In Westkurdistan (Nordsyrien) haben die KurdInnen in den letzten Tagen in mehreren Städten die Kontrolle vom Baath-Regime übernommen und begonnen, sich unabhängig von Damaskus zu verwalten. Bei der Nachrichtenagentur Firat (ANF) ist diesbezüglich eine Erklärung der Bewegung für eine Demokratische Gesellschaft in Westkurdistan (TEV-DEM) eingegangen, die im Folgenden widergegeben werden soll:
„Wir befinden uns in einer historischen Phase, in der in Westkurdistan und in Syrien die Völker für eine demokratische und freie Zukunft kämpfen. Seit vielen Jahren führen die Völker Syriens, allen voran die KurdInnen, einen entschiedenen Widerstand gegen die Unterdrückungspolitik des Baath-Regimes. In den letzten eineinhalb Jahren hat dieser Widerstand eine neue Ebene erreicht.[…]
In dieser historischen Phase hat das Volk Westkurdistans am 19.Juli in Kobani und am 20.Juli in Afrin unter der Vorhut der Volksräte die Kontrolle übernommen. Entgegen denjenigen Kreisen, welche die nationalen Rechte des kurdischen Volkes weiterhin nicht akzeptieren wollen, hat das kurdische Volk in den letzten Tagen richtungweisende Schritte für die Zukunft Syriens getätigt. Natürlich ist die Übernahme der Verwaltung in zwei Städten und einer Gemeinde keine plötzliche Entwicklung, die von heute auf morgen eingetreten ist. Das westkurdische Volk leistet seit Jahrzehnten einen Widerstand für den demokratischen Wandel in Syrien und vor allem in den letzten 15 Monaten wurde die Selbstorganisierung des Volkes mit höchster Disziplin vorangetrieben. Ohne dass man sich diese Widerstandskultur unserer Bevölkerung vor Augen führt, kann man die Entwicklungen der letzten Tage nicht richtig begreifen.
Wir wollen unsere Zukunft auf einem neuen Fundament erbauen. Wir befinden uns in einer historischen Phase, in welcher der Dynamik und der Kreativität des Volkes keine Grenzen gesetzt sind. Es ist die Phase des revolutionären Sieges. Aber in solchen Phasen müssen wir auch sehr vorsichtig sein und dürfen nicht die Kontrolle über den Widerstand verlieren. Denn die Gegner werden in dieser Phase auch keine Möglichkeit ungenutzt lassen, um Provokationen vom Zaun zu brechen. Wir werden dem entgegentreten, indem wir die demokratische Organisierung des Volkes noch weiter intensivieren.
DIE KURDiNNEN BAUEN SCHRITT FÜR SCHRITT IHRE SELBSTVERWALTUNGEN AUF
Das Volk Westkurdistans errichtet Schritt für Schritt seine Selbstverwaltungsstrukturen. Das ist eine neue Situation in unserer Heimat. Wir sollten uns allerdings mit dem Bewusstsein an die Arbeit annähern, dass wir noch am Anfang unseres Weges sind.[…]
In diesem Sinne rufen wir auch das kurdische Volk in den Metropolen Syriens dazu auf, ihre Organisierung im Sinne der Linie ‚Demokratisch Autonomes Westkurdistan – Demokratisches Syrien‘ weiter zu stärken.
Wir haben bereits in der Vergangenheit verkündet, dass zwischen den verschiedenen Parteien und Bewegungen Westkurdistans eine Einheit erschaffen worden ist. In diesem Rahmen rufen wir auch die in Kurdistan lebenden AraberInnen, ArmenierInnen, AssyrerInnen und ChaldäerInnen dazu auf, ihre Selbstorganisierung voranzutreiben und sich mit ihren Farben am demokratischen Widerstand der Völker Westkurdistans zu beteiligen. Wir treten für eine gemeinsame Zukunft aller Völker Syriens in einem demokratischen Syrien ein. Um dieses Ziel umzusetzen sind wir bereit, alles zu tun, was in unserer Verantwortung liegt.[…]“
(Quelle: ANF, 21.07.2012)