Erklärung der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), 22.12.2016
Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat zum plötzlichen Tod des Mörders von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez folgende Erklärung veröffentlicht, in welcher sie den französischen Staat für mitschuldig an dieser Tat erklärt und die kurdische und französische Bevölkerung dazu aufruft, den Fall solange weiterzuverfolgen, bis die ganze Wahrheit ans Tageslicht kommt:
„Die drei Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez wurde mit dem Befehl der AKP-Regierung durch den türkischen Geheimdienst MIT ermordet. Dass der Mörder Ömer Güney durch den MIT beauftragt wurde, geht aus Dokumenten hervor, die in der Öffentlichkeit aufgetaucht sind. Im Jahr 2012 tauchten zudem in türkischen Medien immer wieder Kommentatoren auf, die davon sprachen, dass wenn 20 bis 30 Führungspersönlichkeiten der PKK liquidiert werden würden, die kurdische Freiheitsbewegung vernichtet werden könne. Es gibt uns zu denken, dass die französische Justiz, trotz ihres Wissens über diese Sachlage, das Verfahren gegen den Mörder so sehr hinausgezögert hat. Daraus verstehen wir, dass die französische Politik und die französische Justiz kein Interesse daran haben, das Verbrechen der AKP-Regierung an die öffentlich zu beweisen. Denn wenn diese Schuld der AKP durch die französische Justiz bestätigt wird, so hätte das eine Vertiefung der Krise zwischen der EU und der Türkei zur Folge. Das wiederum scheint nicht im Interesse des französischen Staates zu sein, weswegen nun die Tat der AKP nicht aufgedeckt und die Ermordung von Ömer Güney in Kauf genommen wurde. Wenn man sich die Wichtigkeit dieses Mordprozesses vor Augen führt, kann nicht bezweifelt werden, dass der Täter schlichtweg aus dem Weg geräumt wurde.
„Wir haben keinen Zweifel an der Täterschaft des türkischen Staates“
Für diesen Mord ist ohne Zweifel die AKP-Regierung verantwortlich. Dennoch wäre es von großer Wichtigkeit gewesen, dass dies durch die französischen Justizbehörden bestätigt wird. Das hätte nämlich den wahren Charakter des türkischen Staates und der AKP-Regierung vor die Augen der Weltöffentlichkeit geführt. Der französische Staat hat dies nun verhindert. Somit wurden Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez durch den französischen Staat und die französische Justiz ein zweites Mal ermordet. Dass der Täter getötet wurde, ohne dass die Wahrheit offiziell ans Tageslicht kam, macht Frankreich zu einem Mittäter des Mordes an Sakine, Fidan und Leyla.
Die kurdische Bevölkerung und alle demokratischen Kräfte in Frankreich und Europa dürfen nun keineswegs diesen Fall loslassen. Im Gegenteil, die Mordakte darf nicht geschlossen werden. Genauso wie in der Dreyfus-Affäre muss der Kampf um Gerechtigkeit fortgeführt werden, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Die Dreyfus-Affäre ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die Frage der Gerechtigkeit für die französische Bevölkerung und die französischen Demokratiekräfte von großartiger Bedeutung ist. Und so müssen auch im Mordfall des Ömer Güney die Kräfte, Institutionen und Staaten, die hinter ihm gestanden haben, unbedingt ans Tageslicht gebracht werden. Nur so kann garantiert werden, dass kein Staat es mehr wagt, solche abscheulichen Taten auf französischem oder europäischem Boden zu vollbringen. Deswegen ist die Notwendigkeit, die ganze Wahrheit hinter diesem Mord ausfindig zu machen, nicht nur für die kurdische Bevölkerung von Bedeutung, sondern auch für die Bevölkerung Frankreichs und aller demokratischer Kräfte.“