Mutter des verstorbenen kurdischen Wehrpflichtigen: Kein Suizid, sondern Mord!

Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 24.10.2018

Als Resultat der rassistischen Politik des AKP-MHP-Regimes sind Kurden in der Türkei überall Repressionen und Verfolgung ausgesetzt. Meldungen, dass kurdische Wehrpflichtige während des Militärdienstes Suizid begangen haben sollen, häufen sich.

So auch im jüngsten Fall von Ömer Faruk Demirkol. Der aus der Provinz Riha (Urfa) stammende Kurde musste seinen Wehrdienst für die türkische Armee in einem Stützpunkt der Gendarmerie in der Nähe der Stadt Kilis ableisten. Laut Militärangaben soll Ömer Faruk Demirkol am 14. Oktober 2018 Selbstmord begangen haben. Auch wenn die türkischen Behörden auf dieser Behauptung beharren, ist sich die Familie des jungen Mannes sicher, dass er ermordet wurde. Die Anzeichen für einen Mord verdichten sich mit der Stellungnahme der Familie, die nun von der Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) veröffentlicht wurde. Die Mutter von Ömer Faruk Demirkol erklärte, der Kommandant der Einheit sei für verantwortlich für den Tod ihres Sohnes.

Ömer Faruk Demirkol soll wegen seiner Akkreditierung in der Erzurum-Universität fünf Tage Urlaub in Anspruch genommen haben. Als die Akkreditierungsphase mehr Zeit in Anspruch nahm, soll ihr Sohn weitere zehn Tage Urlaub in Anspruch genommen haben. Daraufhin soll der Kommandant begonnen haben ihrem Sohn verbal zu drohen.

Im Folgenden auszugsweise die Schilderungen der Mutter Fatma Demirkol gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı:

Ich denke, dass mein Sohn ermordet wurde. Nach seinem 10-tätigen Urlaub rief er seinen Kommandant an, um zu seiner Einheit zurückzukehren. Der Kommandant soll zu ihm gesagt haben, dass er ihn mit offenen Augen erwarte und sein „Fleisch von den Knochen abtrennen“ werde. Mein Sohn kam daraufhin nach Hause und sagte, er habe Angst vor seiner Rückkehr zum Militär. Ich und sein Vater sagten, dass ihm nichts passieren werde, und schickten ihn fort. (…)

Er rief von der Station an und sagte, dass er bedroht werde. Wir überredeten ihn und sagten, dass es nur noch sechs Monate dauern würde. Zuletzt rief er noch seinen Vater an und bat ihn zu kommen, da sonst etwas Schlimmes passieren werde. Später ging sein Vater zu ihm, doch der Kommandant ließ ihn seinen Sohn nicht sehen. Der Vater entschuldigte sich für den 10-tätigen Urlaub. (…)

Nach der Rückkehr seines Vaters nach Urfa, blieb das Telefon nicht stumm. Wir sind dann zusammen mit dem Vater zur Station der Gendarmerie meines Sohnes gefahren. Ich habe sie angefleht meinem Sohn nichts anzutun und habe gedroht ein Zelt aufzuschlagen. Der Kommandant sagte zur mir, dass dies nichts ändern werde, da ich nicht wissen werde was drinnen passiere. So ist es dann auch geschehen. Mein Sohn wurde ermordet und es gab keinerlei Nachrichten darüber. Sie haben gesagt „Ein Soldat hat Selbstmord begangen“ und so wurde die Sache abgetan. (…)

Meine Tochter wurde für ihre Beiträge in den Sozialen Medien, in denen sie auf diese Geschehnisse aufmerksam machte, bedroht und ihre Accounts wurden gelöscht. Sie versuchen uns und die Medien zum Schweigen zu bringen.“