Mutlu Civiroglu, 11.02.2015
Über vier Monate war Kobanê den Angriffen der ISIS ausgesetzt. Nach der Befreiung der Stadt wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Die Stadtverwaltung konzentriert sich nun auf den Wiederaufbau der Stadt und gründete eigens zu diesem Zweck ein Komitee (http://helpKobanê.com/).
Der Journalist Mutlu Civiroglu interviewte dazu Xalid Berkel (stellvetretender Vorsitzender Regionalregierung des Kantons Kobanê), Ibrahim Ayhan (HDP-Abgeordneter der Stadt Riha, türkisch Sanliurfa), Dr. Nahsan Ahmed (Vorsitzender des Gesundheitskomitees), Hisen Mihemed Eli (Vorsitzender des Bildungskomitees) sowie die Journalisten Hatice Kamer und Omer Faruk Baran.
Mutlu Civiroglu: Herr Xalid Berkel wie sieht die Lage in Kobanê seit der Befreiung aus und was können Sie uns über die Arbeiten des Komitees zur Koordinierung des Wiederaufbaus der Stadt mitteilen?
Xalid Berkel: Wie Sie wissen, konzentrieren wir uns seit der vollständigen Befreiung der Stadt auf den Wiederaufbau. Daher haben wir für den Wiederaufbau ein Komitee gegründet, in dem auch ExpertInnen vertreten sind – wie Ingenieure und ÄrztInnen. Im Komitee wird überlegt wie der Wiederaufbau erfolgen soll und die Flüchtlinge wieder in das Leben in der Stadt integriert werden können. Es ist bekannt, dass die Lage der Flüchtlinge nicht gut ist. Kobanê selbst ist komplett zerstört, Viertel und Straßen sind nicht mehr identifizierbar. Deswegen rufen wir die ganze Welt dazu auf, uns in unserem Vorhaben zu unterstützen. Unseren Aufruf richten wir im Besonderen an die Bevölkerung Kurdistans aus den nördlichen (Türkei-Kurdistan), südlichen (Irak-Kurdistan) und östlichen (Iran-Kurdistan) Regionen. Von Südkurdistan fordern wir die Hilfe ein, weil diese Region die Mittel dazu hat. Die Menschen und Organisationen aus Nordkurdistan, bei denen wir uns nicht oft genug bedanken können, haben uns bisher mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, unterstützt.
Mutlu Civiroglu: Haben Sie mit internationalen Organisationen verhandelt? Vertreter aus Kobanê betonen oft, dass Kobanê keine kurdische Stadt sei, sondern für die gesamte Welt zum Symbol des Widerstandes geworden sei. Viele Menschen möchten helfen, Zivilisten aus der ganzen Welt und internationale Organisationen. Wie können diese Hilfen die Stadt erreichen?
Xalid Berkel: Wir haben in vielen Ländern Zweigstellen gegründet und gedenken weitere zu gründen. Wir arbeiten daran, ein Bankkonto zu eröffnen. Wie Sie gerade betonten, hat Kobanê stellvertretend für die gesamte Welt gekämpft, deswegen ist es auch eine Angelegenheit der gesamten Welt an der Neugründung Kobanês zu partizipieren.
Mutlu Civiroglu: Herr Ibrahim Ayhan Sie waren stets an der Grenze (Kobanê/ Suruc), um Wache zu stehen und um Kobanês Kampf nach außen zu tragen. Welchen Beitrag möchte die HDP zum Wiederaufbau leisten, gibt es konkrete Pläne?
