Unterstützung für ein demokratisches Experiment

Syrian kurdistan. Fin de journée, retour du travail dans les champs.
IS zerstört medico-Projekt in Kobane, 28.10.2014

Die Nothilfe für das kurdische Rojava und die Flüchtlinge geht weiter. Jetzt erst recht!
Mehr als 100.000 Menschen aus dem kurdisch-syrischen Kanton Kobane (arabisch: Ain al-Arab) sind auf der Flucht vor der IS-Miliz…
Durch die Angriffe des IS auf Kobane wurde auch ein Krankenhaus des kurdischen Roten Halbmondes zerstört. In diesem Gebäude war die von medico international unterstützte Blutbank untergebracht. Aber die solidarische medico-Winterhilfe für Rojava geht weiter. Denn die Kälte kommt und Kobane braucht weiter unsere Solidarität.

Jetzt erst recht!

Noch vor Ausbruch der Kämpfe gelang es medico international zusammen mit der medizinischen Kommission von Kobanê diese Blutbank in die bedrängte Enklave zu bringen. Auf der türkischen Seite der Grenze versorgen unsere lokalen Partner Flüchtlinge aus Kobane, die jetzt für die ersten Nächte mit Decken versorgt werden, die medico in einer schnellen Hilfsaktion auf Anfrage der kurdischen Bürgermeisterin von Suruc per LKW an die Grenze bringen konnte. Unsere Partner berichten: „Die Flüchtlinge campieren in den Parks und auf der Straße. Sie verweigern die Aufnahme in die staatlichen Flüchtlingscamps der türkischen Regierung, da diese in ihren Augen nicht der Hilfe, sondern der Kontrolle dienen”. Unsere Partner sagen aber auch: „Wir möchten betonen, dass wir zur Zeit etwas ganz anderes brauchen als Decken und Nahrungsmittel”. Alle unsere Kontakte sind nicht nur über den Beginn der Häuserkämpfe in Kobane entsetzt, sondern auch über die bislang allenfalls zögerliche internationale Unterstützung für die belagerte Stadt: „Warum wird die die Türkei nicht gezwungen die Grenze für uns und für Kobane zu öffnen? Wir verlangen den freien Zugang nach Kobane für alle die tatsächlich helfen wollen, sei es die Verwundeten zu retten, sei es die Stadt gegen den islamistischen Terror zu verteidigen. Warum wird uns dieses Menschenrecht verweigert?”

Grenzüberschreitende Nothilfe

Es braucht nicht nur Hilfe für die Flüchtlinge auf der türkischen wie der syrischen Seite der Grenze. Es braucht blutstillende Arzneimittel für all jene, die ihre Stadt Kobanê nicht dem Terror der IS-Milizen preisgeben wollen. Die Türkei muss ihre Grenze für die humanitäre Hilfe endlich öffnen. Sie muss es ermöglichen, dass die bedrängte kurdische Bevölkerung die Möglichkeiten bekommt, ihre eigene Stadt in Syrien zu schützen.
Spenden für die Nothilfe im kurdisch-syrischen Rojava und die Flüchtlinge

Nein zu religiösem Terror und autoritärer Gewalt. Syrien braucht Frieden und Demokratie. Unterstützen Sie die humanitäre Nothilfe für die kurdischen Flüchtlinge in der Türkei und kurdischen Gebiete in Syrien! Jede Spende zählt.

Spendenstichwort: „Rojava“
Spendenkonto:
medico international
Konto-Nr. 1800
Frankfurter Sparkasse
BLZ 500 502 01
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medico international ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Spenden sind daher steuerlich absetzbar. Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) bescheinigt medico international einen sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern.

Verbreiten und bestellen Sie auch kostenlos unseren Aufruf „Unterstützung für ein demokratisches Experiment – Die kurdische Region Rojava in Syrien braucht Hilfe in der Not!”.

Wir bitten um Ihre Unterstützung unter dem Spendenstichwort: Rojava.

 

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Spendenaufruf: “Das kurdische Rojava in Syrien braucht Hilfe in der Not!”, 09.04.2014

Syrien braucht jetzt Frieden und Demokratie. Rojava in Syrien braucht heute unsere Anerkennung und Solidarität. Unterstützen Sie die humanitäre Nothilfe für die kurdischen Gebiete in Syrien!

Die Ereignisse in Syrien sind eine beschämende menschliche Katastrophe. Nunmehr im vierten Jahr wird versucht, eine unverhofft aufgebrochene Freiheitsbewegung mit exzessiver Gewalt blutig zu ersticken. Aus einem gesellschaftlichen Aufbegehren für Rechte und Gerechtigkeit wurde in Folge ein bewaffneter Aufstand, der in einen innersyrischen Bürgerkrieg mündete, der zugleich auch ein Stellvertreterkrieg regionaler und internationaler Einflussmächte ist.

