Pressemitteilung des Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 13. November 2015
In den frühen Morgenstunden des 12.November begann eine großangelegte Großoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Sindschargebirge. An der Operation sind neben PKK-KämpferInnen und Peschmergaeinheiten, auch eine kürzlich neuformierte ezidische Miliz beteiligt.
Nachdem der IS im August des vergangenen Jahres die Stadt Schengal um das Gebirge Sindschar angegriffen hatte und mehrere tausend EzidInnen getötet und tausende entführt hatten, starteten nun die verschiedenen kurdischen Militäreinheiten eine gemeinsame Offensive gegen die Terrormiliz. An der Militärallianz beteiligen sich die zur kurdischen Autonomieregion gehörende Peschmergakämpfer, die ezidischen Widerstandskämpfer der YBS und YBJS, sowie die Volksverteidigungseinheiten (HPG) und die YJA-STAR Frauenguerilla, die zur PKK gehören. Unterstützt wird die Offensive von Luftschlägen der US-Armee.
Am heutigen Morgen verkündeten die Volksverteidigungseinheiten in einer schriftlichen Erklärung die Befreiung des Stadtzentrums von Schengal. Demnach habe sich der IS aus der Stadt völlig zurückgezogen. Weiter heißt es in der Erklärung, dass die Befreiungsoffensive in den umliegenden Regionen und Dörfern der Stadt weitergehe.
In einem Interview mit dem kurdischen Nachrichtensende Med Nuce erklärte Cemil Bayik, Co-Vorsitzender der Gemeinschaft der Gesellschaften aus Kurdistan (KCK), dass sie ihre Einheiten aus Schengal zurückziehen würden, nachdem das Gebiet vom IS befreit worden ist. Bayik erinnerte daran, dass die PKK ihre Kampfeinheiten in einer sehr bedrohlichen Lage nach Schengal geschickt hatte, während Kämpfer anderer Gruppen das Gebiet und die Bevölkerung von Schengal allein gelassen hatten.
Am 3. August 2014 überließ die Peschmerga Schengal dem IS kampflos und ließ die ezidische Bevölkerung schutz- und wehrlos zurück. Daraufhin begaben sich Einheiten der PKK, sowie Kämpferinnen und Kämpfer der Volksverteidigungseinheiten (YPG) und Frauenverteidigungseinheiten (YPJ)nach Schengal, um die Bevölkerung vor größeren Massakern zu bewahren. Bereits im Dezember startete die PKK eine größere Offensive zur Befreiung Schengal, in der sie zahlreiche strategisch wichtige Punkte unter ihre Kontrolle bringen konnte. Damals weigerte sich jedoch die zur Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) gehörenden Peschmerga an der Beteiligung dieser Befreiungsaktion.
Im Interview mit Med Nuce äußerte sich KCK Co-Vorsitzender Bayik ebenfalls zu diesem Punkt: „Von Anfang an waren wir bestrebt eine gemeinsame Kommandantur zu konstituieren. Leider wehrten sich einige Organisationen, vor allem die PDK, dagegen. Hätten wir von Beginn an in Schengal gemeinsam agiert, wäre das Gebiet schon lange vom IS befreit worden.“ Zur Zielsetzung der KCK erklärte Bayik: „Wir fördern eine Anschließung eines autonomen Schengals an die kurdische Autonomieregion (KRG), in der sich die EzidInnen selbst organisieren.“
Offiziell steht die Region um Schengal der Verfügungsgewalt der zentralirakischen Regierung unter. Faktisch gesehen verfügte bis zum Einmarsch des IS jedoch die PDK-Peschmerga über die Exekutive. Die Befreiung Schengals würde ein bedeutender Schlag für den IS, der strategisch wichtiges Gebiet verlieren würde, bedeuten.