Nach der Einnahme der Stadt Minbic greifen die türkische Armee und die dschihadistische Miliz SNA („Syrische Nationalarmee“) nun die nordsyrische Stadt Kobanê aus der Luft und am Boden an. Die Zahl der zivilen Opfer durch die Angriffe steigt weiter. Gestern vermeldete das in Nordsyrien ansässige Rojava Information Center, dass allein in den vergangenen 48 Stunden mindestens 31 Zivilist:innen durch die Angriffe der Türkei und der SNA ums Leben gekommen sind. Aus der nun von der SNA kontrollierten Stadt Minbic werden schwere Kriegsverbrechen gemeldet, die zum Teil auf Video dokumentiert sind. So verbreiteten protürkische Dschihadisten in sozialen Medien Videos, in denen sie mehrere Verwundete in einem Krankenhaus in Minbic hinrichteten. Berichten zufolge wurden viele Verletzte in den Krankenhäusern von Minbic auf diese Weise ermordet.
Heute wird aus der Nähe des Tişrîn-Staudamms, der derzeit von der SNA und der türkischen Armee angegriffen wird, ein weiteres schweres Kriegsverbrechen des türkischen Staates gemeldet. Ein Krankenwagen wurde auf der Straße zwischen Sirrîn und Tişrîn von der türkischen Luftwaffe angegriffen. Der Krankenwagen transportierte Verletzte. Einer der Verwundeten und der Fahrer wurden getötet. Eine Krankenschwester und ein weiterer Verwundeter wurden schwer verletzt.
„Zivilist:innen werden massakriert, dringende Intervention notwendig“
Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien äußerte sich angesichts der Massaker durch die türkische Armee und ihre Söldner in einem dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft, die Zivilbevölkerung zu schützen.
„Der türkische Staat verstößt in jeder Hinsicht gegen internationales Recht und Normen und verübt Massaker an unserer Bevölkerung in Nord- und Ostsyrien. Es geht dabei darum, das Chaos in Syrien auszunutzen und die Sicherheit und Stabilität von Nord- und Ostsyrien zu zerstören. Der türkische Staat und seine Söldner haben erneut ihre Aggression gegen diese Region unter Beweis gestellt. Türkische Drohnen verübten im Dorf Sefiya, westlich von Ain Issa, ein weiteres Massaker. Bei diesem Angriff wurden acht Zivilist:innen getötet“, so die Selbstverwaltung, die dieses Vorgehen als Teil einer systematischen Politik der Massaker bezeichnete und an den Angriff auf das ebenfalls bei Ain Issa gelegene Dorf al-Mesterha am 8. Dezember erinnerte, bei dem mindestens zwölf Zivilist:innen getötet wurden.
Die Selbstverwaltung verurteilt die Angriffe und ruft die internationale Gemeinschaft und die Menschenrechtsorganisationen auf, umgehend zu handeln: „Das Schweigen der internationalen Gemeinschaft ermutigt den türkischen Staat zu weiteren Verbrechen und führt zu verstärkten Angriffen auf die Bevölkerung der Region.“