Der Krieg in Syrien und die Kurden

SerekaniyeKommentar von Tariq Hamo, in Deutschland lebender Journalist aus Westkurdistan/Syrien

Die türkische Regierung unterstützt die bewaffnete Opposition, benutzt die Muslimbrüder als Schutzschild und möchte so die Regierung in Syrien übernehmen, um so die Kurden ohne Rechte zu lassen.
Aus der syrischen Revolution wurde jetzt ein Krieg zwischen Rechtsschulen (Alawiten vs. Sunniten). Die syrische Sicherheitskräfte und Armee sind mehrheitlich Alawiten und greifen die Demonstrationen in „sunnitisch“ bekannten Städten brutal an.

Oder anders gesagt, in Syrien werden Sunniten ermordet und ihre Mörder sind Alawiten. So ist die aktuelle Lage …
Regionale und internationale Kräfte wurden ein Teil dieser Krise. Arabische Länder, insbesondere Saudi Arabien und Katar, unterstützen dort die bewaffneten Gruppen gegen das Regime von Beshar Assad. Die Unterstützung der Medien wie El-Arabiya TV und El-Jazeera für die Opposition ist ebenso offensichtlich. Die türkische Regierung benutzt diese Opposition als Schutzschild und möchte so die Regierung in Syrien übernehmen, um so die Kurden ohne Rechte zu lassen.

Die sunnitischen Araber wollen, dass die alawitische Herrschaft gestürzt und die Sunniten an die Macht kommen. So schwächen sie den Iran und ihre verbündeten Kräfte in der Region. Die Türkei möchte die Mehrheit ihrer sunnitischen Freunde in die Hände bekommen, damit sie die Kurden in die Enge treiben, die kurdische Identität und die demokratische Autonomie nicht akzeptieren. Auch wenn es nur versteckt ist, die arabischen Länder und Türkei wollen, dass der Kofi Annan-Plan nicht erfolgreich ist. Eine Waffenruhe und eine friedliche Lösung des Problems sind gegen ihre Interessen. Sie arbeiten daran, das Regime mit einem Eingriff von außen (militärische Intervention) zu stürzen. Wenn es zu einer Intervention kommt, dann durch die finanzielle Hilfe der Araber und die logistische Hilfe der Türkei.
Das Ziel der Türkei ist, dem Iran nachzuahmen. So wie der Iran nach dem Sturz von Saddam Hussein 2003 den Irak in seiner Hand hat, will die Türkei dieses in Syrien für sich.
Der Syrische Nationalrat SNC (geründet in Istanbul) ist ein Instrument der AKP-Regierung. Durch die Muslimbruderschaft wird die SNC von der AKP-Regierung kontrolliert. Die, die nicht auf die AKP-Regierung hören, werden aus dem Rat entfernt, ignoriert oder ihr Einfluss wird neutralisiert. Ihre Haltung gegenüber dem kurdischen Volk sieht man an der Tagesordnung. Burhan Ghaliun, Präsident des syrischen Nationalrats, erkennt die Kurden nicht als eine Nation an und ein System wie zum Beispiel die demokratische Autonomie für Kurden akzeptiert er nicht.
Anfang April fand eine Konferenz der Gruppe der „Freunde Syriens” in Istanbul statt. Die SNC hatte den Weg für die Vertreter der Kurden geschlossen, damit sie nicht daran teilnehmen. Die türkische Regierung wollte nicht, dass die Kurden bei der Konferenz teilnehmen, wo sie ihre Rechte anfordern können. Nach der Konferenz hat der syrische Nationalrat SNC erneut angefangen sich mit ihrer betrügerischen Politik den Kurden anzunähern. Leider hat die ENKS (kurdische patriotische Konferenz in Syrien) ihre Haltung wieder geändert; sie hatten sich vorher aus der Konferenz der oppositionellen Gruppen in Istanbul zurückgezogen. Die AKP-Regierung will in Westkurdistan eine Pufferzone errichten und so Westkurdistan besetzen. Sie wollen die PYD (Partei der Demokratischen Einheit) in die Enge treiben, um das Lösungsprojekt der Kurden, die demokratische Autonomie, zu verhindern.
Seit einiger Zeit verlassen zahlreiche kurdische „Aktivisten“ Westkurdistan und gehen in die Türkei und bekommen Asyl. Das sind Leute, die für ihre Haltung gegen die PYD bekannt sind. Sie verbreiten Lügen weit von der Wahrheit gegen PYD. Ihre Reden haben nur einen Ziel: Mit Lügen und Verleumdungen wollen sie die PYD mit dem Assad-Regime in Verbindung bringen.
Dass sind einige Gruppen, die seit Beginn der Aufstände in Syrien mit arabischen Symbolen und Flaggen, mit arabischen Parolen gegen das Regime demonstriert haben. Sie sprachen über „Unsere Heimat ist Syrien“ und waren gegen kurdische Farben. Das waren die Personen, die die PYD beschuldigt haben mit dem Regime zusammenzuarbeiten. Viele davon haben Gelder aus arabischen Ländern und Arabern, die gegen das Regime sind, bekommen. Die Mehrheit von ihnen haben „das Volk und den Widerstand“ hinter sich gelassen und sind in die Türkei geflüchtet. Sie machen dort mit ihren Lügen und der Propaganda gegen die PYD weiter
Seit dem Beginn der Aufstände in Syrien haben wir gesagt, dass die AKP-Regierung mit aller Kraft alles daran setzen wird, damit die Kurden nicht zu ihren Rechten kommen. Die AKP-Regierung hatte gleich gesagt, dass sie eine kurdische Region, wie die im Irak, nicht zulassen und ihre Grenzen schließen werden. Wir haben gesagt, dass der syrische Nationalrat SNC Handlager der Türkei ist und die Kurden bekämpft werden. Wir haben gesagt, dass einige kurdische Gruppen Gelder von arabische Ländern und der Türkei bekommen, um Zerstörung zu bringen und darauf hinarbeiten, die Kurden in einen religiösen oder ethnischen Krieg zu ziehen. Wir haben gesagt, dass die Freiheitsbewegung Kurdistans die Kurden in Westkurdistan niemals allein lassen wird.
Jetzt ist alles offen gelegt. Syrien geht einer Teilung entgegen. Die Alawiten bereiten einen eigenen Staat vor. Die PYD vertritt das kurdische Volk am stärksten. Die anderen kurdischen Parteien sind schwach und ohne Einfluss. Sie schaffen es nicht, die Identität und die Rechte der Kurden vor dem Nationalrat in Istanbul zu verteidigen, wollen sich aber andererseits nicht von der Tagesordnung zurückziehen. Uns erwartet eine frohe Zukunft. Aber, wenn die Kurden nicht stark sind und nicht zusammen stehen, dann kommt eine große Gefahr auf uns zu …

Alawiten: Religiöse Anhänger einer Glaubensrichtung des Islams (u. a. Assad-Clan)
Aleviten: Glaubensgruppe den viele Kurden anhängen, welche eher vergleichbar mit einer Naturreligion ist

Quelle: Yenî Özgur Polîtîka 28.04.2012

(Siehe auch: http://www.diekurden.de/news/es-gibt-kein-syrisches-kurdistan-sondern-westkurdistan-305628/)

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