Pressemitteilung vom Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 30.11.2014
Seitdem am frühen Morgen des 29.11. der Islamische Staat (IS) vom türkischen Territorium aus mehrere Selbstmordanschläge am Grenzübergang Mürşitpınar direkt im Norden der Stadt Kobanê unternommen hat, kommt es in allen vier Seiten der Stadt zu heftigen Kämpfen zwischen den Verteidigungseinheiten und dem IS. Wie die Volksverteidigungseinheiten der YPG berichten, sei gestern gegen 5 Uhr morgens Ortszeit ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug des IS am Grenzübergang in die Luft gejagt worden. Zeitgleich haben sich zwei weitere Selbstmordattentäter ebenfalls an Grenze in die Luft gejagt. Alle drei Anschläge seien vom türkischen Staatsgebiet aus organisiert worden. Sofort nach den Anschlägen habe der IS sowohl seine Angriffe an den Fronten im Osten, Süden und Westen der Stadt intensiviert, als auch vom Norden her eine neue Front auf Kobanê eröffnet. Während an der Ostfront die Kämpfe mit dem IS in der Stadt fortgesetzt werden, habe der IS an der Südfront zunächst versucht mit Selbstmordanschlägen die Verteidigungslinien zu durchbrechen und anschließend mit dem Einsatz von drei Panzern ihre Angriffe fortgesetzt. “Wir konnten zwei ihrer Panzer vernichten und den Vormarsch des IS an dieser Front stoppen”, heiß es weiter in der Erklärung der YPG.
Kurz nach den Anschlägen am Grenzübergang wurden außerdem IS Kämpfer gesichtet, die vom türkischen Staatsgebiet aus in Richtung Kobanê schossen. Wie Videoaufzeichnungen belegen verschanzten sich IS Kämpfer hinter Getreidesilos, die sich im Osten des Grenzübergangs Mürşitpınar befinden, und gaben von dort aus immer wieder Schüsse ab. Augenzeugen berichten, dass das türkische Militär an der Grenze die Kämpfer des IS bei ihren Angriffen gewähren lässt. Außerdem sollen sich IS-Kämpfer in den beiden Dörfern Etmanek und Serxet, die sich ebenfalls auf der türkischen Seite der Grenze befinden und aus denen die Einwohner aus Sicherheitsgründen evakuiert worden waren, niedergelassen haben. Auch von diesen beiden Dörfern aus kommt es seit gestern immer wieder zu Angriffen auf Kobanê.
Gouverneur gesteht vom türkischen Staatsgebiet ausgehende IS-Angriffe
Infolge der neuen Angriffswelle auf Kobanê suchte der HDP Abgeordnete Ibrahim Ayhan am Samstag den Gouverneur der Provinz Riha (Urfa) auf. Im Gespräch mit dem Gouverneur İzzettin Küçük habe dieser zugegeben, dass IS-Kämpfer auch von der Grenzstadt Suruç aus, das zur Provinz Riha gehört, Kobanê angreifen.
Zeitgleich mit dem Beginn der Angriffe des IS am Morgen des 29.11. wurden in Suruç die Stromleitungen abgeschaltet. Der Gouverneur begründete dies damit, dass die Stromleitungen ausgetauscht wurden. Allerdings gaben Mitarbeiter des staatlichen Stromversorgungsunternehmens in Suruç an, dass sie “von oben” den Befehl erhalten hatten, zwischen 4Uhr und 5Uhr morgens die Stromzufuhr in der Stadt abzustellen haben.
Nach Angaben des HDP Abgeordneten Ayhan lege der Verdacht nahe, dass der Strom abgestellt worden ist, damit die IS-Kämpfer unbehelligt ihre Angriffe auf Kobanê von Suruç aus vorbereiten konnten.
KCK: Die Türkei hält die Angriffe des IS auf Kobanê am Leben
In einer schriftlichen Erklärung nahmen gestern die Co-Vorsitzenden des KCK-Exekutivrates Stellung zu den erneuten Angriffen des IS auf Kobanê. In der Erklärung heißt es unter anderem, dass die Faschisten des Islamischen Staates ihre bislang tödlichsten Schläge in Kobanê erlitten haben und die Angriffe auf die Stadt nur durch die Unterstützung des türkischen Staates am Leben erhalten werden. “Auch wenn der AKP-Staat immer wieder verleugnet, dass sie den IS bei ihren Angriffen auf Kobanê unterstützt, tauchen fast täglich neue Beweise auf, die das Gegenteil belegen”, heißt es weiter in der Erklärung. Der KCK rief die Bevölkerung Kurdistans dazu auf, überall auf den Straßen solange zu protestieren, solange die Unterstützung der AKP für den IS anhält.