[Update I]Cizîr: 30 verbrannte Leichname in einem Keller entdeckt

CizîrPressemitteilung Von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 08.02.2016

Am Tag des Besuchs von Bundeskanzelerin Angela Merkel beim türkischen Staatspräsidenten Erdogan erreichen uns neue Schreckensmeldungen aus der von den türkischen Soldaten belagerten kurdischen Stadt Cizîr (trk. Cizre). Der HDP Abgeordnete Faysal Sariyildiz berichtet der Nachrichtenagentur Firat (ANF), dass in einem Keller in Cizîr bis zu 30 völlig ausgebrannte Leichname entdeckt worden seien. „Aus einem zweiten Gebäude hatten wir die Meldung erhalten, dass eine Vielzahl von Menschen, darunter auch Verletzte, festsitzen. Auch hier erreichen uns Meldungen, dass rund ein Dutzend von ihnen ermordet worden sind“, so Sariyildiz. Der HDP Abgeordnete spricht von einem der größten Massaker der letzten Jahre.

Yüksek: “Beide Häuser sind erstürmt worden – Dutzende Tote”

Auf einer aktuellen Presseerklärung (Stand 08. Februar 12 Uhr) erklärte der Co-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Regionen (DBP), Kamuran Yüksek, dass wohl beide Wohnhäuser, in denen die Verletzten sich befunden haben, erstürmt worden seien. Ohne eine genaue Zahl nennen zu können,  berichtet Yüksek, dass das Gesundheitspersonal von Dutzenden Toten spricht. Am Sonntagabend berichtete das türkische Staatsfernsehen TRT, dass „60 Terroristen außer Gefecht gesetzt worden sind“. Am heutigen Morgen wurde diese Zahl nicht mehr bestätigt.

Seit dem 14. Dezember herrscht in der kurdischen Stadt Cizîr, über das ein Ausgangsverbot verhängt wurde, Ausnahmezustand. Am 22. Januar wurde ein Wohngebäude, in dessen Keller rund 30 Menschen festsaßen, durch das türkische Militär belagert. Später war von noch einem zweiten Haus mit einer Vielzahl von eingeschlossenen Menschen die Rede. Obwohl sich in beiden Wohnhäusern viele Verletzte, später wohl auch Tote, befanden, hat das türkische Militär den Zugang von Krankenfahrzeugen zu den Wohnhäusern konsequent verhindert. Konnte der HDP Abgeordnete Sariyildiz zunächst noch telefonisch Kontakt zu den festgesetzten Personen aufnehmen, gab es in den letzten zehn Tagen keinerlei Kontakt mehr zwischen den Verletzten und der Außenwelt.

Die Menschenrechtsstiftung der Türkei (TIHV) hat am Wochenende einen Bericht zu den Folgen der Ausgangssperren in den kurdischen Siedlungsgebieten veröffentlicht. So sind seit der Ausrufung der ersten Ausgangssperre am 16. August 2015 mindestens 224 Zivilisten, darunter 42 Kinder, ums Leben gekommen. Mindestens 31 Menschen erlagen ihren Verletzungen, weil das türkische Militär den Zugang von Krankenfahrzeugen zu verletzten Personen verhindert hat.

 

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In der ersten Version dieser Meldung hieß es laut eines Zitats von Faysal Sariyildiz, dass in einem zweiten Gebäude 62 Menschen festsitzen würden. Allerdings bezieht sich diese Zahl wohl auf die Gesamtanzahl der Menschen, die in beien Wohngebäuden festsitzen. Gerade im Hinblick auf die Zahlen gibt es widersprüchliche Informationen. Wir sind um eine Aufklärung bemüht.