Gesellschaft und Staat müssen ihre Verleugnungshaltung ablegen

armenierPresseerklärung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. anlässlich des Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern, 24.04.2013

Anlässlich des 98. Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern, den Assyrern, Aramäern, den Pontos-Griechen und anderen ethnischen und konfessionellen Minderheiten gedenkt das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit – Civaka Azad e.V. den Opfern des Genozids.

Auf den 24.04.1915 datiert der Beginn des Völkermordes an den nicht-muslimischen Minderheiten des Osmanischen Reiches. In dessen Folge kam es zum Völkermord an über eineinhalb Millionen Menschen. Die Mehrheit der Opfer waren Angehörige des armenischen Volkes, das in den Tälern am Ursprung von Euphrat und Tigris seit Jahrtausenden beheimatet war.

Auch die Assyrer und die hellenischen Völker lebten seit Jahrtausenden an der Seite der anderen Völker Mesopotamiens und Anatoliens und schrieben gemeinsam eine Geschichte der Harmonie und des friedlichen Zusammenlebens.

Im Zuge des Genozids sahen sich weitere Millionen Menschen gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Millionen von Menschen waren Deportationen und Zwangsenteignung ausgesetzt. Dem physischen Völkermord folge der kulturelle Genozid. So wurden nahezu sämtliche kulturellen Monumente und andere Kulturgüter zerstört, darunter zahlreiche heilige Stätten.

Bis heute weigert sich die Türkei, den Völkermord von 1915 anzuerkennen. Auch die Genozide und die Vertreibung der Aleviten und der Yeziden werden weiterhin geleugnet. An diesen Verbrechen waren auch Kurden beteiligt und so möchten wir als Civaka Azad anlässlich des Jahrestages an die Worte des kurdischen Parlamentsabgeordneten und Co-Vorsitzenden des DTK (Kongress für eine demokratische Gesellschaft) Ahmet Türk erinnern: „Es ist an der Zeit, dass wir alle die Geschichte neu lesen und die Realitäten der Vergangenheit akzeptieren. Das Osmanische Reich hat unsere Vorfahren benutzt, um Armenier, Aramäer und Yeziden zu massakrieren. Wir, die Kinder und Enkelkinder, bitten die Armenier um Vergebung.“

Trotz aller Versuche, diesen Teil der Vergangenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, wird die Geschichte Zeuge der wahren Geschehnisse bleiben. Der Wunsch nach Aufklärung und Wahrhaftigkeit lässt sich nicht unterdrücken.

So war und ist der Kampf der kurdischen Freiheitsbewegung immer ein gemeinsamer Kampf der Völker Anatoliens und Mesopotamiens für Gleichheit und Freiheit. Im gegenwärtigen Prozess, in dem die Konfliktlösung und der Frieden mit dem türkischen Staat diskutiert werden, unterstreicht daher die kurdische Seite, dass ein würdevoller Frieden und eine beständige Lösung einzig durch eine tiefgreifende Wahrheitsfindung und Aufklärung der Geschichte möglich sind. Es bedarf nicht nur verfassungsrechtlich verbriefter Garantien, damit die vertriebenen Armenier, Assyrer, Yeziden und Pontos-Griechen in ihre Heimat zurückkehren können. Gesellschaft und Staat müssen ihre Verleugnungshaltung ablegen: „Seit Jahrzehnten müssen die Armenier um die Anerkennung des Genozids an ihrem Volk und die Kurden um die Anerkennung ihrer Existenz kämpfen“, so die Worte eines in Hakkari (Colêmerg) lebenden Kurden im Gespräch mit dem türkischen Schriftsteller Hasan Cemal.

Heute sind Millionen von Armeniern über den gesamten Erdball verstreut. Die Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihren Wurzeln wird von den Schmerzen der Erinnerung an die Gräueltaten und der Leugnung des Genozids überschattet.

Anlässlich des 98. Jahrestags des Genozids von 1915 fordert Civaka Azad – das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit – die Anerkennung des Völkermordes, an erster Stelle durch den türkischen Staat. Denn nur so kann einer Zukunft des friedlichen und gemeinsamen Miteinanders der Weg geebnet werden.

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