Doch auch wenn sich das ursprüngliche Demokratieversprechen nicht erfüllt hat: die noch bis vor kurzem allgegenwärtige Hegemonie der alten Republik der Angst ist gebrochen. Das öffnet, trotz allem, auch unverhoffte Räume für die, die sich der autoritären Herrschaft im Namen der eigenen wie der Freiheit aller zu widersetzen wagten. Vielleicht ist dies nirgends deutlicher zu spüren als in den kurdischen Gebieten Nordsyriens.

Kurdischer Aufbruch in Gefahr

Die Kurden sind die größte ethnische Minderheit des Landes. Sie nennen den von ihnen bewohnten Teil: Rojava, der kurdische „Westen“. Die Region besitzt eine einzigartige kulturelle und religiöse Vielfalt. Der weitgehende Rückzug der Staatsmacht hat für die 2,5 Millionen Menschen, die diesen Westen bewohnen, das Fenster zur lang ersehnten Autonomie aufgestoßen. Heute erproben sie das Experiment einer direkten kommunalen Demokratie und damit auch die Möglichkeit gesellschaftlicher Konfliktlösungen jenseits der alten von Überwachen und Strafen geprägten Kultur der Gewalt. Ihre politischen Organe legen Wert auf einen hohen Anteil von Frauen. Ein neues Gesundheitswesen wird aufgebaut, ebenso eigene Sicherheitskräfte. In den Schulen lernen die Kinder neben Arabisch neuerdings auch Kurdisch – ein absoluter Tabubruch.

Dieses friedenspolitisch wichtige Vorhaben, für das Rojava steht und in dem mehr als 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge aus den syrischen Bürgerkriegsregionen Schutz gefunden haben, ist bedroht. Jenseits der Grenze blockiert die Regionalmacht Türkei bewusst die Nothilfe für Kurdistan in Syrien. Auch von der irakisch-kurdischen Seite wird der freie Warenverkehr behindert. Innerhalb Syriens legen radikalreligiöse Milizen aus dem Al-Qaida-Netzwerk einen Belagerungsring um die kurdischen Siedlungsgebiete. Die islamistischen Eiferer verzeihen den Kurden weder ihr Experiment einer demokratischen Selbstverwaltung noch die garantierte Gleichberechtigung der Frau.

Der Auswirkungen des Krieges haben längst auch Rojava erreicht. Wichtige Medikamente sind nicht mehr vorhanden. Infektionskrankheiten brechen wieder aus. Es gibt kein Insulin, chronisch Kranke wie Diabetiker, Nierenkranke und Krebspatienten können nicht mehr versorgt werden. Es fehlen Grundnahrungsmittel – wie Zucker, Öl, Reis und Tee – sowie Heizstoffe für Notunterkünfte.

Für ein freies Rojava und ein freies Syrien

Die Geschichte hat bewiesen, dass sich jede neu entstehende Demokratie immer auch aus der Möglichkeit ihrer selbst begründet, aus ihrer besonderen Differenz und Andersartigkeit zu der Gewalt, der sie entgegentritt. Die Kurden Syriens, jahrzehntelang die Ausgeschlossenen unter den Ausgeschlossenen, haben jetzt ihr Recht zu sprechen, zur kulturellen Sichtbarkeit und zu einer selbstbestimmten politischen Existenz erobert. Sie begreifen sich als unverzichtbarer Bestandteil eines künftigen föderalen und freien Gemeinwesen aller Syrer.

Wir treten für den syrischen wie kurdischen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit ein. Das demokratische Experiment in Rojava hat der ethnisch-kulturellen, religiösen und demokratiepolitischen Vielfalt in Syrien neues Leben verliehen. Syrien braucht jetzt Frieden und Demokratie. Rojava in Syrien braucht heute unsere Anerkennung und Solidarität.

Dieser Aufruf wird getragen von medico international und Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.  

Unterstützen Sie die Nothilfe für die kurdischen Gebiete in Syrien!

Das Spendenstichwort der Solidarität lautet: „Rojava“.

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Kontodaten:

Kontoinhaber: medico international e.V.
Spendenkonto: 1800 (IBAN: DE21 5005 0201 0000 0018 00)
BLZ; 500 502 01 (BIC: HELADEF1822)
Stichwort: Rojava
Frankfurter Sparkasse

 

