Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat eine Bilanz zu den von ihr in der besetzten Region registrierten Menschenrechtsverletzungen veröffentlicht. Demnach wurden durch die Besatzung 300.000 Menschen vertrieben, 674 Zivilist*innen ermordet und weitere 7.343 entführt.
Gezielte Veränderung der Demografie und Assimilationspolitik
Die Namen von Plätzen und Ortschaften werden in Efrîn türkisiert und die Bevölkerungsstruktur durch Vertreibung und Umsiedlung den türkischen Interessen entsprechend verändert. In dem Bericht heißt es: „So wurden zum Beispiel der Freiheitsplatz in Efrîn in Atatürk-Platz, die Newroz-Kreuzung in Saladin-Kreuzung und die Schmied-Kawa-Kreuzung in Olivenzweigkreuzung umbenannt. Das Dorf Qestel Miqdad wurde in Selçuk Obası, Kotana in Zafir Obası, Kurzêlê in Cafer Obası umbenannt. In den Schulen wurde Türkischunterricht verpflichtend gemacht. Auf den Schuluniformen befinden sich türkische Fahnen. Syrische Staatsbürger werden dazu gezwungen, türkische Ausweise zu tragen.“
Massaker an der Zivilbevölkerung und Entführungen
Den Zahlen der Menschenrechtsorganisation zufolge sind 7.343 Zivilist*innen entführt worden. Das Schicksal der Mehrheit von ihnen is weiter unbekannt, heißt es in dem Bericht. In den vergangenen drei Jahren wurden 604 Zivilist*innen ermordet. 82 weitere sind von den Besatzungstruppen zu Tode gefoltert worden. 65 Frauen wurden ermordet, fünf Frauen haben sich selbst das Leben genommen. 68 Fälle von Übergriffen der Milizen auf Frauen wurden registriert. Bei Angriffen der Besatzungstruppen wurden 696 Zivilist*innen verletzt, 303 Kinder und 213 Frauen. Aufgrund von Minenexplosionen wurden in Efrîn 2.017 Personen verletzt.
Umweltzerstörungen
Dem Bericht zufolge wurden 314.400 Olivenbäume von den Besatzungstruppen gefällt und das Holz verkauft. Große landwirtschaftliche Flächen wurden niedergebrannt. Weiter heißt es: „Auch historische Orte wurden angegriffen. 75 archäologische und historische Orte wurden von den Milizen geplündert. 15 religiöse Stätten beschädigt. Die Milizen haben alle historischen Objekte, die sie finden konnten, aus Efrîn weggebracht und verkauft.”
Bilanz für das Jahr 2020
Für das Jahr 2020 wurden 58 Morde durch die Besatzungstruppen registriert. Acht der Ermordeten waren Frauen. 987 Personen wurden verschleppt, bei 92 von ihnen handelt es sich um Frauen. 50 historische Orte wurden im Jahr 2020 beschädigt. 72.000 Olivenbäume wurden unter dem Vorwand von Straßenbauarbeiten gefällt. 250 Wohnungen wurden von den Milizen beschlagnahmt und eigene Familien dort angesiedelt. In Efrîn kam es zu 39 Explosionen, bei denen 170 Personen getötet oder verletzt wurden.
Die Menschenrechtsorganisation appelliert an die Vereinten Nationen, UNICEF und UNESCO, etwas zu unternehmen und Druck auf den türkischen Staat aufzubauen. Außerdem sollten internationale Organisationen die Rechtsverletzungen in Efrîn dokumentieren und Rechenschaft verlangen.