Kurdistan Nationalkongress (KNK), 19.02.2017
Am 1. Februar verhängte die türkische Regierung eine Ausgangssperre für neun Dörfer, die an die Kreisstadt Nisebîn (Nusaybin, Provinz Mêrdîn/Mardin) angebunden sind. Am nächsten Tag wurden die Ausgangssperren für acht Dörfer aufgehoben, in dem Dorf Xerabê Bava hielt sie jedoch an. Während der anhaltenden Ausgangssperre wurden drei Personen hingerichtet, Häuser in Brand gesteckt und zerstört, viele Dorfbewohner wurden festgenommen. Die Streitkräfte haben die Telefon- und Internetleitungen gekappt, das Dorf wurde mit Tränengas angegriffen und der Transport von Verwundeten ins Krankenhaus nicht erlaubt. Das Embargo gegen Xerabê Bava hält weiterhin an. Neben den hingerichteten drei Personen wurde nach Zeugenaussagen 39 Personen gefoltert. Von zwei Personen fehlt jede Spur. Das Dorf ist abgeriegelt und von der Außenwelt isoliert.
Folter und Festnahmen
Örtlichen Berichten zufolge wurden zahlreiche Bewohner des Dorfes von den „Anti-Terroreinheiten“ festgenommen. Weiter wird berichtet, dass die Festgenommen zunächst öffentlich auf einem zentralen Platz des Dorfes gefoltert wurden, bevor man sie abführte. Über den Verbleib von zwei Dorfbewohnern herrscht völlige Unklarheit.
Die HDP Abgeordnete Feleknas Uca zeigte sich besorgt über den anhaltenden Staatsterror im Dorf Xerabê Bava und erklärte, dass aufgrund der Ausgangssperre und des Embargos keine klaren Nachrichten aus dem Dorf zu erhalten seien. “Die Dorfbewohner sind in ihren Häusern quasi eingesperrt. Die Menschen können das Dorf nicht verlassen. Wir wissen nicht, was in diesem Dorf passiert“, so Uca.
Uca erklärte weiter, dass die Ausgangssperre weiterhin aufrecht erhalten wird, obwohl die militärische Operation im Dorf für beendet erklärt wurden. Womöglich versucht der Staat nun die Spuren nun zu verwischen. “Zur Stunde können wir keine klare Aussage über die Ereignisse machen, außer dass drei Personen hingerichtet wurden. Uns, einer Delegation von Abgeordneten der HDP, wird der Zutritt ins Dorf verweigert.“
Dringender Appell
Seit letztem Jahr wurden zahlreiche kurdische Dörfer und Bezirke wie Gimgim (Varto), Cizîr (Cizre), Sur, Silopî, Hezex (Idil), Nisebîn, Gever (Yüksekova), Dêrik, Kerboran (Dargeçit), Şirnex (Şırnak), Farqin (Silva), Bağlar, Bismil und Qoser (Kiziltepe) durch den türkischen Staat zerstört und hunderte von Zivilisten ermordet. Jetzt ist das Dorf Xerabê Bava im Bezirk Nisebîn von der Zerstörung betroffen.
Wir rufen die internationalen Institutionen und Öffentlichkeit dazu auf, die nötigen Maßnahmen gegen die Staatsverbrechen der Türkei zu unternehmen und diesem Verbrechen endlich ein Ende zu machen.