Ibrahim Ayhan: Zuallererst beglückwünschen wir das kurdische Volk, den Nahen Osten und schließlich die ganze Welt zum Sieg. Wie Sie wissen, versucht die ISIS seit über fünf Monaten in Rojava und der Autonomen Region Kurdistan die Kurden auszulöschen. Aber das kurdische Volk hat einen historischen Widerstand geleistet, Kobanê selbst ist zum weltweiten Symbol geworden. Die internationale Unterstützung Kobanês nahm zu, auch wir versuchen einen wichtigen Beitrag zu leisten: Seit Beginn der Angriffe halten wir Wache an der Grenze und versuchen zugleich die Flüchtlinge zu versorgen. Jetzt investieren auch wir unsere Energie in den Wiederaufbau von Kobanê, schließlich sind 90 Prozent der Stadt zerstört. Wir haben die Stadtverwaltung Kobanês zweimal aufgesucht und gefragt, wie wir uns einbringen können. Die Stadtverwaltung von Kobanê hat ein Komitee gegründet. Auch wir haben eines in Suruc gegründet, in dem auch wir als HDP mitwirken. Daran beteiligt ist auch die DBP (ehemals BDP), andere Organisationen und viele Privatpersonen. Das Problem besteht darin, dass die Grenze nach Kobanê, die Mürşitpinar heißt, geschlossen ist und die notwendigen Fahrzeuge und Materialien für den Wiederaufbau nicht nach Kobanê transportiert werden können. Ein Korridor ist dringend notwendig.
Mutlu Civiroglu: Die türkische Regierung bereitet also Schwierigkeiten bei der Grenzüberquerung?
Ibrahim Ayhan: Ja, nur Grundnahrungsmittel dürfen nach Kobanê befördert werden, Baufahrzeuge nach Kobanê zu transportieren ist uns untersagt worden. Diese Grenze ist zudem kein offizieller Grenzübergang, derzeit verhandeln wir mit der Regierung, auch andere Dinge über diese Grenze nach Kobanê transportieren zu können.
Mutlu Civiroglu: Kann man nur über Mürşitpinar nach Kobanê gelangen? Was werden Sie tun, wenn die türkische Regierung diese Genehmigung nicht erteilt?
Ibrahim Ayhan: Ja, es gibt nur diesen Übergang. Während unserer Gespräche mit der türkischen Regierung ist uns Unterstützung zugesichert worden, aber seit zehn Tagen warten wir auf Ergebnisse. Aus Amerika, Europa, der Autonomen Region Kurdistans, von verschiedenen Organisationen und vielen Menschen ist uns bekannt, dass sie am Wiederaufbau mitwirken möchten. Aber solange der Übergang geschlossen bleibt, kann nichts nach Kobanê gelangen.
Mutlu Civiroglu: Der Wiederaufbau der Stadt kann nicht allein den Kurden aus Bakur (Türkei-Kurdistan) zugemutet werden. Viele internationale Organisationen und Privatpersonen erklären sich in sozialen Medien bereit, behilflich zu sein. Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Ihrer Komission und internationalen Organisationen? Wie können diese Organisationen den Kontakt zu Ihnen aufnehmen?
Ibrahim Ayhan: Unsere Organisation nennt sich “Rojava Yardım Derneği” (Rojava Hilfsorganisation). Weitere Konktaktstellen sind die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Städte Pirsus (türkisch Suruc), Amed (türkisch Diyarbakir), Merdin (türkisch Mardin) sowie unsere Parteien (prokurdische Parteien HDP und DBP, ehemals BDP). Das sind die Institutionen, die bisher geholfen haben und ihre Hilfe fortsetzen werden. Wir haben auch internationale Organisationen um ihre Unterstützung gebeten. Aber ich wiederhole: Kobanê ist derzeit von drei Seiten (Westen, Süden, Osten) von der ISIS umzingelt. Die einzige Verbindung, die wir nutzen können, ist der Grenzübergang im Norden, der Grenzübergang Mürşitpınar – der dringend geöffnet werden muss.
Mutlu Civiroglu: Herr Xalid Berkel, was erhoffen Sie sich als ein Repräsentant der Stadtverwaltung Kobanês von Ankara?
Xalid Berkel: Es ist eine menschliche Pflicht und ein Nachbarschaftsgesetz, Kobanê zu unterstützen und den Wiederaufbau nicht zu sabotieren. Unsere alte Forderung nach einem Hilfskorridor ist immer noch nicht erfüllt. Bisher war die Türkei uns in einigen Hinsichten eine große Hilfe, über die Grenze durften einige Grundnahrungsmittel nach Kobanê befördert werden. Wir hoffen aber, dass sie uns in Zukunft besser unterstützt. Der Wiederaufbau Kobanês würde auch der Türkei zugute kommen. Denn seit der Befreiung der Stadt herrscht in Kobanê Freiheit und Sicherheit.
