Pressemitteilung des Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 20.03.2016
Der türkische Staat begeht ein weiteres Kriegsverbrechen in Nordkurdistan. In der Stadt Gever (Yüksekova) sollen laut Angaben des HDP-Abgeordneten Nihat Akdoğan bis zu 40 Menschen gestern bei einem Giftgasangriff des türkischen Militärs in den Stadtvierteln Eski Kışla, Mezarlık ve Orman ums Leben gekommen sein. Akdoğan berichtet, dass eine ältere Frau aus einem der Viertel ihn angerufen und dringend um Hilfe gebeten hatte. “Die Frau sagte mir: ‘Wir kriegen hier keine Luft. Sie verbrennen unsere Häuser. Hier wird ein anderes Gas eingesetzt.’ Wir befürchten, dass zwischen 30 und 40 Menschen durch Verbrennungen ihr Leben gelassen haben”, so Akdoğan.
Eine weitere Person aus den umlagerten Stadtteilen berichtete einem Journalisten der Nachrichtenagentur Dicle (DIHA) per SMS ebenfalls vom Einsatz chemischer Waffen. “Allein wir haben hier 30 Menschen gefunden, die völlig verbrannt und niedergeschmolzen sind. Keiner von ihnen wird identifiziert werden können. Das Militär bewegt sich hier mit Gasmasken und Sauerstoffflaschen auf dem Rücken”, heißt es in der SMS.
“Wir trauen den Behauptungen des Gouverneurs nicht”
Zu der Erklärung des Gouverneurs von Colêmerg (Hakkari), der den Einsatz von chemischen Waffen in Gever verleugnete, erklärte der Abgeordnete der HDP aus Wan (Van), Nadir Yıldırım, dass sie den Aussagen des Gouverneurs keinen Glauben schenken können. “Tatsache ist, dass man uns in die Stadtteile, in denen das Gas eingesetzt worden sein soll, nicht reinlässt. Auch Menschenrechtsorganisationen wird der Einlass verwehrt. Man lässt absolut niemanden rein. Deswegen haben wir nur begrenzte Möglichkeiten, Informationen aus den betroffenen Stadtteilen zu erhalten. Selbst die Handynetze wurden lahmgelegt. Und die Angriffe auf die Stadtteile halten unvermindert an”, so Yıldırım.