Das Rennen um Al Bab

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Anja Flach, Ethnologin, Informationsstelle Kurdistan, 24.11.2016

Seit Tagen gewinnt das „Rennen um Al Bab“, in der strategisch wichtigen Shahba Region zwischen Kobani und Afrin, an Fahrt. Während die YPG/YPJ aus der Region westlich des Euphrat abgezogen waren, um ihre volle Kraft in der Raqqa-Operation einzusetzen, begann die türkische Armee mit ihren jihadistischen Stellvertretern, die von den SDF im August befreiten Gebiete um Manbij anzugreifen. Erdogan erklärte in den letzten Tagen immer wieder, man werde zunächst Al Bab und dann Manbij mit der Operation „Euphrat Shield“ einnehmen.

Allerdings hatten die SDF und als Teil davon auch der Manbij Militärrat (MMC) in den letzten Tagen Dörfer von Daesh befreien können. Ziel der SDF ist nach wie vor  davor, die beiden Kantone Afrîn und Kobanî miteinander zu verbinden.

Beide Parteien wollen offensichtlich Fakten schaffen, bevor im Januar, nach der Präsidentschaftsübernahme Trumps die Karten neu gemischt werden. Nach Informationen des Wall Street Journal hat sich Trumps Sohn in Paris mit Unterstützern der russischen Regierung getroffen, um über eine Lösung der Situation in Syrien zu diskutieren.

Gestern am 23.11. hat die türkische Armee verschiedene Dörfer Bersaya, Jubb ad Dam (Qanlê Qoyê), Yulanli, Jubb al-Barazi und Sheikh Nasser, nördlich der Kleinstadt Arimah nach Bombardements durch ihre Luftwaffe eingenommen. Diese Dörfer waren im Sommer durch die SDF/ MMC von Daesh/IS befreit worden. Bei den Bombardierungen sollen neben Kämpfern der SDF auch sechs ZivilistInnen getötet worden sein, darunter auch Kinder. Der MMC konnte drei Panzer der türkischen Armee zerstören, es soll zu schweren Gefechten gekommen sein.

Die SDF erklärten darauf hin, man werde die Raqqa Operation abbrechen, sollte die türkische Armee weiter die Region Manbij angreifen. In einem Statement erklärten sie, man werde alle 40.000 Kräfte aus Raqqa abziehen und in die Region Manbij bringen, sollten die Angriffe der türkischen Armee nicht gestoppt werden.

Die kurdische Kleinstadt Qabasin, nördlich von Al Bab, wird seit Tagen immer abwechselnd von Erdoğans Proxies und Daesh eingenommen, insgesamt sechs Mal in einer Woche wurde sie hin und her gereicht.

Am 23.11. haben die SDF nach Berichten von AMN offensichtlich die Kleinstadt Arimah eingenommen, die sie seit einer Woche belagert hatten, das letzte Hindernis auf dem Weg nach Al Bab. Seither wird die Stadt durch die türkische Armee heftig bombardiert. Beide Seiten machten im Rennen um Al Bab Fortschritte.

Auch von Afrîn aus haben sich nun wieder SDF Kräfte in Bewegung in Richtung Al Bab gesetzt. Sie konnen das Dorf Nayrabiyah einnehmen und sind nun nur noch 11 Km westlich von Al Bab.

Einigen Berichten zufolge soll heute Nacht um 3.00 Uhr Ortszeit die syrische Luftwaffe eingegriffen haben. Dabei sollen laut Hürriyet drei türkische Soldaten getötet worden sein. Andere Quellen berichten, dass die Soldaten durch Daesh getötet wurden. In der Türkei wurde eine Nachrichtensperre zu dem Vorfall verhängt. Die Lage wird immer unübersichtlicher.