Nordkurdistan: Erst schwere Auseinandersetzungen und dann Staatsterror in Elkê

ElkeCivaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 27.09.2015

Am Wochenende kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Volksverteidigungskräften (HPG) und dem türkischen Militär in der Kreisstadt Elkê (Beytüşebap). Wie die Pressestelle der HPG am Nachmittag des 26. Septembers verkündete, hat sie eine großangelegte Operation auf Polizei- und Militärstationen in Elkê durchgeführt. Bei der rund 24 Stunden anhaltenden Operation sollen insgesamt 75 Polizisten und Soldaten ums Leben gekommen sein, während in den Reihen der HPG laut Eigenangaben 14 Kämpfer verstarben. Türkische Medienberichte sprechen hingegen von zwei getöteten türkischen Soldaten  und 34 Toten auf der Gegenseite.

Staatsterror in Elkê

Nach Ende der Auseinandersetzungen in Elkê haben Soldaten, Polizisten und Spezialeinsatzkräfte in der Kreisstadt wahllos die Zivilbevölkerung angegriffen. Rund zehn Wohnhäuser und zahlreiche Ladengeschäfte wurden zerstört. Mindestens zwei Zivilisten wurden durch die Schüsse der „Sicherheitskräfte“ im Stadtzentrum verletzt.

Gleichzeitig wurden mehrere Dörfer im Umland von Elkê durch die türkische Armee mit Raketen beschossen. In einem Dorf, das den Namen Sektar trägt, wurden durch den Raketenbeschuss drei Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt.

Schüsse auf einen Krankenwagen

Noch während die Auseinandersetzungen in Elkê anhielten, wurde der Fahrer eines Krankenwagens durch die Schüsse der Polizei getötet. Der Krankenwagen sollte verletzte Polizisten in das nächstgelegene Krankenhaus transportieren, geriet aber ca. 20 Meter vor der Polizeistation in das Kreuzfeuer der Polizisten. Zwei der drei Insassen im Krankenwagen konnten ihr Leben retten, indem sie  in einem Haus Zuflucht fanden. Der Fahrer des Fahrzeugs konnte sich hingegen nicht retten.
Der türkische Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoğlu behauptete, dass der Fahrer des Krankenwagens durch die PKK erschossen und die beiden anderen Krankenhausarbeiter von der PKK entführt worden seien. Allerdings stellte sich im Nachhinein heraus, dass die beiden Überlebenden sich lediglich zu ihrem Schutz versteckt hatten. Eine Handy-Videoaufzeichnung vom Tatort kurz nach dem Vorfall deuten allerdings daraufhin, dass das Fahrzeug von der Polizei beschossen worden ist. Auf dem Video ist zu sehen, wie die Zivilbevölkerung versucht den angeschossenen Fahrer aus dem Fahrzeug zu holen, dabei allerdings durch die Schüsse der Polizei gehindert werden

Video: Polizei beschießt Krankenwagen in Elkê