PM: IS-Angriff auf Gefängnis in Hesekê – Auseinandersetzungen in der Stadt dauern an

Nach dem größtem Angriff des IS in der jüngeren Vergangenheit im nordsyrischen Hesekê (al-Hasakah) auf eine Haftanstalt für IS-Gefangene am gestrigen Donnerstag bleibt die Lage in der Stadt weiterhin angespannt. Die Dschihadisten haben sich heute in einem Wohnviertel verschanzt und missbrauchen die als Geisel genommene Zivilbevölkerung als Schutzschilder. Die Operationen der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) dauern an. Laut der Nachrichtenagentur AFP sind bei den Kämpfen bis zum heutigen Abend mindestens 40 IS-Mitglieder und 23 kurdische Sicherheitskräfte ums Leben gekommen.

Die Dschihadisten hatten nach dem Angriffsversuch auf das Gefängnis eine unbekannte Zahl von Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt in ihrer Gewalt und missbrauchen sie seither als menschliche Schutzschilder. Mindestens zwei Zivilisten wurden getötet, weil sie sich weigerten, den Islamisten Unterschlupf zu gewähren. Acht weitere Menschen sind durch wahlloses Feuer verletzt worden und befinden sich in einem Krankenhaus. Unter ihnen befindet sich auch ein Minderjähriger.

Am späten Donnerstagabend fand in Hesekê ein koordinierter Massenausbruchsversuch aus der Haftanstalt Sina im Stadtteil Xiwêran (Ghweiran), in der rund 5.000 IS-Mitglieder aus etwa fünfzig verschiedenen Ländern einsitzen, statt. Der IS hatte versucht, die Haftanstalt von außen zu stürmen, während innen ein Aufstand losbrach. Angriff und Aufstand konnten von den Sicherheitskräften der Selbstverwaltung (Asayîş) vereitelt werden. Daraufhin kam es zu schweren Gefechten. Die Angreifer und offenbar auch einige Gefangene, denen der Ausbruch gelungen war, flohen in das nahegelegene Wohnviertel Zihûr (Al-Zohour). Die SDF, die am Abend zur Unterstützung angerückt waren, haben das Viertel und die Gegend um das Sina-Gefängnis durch einen breiten Sicherheitskorridor abgeriegelt. Für das gesamte Stadtgebiet von Hesekê wurde eine Ausgangssperre ausgerufen.

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, konnten sich im Zuge der Revolte dutzende Gefangene aus ihren Zellen befreien, einige überwanden sogar die Gefängnismauern. Die QSD teilten am Freitag mit, bis zum frühen Nachmittag 89 Häftlinge festgesetzt zu haben, die versucht hätten, von dem Geländekomplex zu flüchten. Mindestens sieben weitere Gefangene seien vom IS getötet worden, weil sie sich den QSD ergeben wollten. Zudem gab das multiethnische Militärbündnis bekannt, dass es von etwa 300 Familien ausgeht, die am Verlassen ihres Viertels Zihûr gehindert werden.

Die internationale Anti-IS-Koalition hat am gestrigen Nachmittag in einem Gebäude in unmittelbarer Nähe des Sina-Gefängnisses eine Gruppe Dschihadisten lokalisiert, die sich am Sturm auf die Haftanstalt beteiligt haben sollen. Bisher ist ein Luftangriff gegen den Bau geflogen worden. Ob und wie viele der sich darin befindlichen Personen getötet oder verletzt wurden, ist noch nicht bekannt.

Aus Til Temir wird derweil ein Drohnenangriff der türkischen Armee auf ein Fahrzeug des Militärrats gemeldet. Der Wagen befand sich auf dem Weg nach Hesekê, um die Operationen der QSD gegen den IS zu unterstützen. Getroffen wurde das Fahrzeug auf der Höhe des Dorfes Tiwana. Ob Kämpfer des QSD-Mitgliedsverbands zu Schaden gekommen sind, war zunächst nicht zu erfahren.

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