Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 07.05.2019
Erstmals nach rund acht Jahren konnten die Anwälte des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan ihren Mandanten auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali besuchen. Der Besuch auf der Insel im Marmarameer fand bereits am vergangenen Donnerstag (2. Mai) statt. Details zu dem Gespräch wurden gestern im Rahmen einer Pressekonferenz im Istanbuler Hill-Hotel öffentlich gemacht. Die vollständige Meldung zum Anwaltsbesuch bei Abdullah Öcalan und der Pressekonferenz der Anwälte können Sie hier nachlesen: https://anfdeutsch.com/aktuelles/anwaelte-besuchen-Oecalan-auf-imrali-11219
Die politischen Gefangenen kündigten gestern nach dem Anwaltsbesuch bei Abdullah Öcalan eine Fortsetzung ihres Hungerstreiks an: „Das Zusammentreffen am 2. Mai von zwei Anwältinnen mit unserem Vorsitzenden erachten wir zuallererst als wichtig und wertvoll. Dieser Besuch bedeutet jedoch nicht, dass die Isolation aufgehoben ist. Der Kontakt hat unter Isolationsbedingungen stattgefunden und so verstehen wir diese Gesprächsphase. Unser Widerstand wird fortgesetzt bis die von uns zuvor deklarierten Forderungen umgesetzt werden und das Justizministerium die gesetzliche Garantie dafür gewährleistet. Wir werden unter keinen Bedingungen von unserem Widerstand absehen, bis die Isolation aufgehoben ist.“
Die Gefangenen verweisen darauf, dass die aufgestellten Forderungen in der türkischen Verfassung verankert sind. Ihre Nichtanwendung erschüttere das Gerechtigkeitsverständnis, insofern sei der Hungerstreik gleichzeitig als Kampf zu verstehen, um dem vom Staat entwerteten Gerechtigkeitssystem erneut zu Ansehen zu verhelfen.
Im Kontext der gestrigen Berichterstattung über den Besuch auf der Gefängnisinsel Imrali und den verschiedenen Zahlen, die über die Anzahl der Hungerstreikenden in den türkischen Gefängnissen kursieren, möchten wir dies richtigstellen. Die Ko-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker (HDP) Pervin Buldan, die sich in Berlin für politische Gespräche aufhält, erklärte gegenüber dem kurdischen Öffentlichkeitszentrum Civaka Azad: „Unsere Kollegen, die die Situation in den Gefängnissen verfolgen erklären, dass sich in den türkischen Gefängnissen insgesamt 7.000 Gefangene, davon 4.000 im unbefristeten Hungerstreik und 3.000 im befristeten Hungerstreik befinden. Darüber hinaus befinden sich weitere 15 Gefangene im Todesfasten“.