Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. / am 20.11.2012
Laut Angaben des kurdischen Fernsehsenders Ronahi TV haben am Morgen des 19.11.2012 die islamistischen Gruppen El Sam, Ehfad El Resul und Cebet El den Vorsitzenden des Volksrates Abid Xelil in der westkurdischen Stadt Serêkanî (Ras al Ain) (Nordsyrien) umgebracht. Die angreifenden Gruppierungen wurden bei der Auseinandersetzung mit den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) von der türkischen Armee durch den Einsatz von Kurzstreckenraketen unterstützt.
Bereits am 8. November drangen die islamistischen Gruppen über die türkische Grenze nach Serêkanî ein. In der Folge war die Stadt tagelangen Bombardierungen des syrischen Regimes ausgesetzt, bei denen mindestens 10 ZivilistInnen ihr Leben verloren und über 50 Verletzte zu beklagen waren. In Folge dessen sind über 11.000 BewohnerInnen in die Türkei und die benachbarten Städte geflüchtet.
Um gegen die Belagerung der islamistischen Gruppen zu protestieren, plante der Kurdische Hohe Rat (ein Bündnis sämtlicher kurdischer Parteien in Syrien) am 19.11.2012 eine Großdemonstration unter dem Motto „Rückkehr in die Heimat“. Mitglieder der El Sam, Ehfad El Resul und Cebet El Nasra errichteten Straßensperren und verhinderten die Durchfahrt der örtlichen Bevölkerung.
Daraufhin begab sich Abid Xelil, Vorsitzender des Volksrats (Repräsentant der Exekutive), zusammen mit Mitgliedern der zivilen Sicherheitskräfte (Asayis) zu den bewaffneten Islamisten, um die Auflösung der Straßensperren zu fordern. Jedoch wurde auf die Forderung mit Schüssen geantwortet, in dessen Folge der Volksratsvorsitzende Xelil und ein Jugendlicher zu Tode kamen, Drei Mitglieder der Asayis wurden verletzt.
Nach dem Vorfall kamen die Volksverteidigungseinheiten (YPG) zum Ort der Auseinandersetzung und zwangen die islamistischen Gruppen zum Rückzug. Daraufhin intensivierte sich die Auseinandersetzung, in die die türkische Armee mit dem Einsatz von Kurzstreckenraketen eingriff. Es wird davon ausgegangen, dass die Angreifer die Koordinaten der Stellungen der YPG-Kräfte an die türkische Armee übermittelten, so dass diese die YPG dann unter Beschuss nehmen konnte.
Bei diesen Ereignissen hat die Türkei eine eindeutige Haltung eingenommen. Obwohl das türkische Staatsgebiet zu keiner Zeit militärisch bedroht worden ist, griff die türkische Armee aktiv ins Geschehen ein. Auffallend ist auch, dass die Angreifergruppen problemlos die türkische Grenze passieren konnten und die Türkei nahezu zeitgleich die seit 30 Jahren gelegten Minen aus dem Grenzstreifen entfernt hat.
Die Co- Vorsitzende der PYD (Partei der Demokratischen Einheit) Asia Abdullah verurteile in einer Stellungnahme gegenüber Civaka Azad die Angriffe der islamistischen Gruppierungen und betonte, dass sie sich „als PYD und als Kurdischer Hoher Rat von solchen Provokationen nicht in den Krieg hineinziehen lassen werden. In Serêkanî leben AraberInnen, AramäerInnen, ArmenierInnen und KurdInnen friedlich miteinander. Bei der Ermordung von Abid Xelil handelt es sich um eine gezielte Tötung. Xelil galt in Serêkanî als die Symbolfigur für Völkerverständigung. Dieses harmonische Zusammenleben der Völker soll unterbunden werden, damit es sich nicht als Lösungsmodell durchsetzen wird. Es wird versucht, einen Krieg zwischen AraberInnen und KurdInnen anzustacheln. Die Angriffe gehen von der Türkei aus, die gegen internationales Recht verstößt. Wir rufen sämtliche Staaten und Organisationen, allen voran die Vereinten Nationen (UN), auf, dieses völkerrechtswidrige Vorgehen der Türkei zu verurteilen.“
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