Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 19.08.2016
In der nordsyrischen Stadt Hesekê halten die Auseinandersetzungen zwischen den Kräften der Rojava-Administration auf der einen und paramilitärischer Gruppen und der Armee des Assad-Regimes auf der anderen Seite weiter an. Im Zuge der bewaffneten Kämpfe, die am 16. August ausbrachen, setzte das syrische Regime gestern (18. August) erstmals auch ihre Luftwaffe gegen die Bevölkerung von Rojava ein. Bei Luftangriffen auf zivile Siedlungsgebiete sind mindestens sieben Menschen, darunter vier Kinder, ums Leben gekommen. Auch am heutigen Tag halten die Luftangriffe des Assad-Regimes in Hesekê weiter an. Zudem beschießt das Regime mit schweren Waffen wahllos Stadtteile, die von den Verteidigungseinheiten Rojavas kontrolliert werden.
Die Kämpfe brachen aus, nachdem die paramilitärischen Kräfte des syrischen Regimes mehrere Stellungen der Asayish (Sicherheitskräfte Rojavas) angriffen. Bei den Auseinandersetzungen, die sich daraufhin in kürzester Zeit in der gesamten Stadt ausbreiteten, ist es der YPG (Volksverteidigungseinheiten) gelungen, einen Stadtteil, welcher bislang von den Regimekräften kontrolliert wurde, fast vollständig einzunehmen. Die YPG berichtet davon, dass viele syrische Soldaten im Zuge der Kämpfe ihre Stellungen verlassen und geflohen seien. Bei den kämpfenden Einheiten auf der Regimefront handele es sich zumeist um iranische Milizen und Kämpfer der libanesischen Hisbollah.
MSD: Türkei und Iran bei den Angriffen in Hesekê involviert
Auch der Demokratische Rat Syriens (MSD), ein multikonfessioneller und multiethnischer Dachverband verschiedener demokratischer Oppositionskräfte in Syrien, machte den Iran und die Türkei für die aktuellen Angriffe des syrischen Regimes in Hesekê mitverantwortlich. Es sei kein Zufall, dass diese Angriffswelle kurz nach der Befreiung von Minbic losgebrochen sei. Sowohl der Iran als auch Türkei seien trotz ihrer Widersprüche in der Syrienpolitik darin vereint, dass beide ein Erstarken von Rojava und des Modells eines demokratischen Syriens mit großer Sorge beobachten. So handele es sich bei den Angriffen in Hesekê um ein schmutziges politisches Spiel, in welchem beide Mächte involviert seien.
Bereits im April Angriffe des syrischen Regimes in Qamishlo
Genauso wie in der Stadt Hesekê koexistieren auch in Qamishlo Kräfte des syrischen Regimes mit den Kräften der Selbstverwaltung von Rojava. Die Koexistenz ist allerdings von Spannungen geprägt. So kam es bereits im April dieses Jahres zu tagelangen Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten. Ähnlich wie bei den aktuellen Angriffen greift das Assad-Regime immer wieder nach erfolgreichen Operationen der YPG/YPJ gegen den IS andernorts die Kräfte der Rojava-Selbstverwaltung an. Der YPG-Kommandant Redur Xelil wertet diese Tatsache als Beweis dafür, dass das Regime nicht daran interessiert ist, dass der IS an Boden verliert. Als Begründung hierfür führt Xelil an, dass das Assad-Regime sich nur auf Grundlage von terroristischen Gruppierungen wie dem IS Legitimität für das eigene schmutzige Vorgehen in Syrien verschaffen könne. Der YPG-Kommandant kündigte an, dass sie die Angriffe des Assad-Regimes mit voller Härte beantworten werden.