Erklärung des Kurdistan Nationalkongress (KNK) zur aktuellen türkischen Besatzungsoperation in Südkurdistan (Nordirak), 08.06.2018
Die Kurden im Irak und in Syrien führen seit mehreren Jahren einen umfassenden Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) im Irak und in Syrien, einer Organisation, die nicht nur eine Gefahr für die Kurden und die gesamte Region darstellt, sondern auch Europa gefährdet. Im Krieg gegen ihn haben die Kurden eine entscheidende Rolle gespielt, sodass er nun kurz vor seiner endgültigen Niederlage steht. Heute verliert der IS immer weiter an Boden und wird damit aktiv daran gehindert den Westen, insbesondere die EU-Länder, zu bedrohen.
Allerdings ist die AKP-Regierung, die gemeinsam mit dem IS zahlreiche Angriffe durchgeführt hat, mit der aktuellen Entwicklung nicht zufrieden. Sie hat erkannt, dass sie die kurdische Freiheitsbewegung mithilfe des IS nicht zerschlagen kann. Daher hat sie nun mit einem direkteren Angriff begonnen. Dieser Angriff zielt darauf ab, alle Errungenschaften und fortschrittlichen Entwicklungen zu zerstören, die die Kurden im Süden und Westen Kurdistans erkämpft haben.
Der völkerrechtswidrige Angriff und die Invasion des türkischen Staates in Afrin
Der türkische Staat hat Afrin, eine friedliche Oase in einem kriegszerrütteten Land, eine Zufluchtsstätte und eine Hochburg des demokratisch-konföderalen Projekts, völkerrechtswidrig angegriffen und besetzt. Diese Invasion hat zu hunderten von Toten und einer weiteren Massenvertreibungswelle geführt. Am alarmierendsten sind die Hinweise auf Pläne für eine umfassende ethnische Säuberung der Kurden in der Region.
Die potentielle Invasion der Türkei in das irakisch-kurdische Gebiet
Es gibt zunehmend Anzeichen für eine bevorstehende umfassende Invasion der türkischen Armee in Südkurdistan (Nordirak), einschließlich der gebirgigen Region Qandil im Nordirak. Türkische Kampfflugzeuge haben in den kurdischen Gebieten Metina, Avasin, Zap, Basjan, Gare, Xakurk und Kandil im Nordirak in den vergangenen Woche fast täglich Luftangriffe durchgeführt und viele Zivilisten getötet.
Vertreter des kurdischen Volkes haben wiederholt ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht und alle Regierungen und internationalen Organisationen (UNO, NATO, EU und die Arabische Liga) aufgefordert, die türkische Verletzung der irakischen Souveränität zu verhindern. Bis jetzt gab es keine internationale Reaktion auf die türkische Invasion im Nordirak. Damit wird die Türkei ermutigt, ihre Operation auszuweiten und zu versuchen, die Kontrolle über die Region durch den Einsatz zusätzlicher Truppen, die Errichtung neuer Militärbasen (zusätzlich zu den 18 bereits etablierten Basen) und zusätzlicher Geheimdienstposten zu übernehmen. Die türkische Armee führt in den Dörfern des Distrikts Sidekan in der Provinz Diyana (Region Hewler/Erbil, Hauptstadt der KRG) offen Militärparaden durch und macht so deutlich, dass sie das besetzte Land als ihr eigenes Territorium betrachtet.
Brechen Sie das Schweigen gegen die Invasion der Türkei in Kurdistan
Wir rufen alle politischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen (Parteien, Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Aktivisten) dazu auf, sich gegen die türkische Verletzung des Völkerrechts zu stellen, dieses Verbrechen eindeutig zu verurteilen und zu die Türkei zu einem Rückzug ihrer Truppen aus Kurdistan aufzufordern. Alle Regierungen und internationalen Organisationen (UNO, NATO, EU und die Arabische Liga) sowie die demokratischen Völker der Welt rufen wir auf, sich dieser türkischen Aggression zu widersetzen.