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Aufrufs

Prof. Elmar Altvater (Freie Universität Berlin)
Imran Ayata (Autor, Berlin)
Ercan Ayboga (Internationaler Sprecher der Initiative zur Rettung von Hasankeyf, Erfurt)
Jan Ole Arps (Redaktion ak – analyse & kritik)
Edgar Auth (Journalist, Bonn)
Dr. Manuela Bojadzijev (Humboldt-Universität, Berlin)
Christine Buchholz (Mitglied des deutschen Bundestages, DIE LINKE)
Prof. Andreas Buro (Friedenspolitischer Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie, Koordinator des Dialog-Kreises: „Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt zwischen Türken und Kurden“, Grävenwiesbach)
Reiner Braun (Geschäftsführer der IALANA, Berlin)
Dr. Mario Candeiras (Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Murat Cakir (Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen, Forum für Bildung und Analyse e.V.)
Noam Chomsky (Massachusetts Institute of Technology, USA)
Dersim Dagdeviren (Ärztin und Vorsitzende des Netzwerks kurdischer Akademiker und Akademikerinnen -KURD-AKAD e.V.)
Prof. Alex Demirovic (Berlin)
Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Deppe (Sozialmediziner, Frankfurt)
Krishanti Dharmaraj (Gründer und Vorsitzender von Dignity Index, San Francisco, USA)
Helmut Dietrich (Forschungsgesellschaft Flucht und Migration e.V., Berlin)
Iñaki Irazabalbeitia Fernández (Mitglied des Europäischen Parlaments, Fraktion die Grünen/Freie Europäische Allianz, Baskenland, Spanien)
Dr. Gundi Dilberz (Historiker und Dichter, Berlin)
Aref Gabeau (Journalist und Menschenrechtler)
Prof. Dr. med. Gerhard Garweg (Arzt, Hamburg)
Thomas Gebauer (Geschäftsführer medico international, Frankfurt)
Yvonne Gilli (Ärztin und Parlamentarierin, Grüne Partei der Schweiz)
Prof. David Graeber (London School of Economics and Political Science; Großbritannien)
Prof. Andrej Grubacic (California Institute of Integral Studies, San Francisco, USA)
Prof. Michael M. Gunter (Tennessee Tech University, USA)
Dr. Zaradachet Hajo (Sprachwissenschaftler, ehem. Präsident des kurdischen PEN-Zentrums, Bremen)
Tariq Hamo (Journalist, Münster)
Prof. Michael Hardt (Duke University, North Carolina, USA)
Maja Hess (Ärztin und Präsidentin medico international Schweiz)
Prof. Dr. Sabine Hess (Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Universität Göttingen)
Srécko Horvat (Philosoph, Zagreb, Kroatien)
Kirsten Huckenbeck (Redaktion express, Dozentin FH Frankfurt)
Ehmed Huseynî (Dichter, London, Großbritannien)
Dr. Serhat Karakayali (Humboldt-Universität, Berlin)
Lucina Kathmann (Vizepräsidentin des Internationalen PEN-Zentrums, Mexico)
Rodi Khalil (Maler und Mosaikkünstler, Bremen)
Angela Klein (Redaktion Sozialistische Zeitung – SoZ, Köln)
Christoph Kleine (Interventionistische Linke)
Jürgen Klute (Mitglied des Europäischen Parlaments, DIE LINKE)
Yüksel Koc (Co-Vorsitzender der Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland, YEK-KOM e.V., Bremen)
Hagen Kopp (kein mensch ist illegal, Hanau)
Prof. Sandro Mezzadra (Universität Bologna, Italien)
Abdulkadir Musa (Dichter, Berlin)
Prof. Dr. Ueli Mäder (Soziologe, Universität Basel, Schweiz)
Prof. Dr. Ronald Mönch (Jurist, Bremen)
Wolf-Dieter Narr (Freie Universität Berlin)
Toni Negri (Philosoph, Paris, Frankreich)
Jürgen Neitzert (Franziskaner, Köln)
Margaret Owen O.B.E (Direktorin Widows for Peace Through Democracy, London, Großbritannien)
Dr. Gisela Penteker (Ärztin, Hemmoor)
Prof. Dr. Norman Paech (Völkerrechtler, Hamburg)
Elias Perabo (Adopt A Revolution, Berlin)
Ulf Petersen (Kampagne TATORT Kurdistan, Köln)
Dr. Michael Ramminger (Katholischer Theologe, Institut für Theologie und Politik, Münster)
Moustafa Rechid (Schriftsteller, Kaiserslautern)
David Romano (Missouri State University, Springfield, USA)
Clemens Ronnefeldt (Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes, Freising)
Claudia Roth (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, MdB Bündnis 90/Die Grünen)
Werner Rätz (KoKreis Attac Deutschland, Bonn)
Prof. Michael Rubin (American Enterprise Institute, Washington, D.C., USA)
Memo Sahin (Dialogkreis „Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt zwischen Türken und Kurden“, Köln)
Shreen Abdul Saroor (Women’s Action Network Sri Lanka, Colombo)
Norbert Schepers (Leiter des Bremer Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Dr. Omar Sharaf (Dozent, Ruprecht Karl Universität, Heidelberg)
Prof. Werner Schiffauer (Sprecher des Rats für Migration/RfM, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder)
Bart Staes (Mitglied des Europäischen Parlaments, Die Grünen-Belgien)
Mani Stenner (Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative, Bonn)
Dr. Lokman Turgut (Kurdologe, Erfurt)
Peter Wahl (WEED – Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung, Berlin)
Dr. Florian Wilde (Mitglied im Parteivorstand DIE LINKE)
Helim Yusiv (Schriftsteller, Wuppertal)
Uta Zapf (Mitglied des deutschen Bundestages a.D., SPD, Offenbach)
Raul Zelik (Autor, Berlin)