Erneut Foltervorfälle seitens türkischer Einsatzkräfte in Nordkurdistan

Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 12.08.2017

Wie jetzt erst bekannt wurde, haben türkische Einsatzkräfte bei einer Operation im ländlichen Gebiet von Şemzînan (Şemdinli) in der nordkurdischen Provinz Colêmerg (Hakkari) zahlreiche Bewohner des Dorfes Şapatan festgenommen und gefoltert. Zu dem Einsatz der türkischen Einheiten kam es, nachdem bei Gefechten mit der PKK am 6. August ein Polizist getötet wurde. Anschließend überfielen Polizei und Militär das rund 1.000 Einwohner zählende Dorf und misshandelten ihre Bewohner.

Eine Delegation der Demokratischen Partei der Völker (HDP) besuchte nach Bekanntwerden der Vorfälle das Dorf und sprach mit den betroffenen Einwohnern von Şapatan. Diese berichten, dass nach den Razzien in den Häusern der Bewohner rund 100 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, auf dem zentralen Dorfplatz zusammengepfercht und anschließend von den Sicherheitskräften verprügelt wurden. Anschließend wurden 36 Personen ohne die Bekanntmachung der Gründe festgenommen und auf die örtliche Polizeistation gebracht. Als später 20 der Festgenommenen wieder entlassen wurden, wiesen sie schwere Folterspuren auf. Unter den Folteropfern befindet sich auch eine 89 Jahre alte Frau.

In den letzten Wochen und Monaten nehmen die Foltervorfälle in der Türkei deutlich zu. Zuletzt tauchten in den Sozialen Medien Videos auf, die zeigten, wie türkische Soldaten syrische Geflüchtete misshandelten, die über die Grenze zu gelangen versuchten. ((Siehe HIER – Vorsicht, verstörender Inhalt)) Nach den jüngsten Vorfällen im Dorf Şapatan ruft die HDP die internationale Gemeinschaft, den Europarat und die Organe der Europäischen Union dazu auf, ihre Stimme gegen die zunehmende Folterpraxis in der Türkei zu erheben.