NAV-DEM – Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland, 16.03.2017
Der Monat März hat in der Geschichte der Kurdinnen und Kurden eine besondere Bedeutung. Denn einerseits haben in diesem Monat die Besatzer Kurdistans große Massaker an der kurdischen Bevölkerung verübt. Andererseits ist der März traditionell der Monat, in dem die Bevölkerung ihren Ruf nach Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden besonders starken Ausdruck verleiht.
Das Massaker von Halabja: Eine Stadt wird ausgelösch
Eines der schrecklichen Verbrechen, das in diesem Monat an den Kurden begangen worden ist, war das Massaker von Halabja. Dieses Massaker stellt eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Vergangenheit der Menschheitsgeschichte dar. Der faschistische Diktator des Iraks Saddam Hussein hatte mit der Unterstützung von internationalen Mächten zur “Endlösung” gegen die Bevölkerung Südkurdistan ausgerufen und im Rahmen der sog. Anfal-Kampagne bis zu 180.000 Kurdinnen und Kurden systematisch massakriert. Den grausamen Höhepunkt dieser genozidalen Kampagne des Baath-Regimes stellte das Halabja-Massaker vom 16. März 1988 dar. Mehr als 5.000 Menschen verloren bei einem Giftgasangriff damals ihr Leben. Unzählige weitere Menschen trugen bleibende Schäden davon. Zehntausende Menschen mussten vor den anhaltenden Angriffen Saddams ihre Heimat hinter sich lassen und die Flucht ergreifen.
Wir wissen, dass Saddam Hussein und sein diktatorisches Regime nicht die einzigen Verantwortlichen für dieses grausame Verbrechen sind. Das Baath-Regime wurde zu jener Zeit von einer ganzen Reihe internationaler Mächte unterstützt. Auch die Bestandteile des Giftgases stammen aus europäischen Ländern. Bis heute wurden noch nicht alle Mitverantwortlichen des Halabja-Massakers zur Verantwortung gezogen.
Ein kurdischer Stadtteil von Istanbul im Visier von Faschisten und des Staates
Ein weiteres staatliches Verbrechen an der kurdischen Bevölkerung, das sich im März ereignete, ist das Massaker im Istanbuler Stadtteil Gazi. Am 12. März 1995 haben faschistische Kräfte, die im Auftrag des türkischen Tiefen Staates handelten, zunächst die Wohnungen und Arbeitsstellen der lokalen kurdischen Bevölkerung markiert, bevor sie mit Maschinenpistolen in ein Café schossen und einen kurdisch-alevitischen Geistlichen ermordeten. Am Tag der Beerdigung wurde erneut in die Menschenmenge geschossen und zahlreiche weitere Menschen bei pogromartigen Übergriffen ermordet.
Das Massaker von Qamishlo und der Grundstein der Rojava-Revolution
Und auch das Assad-Regime in Syrien machte sich im Monat März eines Massakers an der kurdischen Bevölkerung schuldig. Am 12. März 2004 kam es in der Stadt Qamishlo zunächst während eines Fußballspiels zu Provokationen seitens arabisch-nationalistischer Fans. Als die Stimmung kippte und es schließlich zu Ausschreitungen kam, griffen die Sicherheitskräfte des Regimes gemeinsam mit den arabischen Fans die Kurden im Stadion an. Die Ausschreitungen weiteten sich auf die gesamte Stadt aus. Dutzende Kurdinnen und Kurden wurden kaltblütig durch die Regimekräfte ermordet. In jenen Tagen nach dem Massaker fasste die Bevölkerung von Rojava den Beschluss, sich fortan umfassend klandestin zu organisieren, um jeden weiteren Angriff des Regimes abwehren zu können. Diese Selbstorganisierung legte den Grundstein für die Revolution von Rojava, die knapp acht Jahre später losbrechen sollte.
Die genannten Massaker sind Teil der Geschichte eines Volkes, das seit mehr als 100 Jahren Verfolgung, Diskriminierung und Massakern ausgesetzt ist. Auch in der Gegenwart versuchen die Besatzer Kurdistans diese Politik mit allen Mitteln fortzusetzen.
Anlässlich der Jahrestage von Halabja, Gazi und Qamishlo möchten wir nochmals in aller Deutlichkeit die Massaker verurteilen. Die Verantwortlichen dieser Massaker müssen zur Rechenschaft gezogen und vor der internationalen Strafjustiz aufgrund ihrer Verbrechen an der Menschlichkeit angeklagt werden.