Mutlu Civiroglu: Herr Ibrahim Ayhan sind Sie auch der Auffassung, ein sicheres Kobanê wäre auch im Interesse der Türkei?
Ibrahim Ayhan: Die Türkei hat von Beginn an eine Politik gegen die Kurden geführt. Im Kampf um Kobanê hat die Türkei der ISIS geholfen. Wir kritisieren diese falsche Politik, die weder der Türkei noch dem Nahen Osten dient. Wir fordern die Türkei dazu auf, diese Politik zu ändern. Sie muss Verbindungen mit den Kurden eingehen und jegliche Verbindung zur ISIS aufgeben. Die Türkei hat auch den Status von Rojava anzuerkennen. Lange Zeit hat die Türkei die Autonome Region Kurdistan nicht anerkannt und auch da Schwierigkeiten bereitet. Heute sagt die türkische Regierung, sie würde Rojava nicht anerkennen. Das ist ein falsches Vorgehen, die türkische Regierung sollte ihre Haltung überdenken. So wie die Türkei heute offiziell mit der Autonomen Region Kurdistan verhandelt, muss sie sich auch Rojava annähern. Seit tausenden Jahren leben Türken und Kurden brüderlich miteinander. Von jetzt an werden die Kurdinnen und Kurden überall ein freies Leben einfordern und das aus natürlichem Recht. Nicht nur deshalb muss sich die Türkei mit den Kurden an einen Tisch setzen.
Mutlu Civiroglu: Herr Hisên Mihemed Elî, auch die Schulen sind von der Zerstörung betroffen. Schülerinnen und Schüler werden in Flüchtlingslagern unterrichtet. Wie verlaufen die Arbeiten für die Errichtung des Bildungssystems, welche Hilfe wird gebraucht?
Hisên Mihemed Eli: Von den dreizehn Schulen, die vor den Angriffen existierten, können nur drei genutzt werden. Wir haben vor, an den Plätzen der zerstörten Schulen neue zu errichten. Wir erhoffen uns internationale Unterstützung, auch für die Anschaffung von Inventar und Schulmaterialien. Von der Türkei erhoffen wir uns die Öffnung des Grenzübergangs, damit auch die Hilfe des kurdischen Volkes, insbesondere von den Menschen, die in Europa und in der Autonomen Region Kurdistan leben, nach Kobanê gelangen kann.
Mutlu Civiroglu: Wir wissen, dass alle Krankenhäuser Kobanês zerstört worden sind, es herrscht ein Mangel an Ärzten und Medikamenten. Wie sieht die derzeitige medizinische Versorgungslage in Kobanê aus?
Dr. Nahsan Ahmed: Während der Angriffe wurde das Versorgungssystem in Kobanê fast vollständig, zu 90 Prozent, zerstört worden. Deswegen sehen wir uns mit großen Schwierigkeiten konfrontiert: 1. Der Kanton Kobanê braucht dringend Medikamente und medizinische Geräte, da die Anzahl der Rückkehrer täglich steigt. 2. Hunderte Leichen von ISIS-Kämpfern befinden sich bis zum heutigen Zeitpunkt unter den Trümmern der Stadt; das ist ein großes gesundheitliches Risiko. 3. In der Stadt gibt es hunderte Blindgänger, die eine große Gefahr darstellen; schließlich spielen Kinder auf den Straßen. Deswegen richten wir unseren Aufruf an alle internationalen Organisationen, damit vor allem die Leichen professionell entfernt und Blindgänger entschärft werden. 4. Viele Kinder sind traumatisiert vom Krieg und brauchen Ablenkung und psychologische Hilfe.
Mutlu Civiroglu: Die Organisationen WHO und Ärzte ohne Grenzen versuchen, in die Stadt zu gelangen, werden aber daran gehindert. Kanada hat vor kurzer Zeit Roboter in die Autonome Region Kurdistan geschickt, mit denen Minen entschärft werden können. Haben Sie sich dahingehend mit weiteren Ländern und Hilfsorganisationen verständigt?
