Internationaler Aufruf von Akademikern und Menschenrechtsaktivisten für Afrin, 23.01.2018
Wir, die unterzeichnenden Akademiker und Menschenrechtsaktivisten, fordern, dass die Staatschefs von Russland, Iran und den USA sicherstellen, dass die Souveränität der syrischen Grenzen nicht durch die Türkei verletzt wird und dass der Bevölkerung von Afrin in Syrien erlaubt wird, in Frieden zu leben.
Afrin, dessen Bevölkerung überwiegend kurdisch ist, ist eine der stabilsten und sichersten Regionen in Syrien. Mit sehr wenig internationaler Hilfe hat Afrin in den letzten fünf Jahren so viele syrische Flüchtlinge aufgenommen, dass sich die Bevölkerung auf 400.000 verdoppelt hat. Nun ist Afrin umgeben von Feinden wie von der Türkei unterstützte dschihadistische Gruppierungen, al-Qaida und der Türkei selbst.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat gedroht, den Partner des US-Militärs im Kampf gegen den Islamischen Staat – die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG – anzugreifen. Die Türkei beschuldigt die YPG, eine „Terrororganisation“ zu sein, obwohl die YPG eine lange Erfolgsbilanz im Aufbau von lokalen demokratischen Verwaltungsstrukturen in jeder vom Islamischen Staat befreiten Stadt hat und wiederholt erklärte, dass sie kein Interesse an der Türkei hat und nur als Verteidigungskraft für syrische Kurd*innen und andere Ethnien, die in der Demokratischen Föderation Nordsyriens, besser bekannt als „Rojava“, zu dem auch Afrin gehört, fungieren möchte.
Die Türkei hat eine enorme Zahl ihrer Truppen an der Grenze zu Afrin zusammengezogen. Präsident Erdoğan hat zugesichert, den kurdisch kontrollierten Kanton mit voller Wucht anzugreifen, indem er eine friedliche Enklave vernichtet und Tausende von Zivilist*innen und Geflüchteten in Gefahr zu bringt, alles in Folge seines Rachefeldzugs gegen die Kurd*innen.
Ein Angriff dieser Art gegen die friedlichen Bewohner*innen von Afrin ist ein eklatanter Akt der Aggression gegen eine friedliche und demokratisch verwaltete Region und deren Bevölkerung. Die Türkei kann solch einen Angriff nicht ohne die Zustimmung Russlands, Irans und Syriens durchführen – und nicht ohne die Duldung dieses Angriffs durch die USA. Das kurdische Volk hat den Verlust von Tausenden junger Frauen und Männer bereits ertragen, die sich den Kräften der YPG und der Fraueneinheiten YPJ angeschlossen hatten, um die Welt vom Islamischen Staat zu befreien. Die USA und die internationale Gemeinschaft haben eine moralische Pflicht, jetzt hinter dem kurdischen Volk zu stehen. Wir rufen die US-Regierung und die internationale Gemeinschaft auf, die Stabilität und Sicherheit von Afrin zu gewährleisten und weitere türkische Aggressionen von syrischem Gebiet aus oder über die syrische Grenze zu verhindern.
Erstunterzeichner:
Noam Chomsky, MIT Professor Emeritus
Michael Walzer, Institute for Advanced Study, Princeton University, Professor Emeritus
Charlotte Bunch, Distinguished Professor of Women’s and Gender Studies, Rutgers University
Todd Gitlin, sociologist and Chair, PhD Program in Communications, Columbia University
David Graeber, Professor of Anthropology, London School of Economics
Nadje Al-Ali, Professor of Gender Studies, SOAS University of London
David Harvey, Distinguished Professor of Anthropology and Geography, CUNY Graduate Center
Michael Hardt, political philosopher and Professor of Literature, Duke University
Marina Sitrin, Assistant Professor of Sociology, SUNY Binghamton
Ann Snitow, activist and Associate Professor, New School
Bill Fletcher, Jr., former President of TransAfrica Forum
David L. Phillips, Director, Program on Peace-building and Rights, Columbia University
Joey Lawrence, photographer and filmmaker
Meredith Tax, writer and organizer, North America Rojava Alliance
Debbie Bookchin, journalist and author, NARA