Die kurdische Nation blickt zurück auf eine jahrhundertelang Geschichte der Unterdrückung, Zwangsassimilierung und Verfolgung. Ihre Kultur und Sprache war lange verboten, ihre Existenz wird auch heute noch mancherorts geleugnet. Die kurdische Gesellschaft wurde aber nicht nur mit diesen Methoden unterdrückt bzw. Kurdistan auch nicht nur auf diese Art und Weise kolonialisiert. Die Geschichte Kurdistans prägen auch militärische Besatzung, Massaker und (versuchte) Völkermorde, in deren Folge bis heute jedoch auch ein ungebrochener Widerstandsgeist in der kurdischen Gesellschaft existiert, der stets dafür gesorgt hat, dass Kurd:innen weiter gekämpft und ihre Geschichte, Kultur und Identität bis heute nicht verloren oder vergessen haben. Die kurdische Geschichte ist von verschiedenen leidvollen Erfahrungen geprägt, wobei als eine Kontinuität der Einsatz chemischer Kampfstoffe gegen sie eingeschätzt werden muss. Sogenannte Giftgasangriffe stehen gerade heute mehr denn je auf der Agenda der Vernichtungsversuche gegen die kurdische Nation zu betrachten sind.
Im folgenden Dossier werden mehrere der bekannten Fälle des Einsatzes chemischer Kampfstoffe in Kurdistan zusammengefasst und parallel dazu die internationalen Organisationen und Verträge betrachtet, die sich im Zusammenhang mit den im Raum stehenden Vorwürfen auseinandersetzen könnten bzw. müssten. Um den aktuell in Südkurdistan herrschenden Krieg zu verstehen und um nachvollziehen zu können, mit welchem fanatischen Hass teilweise gegen die kurdische Zivilgesellschaft vorgegangen wurde und wird, ist die nachfolgende Betrachtung von historischem Geschehen unerlässlich.