der YBŞ und der HPG/YJA-Star in Şengal. Die Zahl der Peshmerga-Einheiten an der Front hingegen soll deutlich geringer sein und bei etwa zwei Dutzend liegen. Gestern erreichte uns die Meldung, dass die Peshmerga große Teile ihrer Kräfte wieder aus der Stadt abgezogen habe. In anderen Berichten heißt es, dass die Peshmerga vor allem für den Schutz der befreiten Gebiete verantwortlich sei, während die Einheiten der HPG und YJA-Star aufgrund ihrer Erfahrung im Guerillakrieg den Kampf gegen den IS an der Front führen.

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Pressemitteilung vom Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V, 21.12.2014

Die Pressestelle der Volksverteidigungseinheiten (YPG) hat in einer schriftlichen Erklärung bekanntgegeben, dass das Stadtzentrum von Şengal am 20. Dezember von den Kämpfern des Islamischen Staates (IS) befreit worden ist. Die Einheiten der YPG sind demnach mit den Şengal-Verteidigungseinheiten (YBŞ) und den Volksverteidigungseinheiten (HPG) in einer gemeinsamen Aktion gegen 12 Uhr Ortszeit in das Stadtzentrum vorgedrungen und haben nach etwa zwei Stunden anhaltenden heftigen Auseinandersetzungen den IS zum Rückzug gezwungen. Weitere Informationen zu der Operation werde man zeitnah mit der Öffentlichkeit teilen, hieß es weiter in der Erklärung.

Der Vorsitzende der Demokratischen Bewegung der Êzîden (TEVDA) Seid Hesen Seid, der den Vorstoß nach Şengal begleitete, erklärte, dass gegen 12 Uhr auch die Einheiten der Peshmerga bis zu den Außenbezirken der Stadt vorgedrungen waren. Die südkurdischen Peshmerga Einheiten hatten bereits am 17. Dezember mit Unterstützung der US-Luftwaffe eine Großoffensive gegen den IS gestartet und waren infolgedessen bis zum Şengalgebirge vorgedrungen.

Murat Karayilan, Exekutivvorstand der HPG, rief unterdessen dazu auf, dass die rund 10.000 Menschen, die auf dem Şengalgebirge ausgeharrt haben, nun nicht die Region verlassen sollten. „Wir rufen die Menschen aus Şengal dazu auf, jetzt nicht ihre Heimat zu verlassen. Auch die südkurdischen Parteien, vor allem die Demokratische Partei Kurdistan (PDK) sollte diese Menschen nicht zur Emigration bewegen. Im Gegenteil, die Bevölkerung von Şengal sollte in ihre Heimat zurückkehren und alle Kräfte sollten dafür Sorge tragen, dass diese Menschen ihr Leben in der Stadt wiederaufbauen können“, so Karayilan.

Am 03. August hatte der IS die Kontrolle über das Stadtzentrum und die Dörfer von Şengal erlangt. Infolgedessen waren zehntausende Menschen auf das Şengalgebirge geflohen. Diese Menschen konnte nur durch einen schnellen Vorstoß der YPG und HPG zu dem Gebirge vor der IS gerettet werden. Bis zuletzt harrten etwa 10.000 Êzîdinnen und Êzîden auf dem Gebirge aus.