Dr. Nahsan Ahmed: Natürlich. Wir haben alle Organisationen angesprochen. Ich habe heute mit Vertretern von Ärzte ohne Grenzen gesprochen, die von der türkischen Regierung daran gehindert wurden, in die Stadt zu gelangen. Auf türkischer Seite können diese Organisationen nichts ausrichten, sie müssen nach Kobanê durchgelassen werden und sich selbst ein Bild von der Lage machen. Offiziell hat bisher keine einzige Organisation Kobanê Hilfe zugesprochen.
Mutlu Civiroglu: Wie begründen Sie diese Untätigkeit der Hilfsorganisationen?
Dr. Nahsan Ahmed: Viele der Organisationen kennen uns nicht und möchten sich zunächst ein eigenes Bild von Kobanê machen. Wir in Kobanê sind bereit, alle zu empfangen. Das Problem ist die Türkei, welche den Grenzübergang nicht öffnet. Zum Teil ist es Organisationen und Journalisten nur möglich, sich ein bis zwei Stunden in der Stadt aufzuhalten. In diesem Zeitraum kann natürlich nichts erreicht werden.
Mutlu Civiroglu: Herr Ibrahim Ayhan, Sie hören sicher, dass der verschlossene Grenzübergang von allen Seiten kritisiert wird. Was können die USA tun, um die Haltung der Türkei zu ändern?
Ibrahim Ayhan: Der Einfluss der USA auf die Türkei ist sehr groß. Lange Zeit hat die Türkei sich gesträubt, die Peschmerga nach Kobanê passieren zu lassen. Die USA haben sich eingeschaltet, sodass die Peschmerga nach Kobanê gelangen konnten. Wir glauben, dass die USA auch diesmal Druck auf die Türkei ausüben können, damit die türkische Regierung uns entgegenkommt. Ich habe wegen der Organisation Ärzte ohne Grenzen mit den Gouverneuren von Urfa und Suruc gesprochen, aber die Einreise nach Kobanê ist ihnen nicht erlaubt worden. Viele Delegationen aus verschiedenen europäischen Ländern kommen nach Suruc, einige haben sehr große Hilfen versprochen, aber auch ihnen wird die Einreise nach Kobanê verwehrt. Deswegen hoffen wir, dass die USA Druck auf die Türkei ausüben.
Mutlu Civiroglu: Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Unterstützung von Kobanê fortgesetzt werden würde. Die USA möchte nicht nur militärische, sondern auch humanitäre Hilfe in Syrien leisten. Wird sich die HDP mit den USA zusammensetzen, damit die Hilfe ausgeweitet werden kann?
Ibrahim Ayhan: Morgen besuchen uns Mitarbeiter des US-Konsulats aus Adana in Suruc, um über die Neugründung der Stadt zu sprechen. Es gab auch in der Vergangenheit Gespräche in Adana und wir glauben, dass die Zusammenarbeit in Zukunft verstärkt wird. Die USA hatten ohnehin in der Anti-ISIS-Koalition eine sehr aktive und bedeutende Rolle für Kobanê gespielt.
Mutlu Civiroglu: Die US-Bevölkerung hat einen großen Einfluss auf die Regierung gehabt. Mit der passiven Haltung der Regierung zu Beginn der Angriffe waren viele nicht einverstanden und haben Druck ausgeübt, sodass diese sich genötigt sah, militärisch einzugreifen. Und auch jetzt machen sich viele Bürger dafür stark, dass Kobanê humanitäre Hilfe und Unterstützung für den Wiederaufbau erhält.
Ibrahim Ayhan: Ja, das ist wahr. Wir fordern aber nicht nur die USA sondern auch Europa auf, den Wiederaufbau zu unterstützen. Auch sie müssen sich einschalten, insbesondere wegen der Zurückhaltung der Türkei. So wie der Sieg des Widerstandes von Kobanê ein Sieg der ganzen Welt war, muss auch der Wiederaufbau als ein internationales Projekt angesehen werden.
Mutlu Civiroglu: Herr Xalid Berkel, welche Rolle sollten die USA in Hinblick auf den Wiederaufbau Ihrer Meinung nach einnehmen?
