Fünf Monate dauerte der Kampf der SDF (Demokratischen Kräfte Syrien), Ar-Raqqa aus den Händen des IS zu befreien. Die Luftschläge der alliierten Bomber gegen die Besatzer zerstörten die historische Altstadt zu 95 Prozent. Heute regieren dort wieder die nordsyrische Sebstverwaltung. Kurz nach der Befreiung ernannte der Rat der Stadt Leila Mustafa zur neuen Bürgermeisterin, Die junge Frau steht mit ihren 30 Jahren vor einer ungeheueren Herausforderung: Die ehemaligen Bewohner Ar-Raqqas wollen gerne zurückkommen, aber ihre Häuser sind vom IS geplündert, viele liegen in Trümmern, tausende Tonnen Schutt blockieren die Straßen, überall lauern noch „vergessene“ Sprengkörper aller Art. Tausende Flüchtlinge warten deshalb in einem Lager, 60 Kilometer vor der Stadt – unter ihnen auch viele ehemalige Anhänger des IS.
Leila Mustafa zur Seite steht ein ehemaliger Rechtsanwalt als Zweiter Bürgermeister. Sein Vorgänger, der politischer Ziehvater Leilas, wurde gerade von einem Todeskommando hingerichtet. Leila Mustafa als Erste Bürgermeisterin in der ehemaligen Hochburg des IS – das ist ein starkes Symbol. Aber auch eine schwere Last für die junge Frau: Seit dem Attentat auf ihren Zweiten Bürgermeister wagt sie sich nur noch mit einer Leibwache aus dem Haus.