NAV-DEM – Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e. V., 10. August 2015
Am 15. September 2014 begann der sogenannte Islamische Staat (IS), u.a. mit erbeuteten Waffen aus irakischen US-Beständen und aus der Türkei gelieferten Waffen, seine erste große Offensive gegen den Kanton Kobanê in Rojava / Westkurdistan.
Vor den Augen der internationalen Öffentlichkeit spielte sich ein unbeschreibliches Drama ab. Nur wenige Meter von der türkischen Grenze entfernt versammelten sich sowohl die internationale Presse, als auch unzählige Menschen, die aus der umkämpften und brennenden Stadt fliehen mussten. Kobanê ist seitdem ein Symbol, es ist die Stadt, in der die Bevölkerung und die Selbstverteidigungskräfte der YPG und YPJ einen wegweisenden Kampf gegen den IS führten. Der Widerstand der Frauen und Männer in Kobanê war zugleich auch ein Kampf für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte und für eine Zukunft im gleichberechtigten Miteinander aller Bevölkerungs- und Religionsgruppen.
Die Stadt Kobanê wurde nach 134 Tagen des aufopferungsvollen Widerstands befreit. Diesen Erfolg greift der IS seitdem mit Hilfe der türkischen Regierung immer weiter mit allen Mitteln, vornehmlich den denen des Terrors an. Auch mit Massakern und Selbstmordanschlägen wird versucht, die Revolution von Rojava zurückzudrängen und dem erfolgreichen Verteidigungskampf etwas entgegen zu setzen Mit diesen Mitteln versucht der IS zudem jegliche Solidarität mit Rojava zu unterbinden. Am 20. Juni sprengte sich ein Selbstmordattentäter während einer Versammlung inmitten einer Jugendgruppe, in die Luft. Etwa 300 junge Menschen hatten sich im Garten des Kulturzentrums Amara in Pirsûs (Suruç) getroffen, von dort aus wollten sie sich auf den Weg nach Kobanê machen, um beim Aufbau der Stadt zu helfen. 32 Jugendliche starben, etliche wurden verletzt.
Die türkische Regierung nahm zynischer Weise diesen Anschlag zum Vorwand mehr als 1000 KurdInnen und 200 türkische Linke zu inhaftieren und die PKK im Nordirak zu bombardieren anstatt den IS wirksam zu bekämpfen.
Kobanê ist zwar mittlerweile weitgehend vom IS befreit, die Stadt liegt jedoch zum Großteil in Trümmern. Wasser, Strom, Lebensmittel, medizinische Grundversorgung und Infrastruktur sind kaum vorhanden. Noch immer ist Kobanê voll mit Minen und Sprengfallen, die der IS bei seinem Rückzug legte, so dass eine risikofreie Rückkehr der gesamten Bevölkerung bisher unmöglich war. Auch wenn erreicht werden konnte, das der Kanton Kobanê nun mit dem Kanton Cizîrê im Osten Nordsyriens verbunden ist, besteht weiterhin ein Belagerungszustand durch den IS. Darüber hinaus versuchen die südkurdische KDP-Regierung (Barzani) und die türkische AKP-Regierung durch ein Embargo zu verhindern, dass notwendige Hilfsgüter und Lebensmittel die Stadt erreichen.
Um einen Aufbau Kobanês und Rojavas zu ermöglichen und eine sichere Rückkehr aller Geflüchteten gewährleisten zu können, braucht es einen humanitären Korridor auf türkischem Staatsgebiet. Dadurch könnte die benötigte Hilfe an ihren Zielort gelangen.
Die Türkei weigert sich weiterhin die Grenzen zu öffnen und Hilfstransporte nach Kobanê durchzulassen. Lastwägen mit Tonnen an Hilfslieferungen stehen an den Grenzgängen und werden aufgehalten. Tonnen von dringend benötigten Medikamenten laufen ab und werden unbrauchbar, weil sie zu lange in der Hitze stehen.
Daher möchten wir am 15. September 2015, dem Jahrestag der Angriffe auf Kobanê, in Pirsûs (Suruç) eine internationale Kundgebung mit der Forderung, das die Türkei endlich einen humanitären Korridor zulassen muss, durchführen.
Alle AktivistInnen, Institutionen, Gewerkschaften, politischen Parteien, NGOs, Kommunalverwaltungen, sowie internationale Einrichtungen sind eingeladen mit Hilfsgütern oder aus Solidarität an die Grenze zu kommen, um gemeinsam unsere politische und humanitäre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen.
Wir stellen abschließend klar, dass eine Forderung nach einem humanitären Korridor nicht dazu führen soll, dass die Türkei Truppen nach Rojava und nach Syrien eindringt.
Wir wollen keine türkische NATO-Pufferzone, keine Besatzung der Autonomiegebiete in Rojava, Nordsyrien.
Ein humanitärer Korridor heißt:
Grenzen auf für Hilfslieferungen!
Keine weiteren Schikane an den Grenzen für internationale Hilfe!
Hände weg von Rojava!
Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Sie daran teilnehmen und wir uns am 15. September in Pirsûs (Suruç) sehen!
(Wir empfehlen die Reise nach Suruç am 12. September ab Deutschland anzutreten und die Rückreise am 16. September ab Suruç zu planen)
Für Informationen und Anmeldung: NAV-DEM:
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