Die Zerstörung von Diyarbakir und das Schweigen der Unesco

Wie ein Konflikt zur Gentrifizierung und demographischen Veränderung benutzt wird

Ercan Ayboğa (Umweltingenieur, von 2015 bis 2017 in der Stadtverwaltung Diyarbakir) und Stephan Dömpke (Gründer und Vorsitzender von World Heritage Watch) berichten, wie Diyarbakir mit seiner Festung, Altstadt und den Hevselgärten zunächst 2015 in die UNESCO Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen und wenige Monate später von der türkischen Regierung systematisch abgeriegelt und anschließend Schritt für Schritt zerstört wurde. Die systematische Zerstörung von Diyarbakir durch die eigene Regierung aus politischen Gründen ist in der Geschichte der UNESCO einmalig. Sie berichten, wie die anhaltenden Bemühungen bei der UNESCO trotz klarer Beweislage (Gespräche, ausführliche Berichte und …

Fotografie im Ausnahmezustand

Fotografie im Ausnahmezustand

Die Altstadt von Diyarbakir – Sûr – Wie ein UNESCO-Weltkulturerbe zerstört wird.

Die Stadt Diyarbakir, im kurdischen Südosten der Türkei auf einem Plateau am Tigris gelegen, hat seit mehr als 4000 Jahren unterschiedliche östliche und westliche Kulturen erlebt. Als politisches und ökonomisches Zentrum hatte sie immer eine besondere geopolitische Bedeutung.

Mit ihrem multikulturellen und multikonfessionellen Charakter ist Sûr, die Altstadt von Diyarbakir innerhalb der 6 km langen, erhaltenen Festungsmauern bis heute von vielfäItigen städtischen Strukturen geprägt, zu denen archäologische Stätten und eine typische Architektur mit Bürgerhäusern, religiösen Stätten wie Moscheen und Kirchen und öffentlichen Bauten gehört.

Mit …

Anatomie einer Zerstörung

Ercan Ayboga, Plattform »Nein zur Zerstörung von Sur, Diyarbakır«; für den Kurdistan Report September/Oktober 2017

Nachdem Suriçi – Teil der UNESCO-Welterbestätte »Festung von Diyarbakır und Kulturlandschaft Hevselgärten« – im Winter 2015/2016 Schauplatz von Kämpfen zwischen kurdischen RebellInnen und türkischen Staatskräften war, wird die Altstadt systematisch vom türkischen Staat zerstört. Durch Enteignung wird die politisierte kurdische Bevölkerung vertrieben und das Gebiet kommerzialisiert. Von der Gentrifizierung ist auch das angrenzende Tigristal betroffen.

Diyarbakır – heute auch Amed genannt – ist mit seiner geopolitisch wichtigen Lage am Tigris seit mehr als 4.000 Jahren eine Stadt, die von einer Reihe östlicher und westlicher Zivilisationen …

Kann der Kampf der Zivilgesellschaft verboten werden?

sarmasik_amedNurcan Baysal für das Nachrichtenportal T24, 14.11.2016

Es war das Jahr 2004. Der Ausnahmezustand war gerade zu Ende und Diyarbakır hatte begonnen, die Wunden, die durch die Zerstörung und der Krieg erzeugt wurden, zu pflegen. Unter der Führung von Osman Baydemir, dem damaligen Oberbürgermeister von Diyarbakır, wurde eine große und äußerst traurige Versammlung abgehalten. Mit den Bildern von der Armut auf den Straßen von Diyarbakır wurde über die Armutsfrage in der Region diskutiert. Manchmal wurden diese  Darstellungen von Tränen begleitet. Bei dieser Versammlung beschlossen die aus Diyarbakir stammenden Menschen:  „Ohne Zeit zu verlieren, müssen wir den Kampf gegen die Armut …

Internationale Delegationen gegen die Ausgangssperren

civaka azadAufruf zur Reise in die kurdischen Ausnahmezustandsregionen in der Türkei, Januar 2015

Seit August 2015 erschießen türkische Polizisten und Militärs in den kurdischen Provinzen der Türkei fast täglich ZivilistInnen, ganze Städte befinden sich durch militärische Belagerung im Ausnahmezustand. Insgesamt starben bei den Angriffen bisher mindestens 186 Zivilist_innen, darunter viele Frauen, Alte und Kinder. Städte wie Diyarbakir/Sur, Silvan, Silope, Cizre, Sirnak, Yüksekova und Nusaybin sind mittlerweile zum Teil zerstört – ein normales Leben ist dort seit Wochen nicht mehr möglich. Wohnhäuser werden von der türkischen Armee auch mit Panzern und Raketen beschossen, Jugendliche von Sondereinheiten des Militärs zum Beispiel in der …