Die 31-jährige Hamburgerin Kelly Freygang (Nom de Guerre: Tîjda Zagros) wurde am 29. April 2025 durch einen türkischen Drohnenangriff in den Medya-Verteidigungsgebieten Südkurdistans (Nordirak) getötet. Kelly Freygang, die sich 2017 dem kurdischen Widerstand angeschlossen hatte, gehörte den Frauenverteidigungseinheiten YJA Star an. Ihr Tod steht in eklatantem Widerspruch zum aktuellen Friedensprozess und offenbart die systematischen Kriegsverbrechen der Türkei.
Friedensinitiative ignoriert – Türkei eskaliert trotz Waffenstillstands
Bereits am 27. Februar 2025 hatte Abdullah Öcalan in einer historischen Erklärung zur Beendigung des bewaffneten Kampfes aufgerufen. Die PKK folgte diesem Aufruf und verkündete am 1. März 2025 einen einseitigen Waffenstillstand. Doch statt den Friedensprozess zu unterstützen, nutzte die türkische Regierung die Situation für eine militärische Offensive.
Laut Bilanz der Volksverteidigungskräfte (HPG) führte die türkische Armee allein im April 2025 insgesamt 9.790 Angriffe durch, darunter 7 Chemiewaffeneinsätze und 3 Phosphorbomben-Attacken. Damit setzt die Türkei ihre völkerrechtswidrige Kriegsführung fort, obwohl die PKK den Weg der friedlichen Lösung eingeschlagen hat.
Völkerrechtsbruch mit deutscher Unterstützung
Die Tötung von Kelly Freygang ist kein Einzelfall, sondern Teil einer gezielten Offensive der türkischen Armee, die damit gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt. Wie der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages bereits 2022 feststellte (Gutachten WD 2 – 3000 – 031/22), verletzen türkische Militäroperationen im Nordirak Artikel 2(4) der UN-Charta, da sie ohne Zustimmung der irakischen Regierung erfolgen.
Statt die Kriegsverbrechen zu verurteilen, nimmt die Bundesregierung eine aktiv eskalative Position in diesem Konflikt ein und leistet der Türkei Beihilfe bei völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen. 2023 exportierte Deutschland Rüstungsgüter im Wert von 346,8 Millionen Euro an die Türkei – darunter auch Komponenten für Bayraktar-Drohnen, jenem Waffensystem, das für Freygangs Tod verantwortlich ist.
Verurteilung durch die Bundesregierung gefordert
Mako Qocgirî vom kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit Civaka Azad fordert im Zusammenhang mit der Tötung von Freygang die deutsche Bundesregierung dazu auf, klare Konsequenzen zu ziehen: „Die Bundesregierung muss endlich ihre Verantwortung wahrnehmen. Es braucht eine sofortige und unmissverständliche Verurteilung der völkerrechtswidrigen Tötung von Kelly Freygang. Zudem fordern wir den umgehenden Stopp aller Rüstungsexporte an die Türkei gemäß § 6 des Kriegswaffenkontrollgesetzes.“ Darüber hinaus fordert Qocgirî die deutschen Regierungsverantwortlichen dazu auf, das PKK-Betätigungsverbot aufzuheben: „Nur so kann ein Friedensprozess zwischen der Arbeiterpartei Kurdistans und der türkischen Regierung unterstützt werden, der zu einem Ende der Todesnachrichten aus Kurdistan führt.“