Neue Eskalationsstufe: Türkische Drohnen- und Luftangriffe in Nordsyrien

Nach dem Anschlag in Ankara am vergangenen Sonntag hat der türkische Staat seine Angriffe in Nordsyrien verstärkt. Die türkischen Luftangriffe richten sich auch gegen zivile Ziele. Heute Morgen wurde zunächst ein Fahrzeug in der Nähe der Stadt Hesekê bombardiert. Dabei soll es nach Angaben der Nachrichtenagentur Hawar Tote gegeben haben. Anschließend bombardierte die türkische Luftwaffe die Umgebung des Flüchtlingslagers Waşûkani. In dem Lager leben Menschen, die 2019 nach einem völkerrechtswidrigen Krieg des türkischen Staates aus der Stadt Serê Kaniyê vertrieben wurden.

Ein weiterer Angriff ereignete sich heute Morgen in der Nähe der Ortschaft Çilaxa bei Qamişlo. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Autonomen Selbstverwaltung richtete sich der Angriff gegen einen Staudamm in der Region.

Bereits gestern führte die Türkei mehrere Drohnenangriffe in Hesekê durch. Wie die lokalen Sicherheitsbehörde Asayîş mitteilte, richteten sich die Luftangriffe gegen die Infrastruktur im Großraum Hesekê, vier Zivilisten wurden verletzt. Betroffen war offenbar eine Ziegelei in der Ortschaft Sefiye (Safaya) nördlich von Hesekê.

Türkischer Außenminister Fidan kündigt Angriffe in Autonomieregion Nord- und Ostsyrien an

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat sich gestern in einer Pressekonferenz zu dem Anschlag auf die Generaldirektion für Sicherheit des Innenministeriums in Ankara am 1. Oktober geäußert und behauptet, die Angreifer seien aus Syrien gekommen. Fidan kündigte Angriffe auf die autonome Region im Norden und Osten Syriens an und erklärte die gesamte Infrastruktur und Energieversorgung der „PKK/YPG im Irak und Syrien“ zum legitimen Angriffsziel. „Ich rate Dritten, sich von Einrichtungen und Personen der PKK/YPG fernzuhalten“, so der türkische Außenminister.

Auf die aktuellen Kriegsdrohungen aus der Türkei hat der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, in einer kurzen Stellungnahme auf der Plattform X (ehemals Twitter) reagiert. Der QSD-Kommandant schreibt:

„Die Attentäter in Ankara sind nicht durch unsere Region gereist, wie türkische offizielle Stellen behaupten, und wir sind weder an dem internen Konflikt der Türkei beteiligt noch unterstützen wir eine Eskalation. Die Türkei sucht nach Vorwänden, um ihre anhaltenden Angriffe auf unsere Region zu legitimieren und eine neue militärische Aggression zu starten, was unsere tiefe Besorgnis hervorruft. Die Drohung, die Infrastruktur, die wirtschaftlichen Ressourcen und bewohnte Städte der Region ins Visier zu nehmen, ist ein Kriegsverbrechen, wie wir es schon einmal erlebt haben. Wir fordern die Garantieparteien und die internationale Gemeinschaft dringend auf, auf diese häufigen Drohungen angemessen zu reagieren und Frieden und Stabilität in der Region zu gewährleisten.“