Xalid Berkel: Sowohl bei den Luftschlägen als auch bei der Durchreise der Peschmerga durch die Türkei hat die USA eine führende Rolle gespielt. Wir hoffen, dass sie auch beim Wiederaufbau eine ähnlich große Hilfe sein wird.
Mutlu Civiroglu: Frau Xecîcan Farqîn, Sie haben Kobanê vor einigen Tagen als Journalistin besucht. Was waren Ihre Eindrücke von der Stadt?
Xecîcan Farqîn: Suruc und Kobanê sind nicht weit voneinander entfernt, aber sobald ich Kobanê betrat, kamen mir Bilder vom Zweiten Weltkrieg in den Sinn. Man fragt sich, ob es sich um eine Filmkulisse oder um eine reale Stadt handelt. Kein Haus dort ist unverschont geblieben. Ich hatte das Gefühl, als befände ich mich in einer Geisterstadt, da ich nur Kämpfer der YPG und Kämpferinnen der YPJ sah. Mir war klar, dass in der Stadt heftige Kämpfe stattgefunden hatten. Doch fragte ich mich, ob der Wiederaufbau nicht vielleicht ein größerer Kampf sein wird. Vorher war Kobanê eine Stadt, die 40-50 Tausend Einwohner beherbergte. Wegen des syrischen Bürgerkrieges war die Bevölkerungszahl enorm gestiegen. Jetzt befinden sich 150-180 Tausend Menschen in Suruc und anderen kurdischen Städten. Eine Rückkehr dieser Menschen ist derzeit unter keinen Umständen möglich. Deswegen glaube ich, dass der eigentliche Kampf jetzt beginnt, der Kampf des Wiederaufbaus, auch wenn die Menschen, die ich in Kobanê sah, überglücklich waren. Herr Anwer Muslim und Frau Ayşe Efendi von der Stadtverwaltung sagten, der Wiederaufbau sei eine große Herausforderung und ohne die Unterstützung internationaler Organisationen nicht möglich.
Mutlu Civiroglu: Herr Omer Faruk Baran, Sie befinden sich derzeit an der Grenze in Suruc. Auch Sie waren in Kobanê, welche Eindrücke haben Sie dort gewonnen?
Omer Faruk Baran: Ich war nicht lange in der Stadt, aber der Zustand hat mich sehr schockiert, ich habe einige Tage mit diesen Erfahrungen kämpfen müssen. Die gesamte Stadt ist zerstört. In der ganzen Welt mündet jeder Krieg in einem weiteren Krieg. Der Folgekrieg in Kobanê wird der Wiederaufbau sein. Die Bevölkerung Kobanês möchte um jeden Preis zurück. Vorher muss noch viel passieren: Wir hatten das Beipsiel mit der Organisation Ärzte ohne Grenzen angesprochen. Internationalen Organisationen ist es nicht möglich, die Grenze ohne Schwierigkeiten zu passieren, um in Kobanê Hilfe leisten zu können.
Mutlu Civiroglu: Herr Xalid Berkel, jeder der Kobanê gesehen hat, scheint angesichts der dramatischen Bilder sprachlos zu sein. Sie haben Kobanê auch während des Krieges nie verlassen. Was sagen Sie dazu?
Xalid Berkel: Wie beide Journalisten sagten, müssten die Geschichten aus jeder Straße und jedem Haus in Kobanê verschriftlicht werden, aber Worte reichen nicht aus, um dies zu tun. Es wurde großes Leid erlitten. Und man ist erstaunt, welch ein Widerstand geleistet wurde. In Kobanê wurde gezeigt, dass die ISIS wieder aus den Städten vertrieben werden kann, aber die Opfer waren groß und die Stadt ist zerstört.
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Mutlu Civiroglu ist ein Analytiker kurdischer Angelegenheiten mit dem Schwerpunkt auf Syrien und der Türkei. Er verfolgt insbesondere den Kampf der YPG gegen die ISIS und andere dschihadistische Gruppen. Das Interview wurde seinem Blog entnommen. Der Orginallink zum Artikel lautet: http://civiroglu.net/2015/02/11/kobane_help/
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Vom Kurdischen ins Deutsche übersetzt von https://twitter.com/ViyanKurd und von Civaka Azad überarbeitet.