Bei einem Drohnenangriff des türkischen Staates sind am Freitag vier Menschen in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien getötet worden. Die Attacke richtete sich gegen einen Standort der Kräfte der inneren Sicherheit (Asayîş) in Qamişlo, wie die Behörde mitteilte. Ein weiterer Mensch wurde bei dem Angriff verletzt.
Wie die Generalkommandantur der Asayîş erklärte, hatten die Opfer des Drohnenangriffs ein Revier im Osten von Qamişlo aufgesucht, um Bedarfsartikel für die an der Sicherheitsoperation gegen Strukturen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Auffang- und Internierungslager Hol beteiligten Einheiten abzutransportieren. Dabei seien sie von einer unbemannten Kampfdrohne des türkischen Staates erfasst worden.
„Indem der türkische Besatzungsstaat unsere Kräfte der Inneren Sicherheit, die sich im Rahmen der humanitären Sicherheitsoperation in Camp Hol bemühen, den IS-Terror einzudämmen, gezielt angreift, demonstriert er seine offene Unterstützung für das Wiederaufleben der Terrorbanden des IS“, erklärte die Asayîş. „Wir betonen, dass solche Angriffe uns nicht von unserer primären Aufgabe abbringen werden, im Gegenteil. Wir werden unsere Regionen mit noch stärkerem Willen und Entschlossenheit schützen.“
Die Asayîş ist die Behörde der Demokratischen Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) für innere Sicherheit und agiert als Einrichtung auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes. Sie wird von der internationalen Anti-IS-Koalition, der auch Deutschland angehört, unterstützt, um die Stabilität und Sicherheit in der Region zu gewährleisten. Der Türkei ist die Behörde ein Dorn im Auge. Die Drohnen und Kampfflugzeuge des NATO-Staates treffen aber nicht nur ihre Kontrollposten. Vergangenen Oktober hatte die türkische Luftwaffe eine Ausbildungsakademie der Anti-Drogen-Einheit der Asayîş in Dêrik bombardiert. 29 Angehörige der Behörde wurden getötet und weitere 28 teils schwer verletzt.
Türkischer Drohnenterror in Zahlen
Türkische Drohnenangriffe in Nord- und Ostsyrien finden bereits seit Jahren statt. Laut Recherchen des Rojava Information Center (RIC) hat das von Erdogan geführte Land während einer Luftangriffswelle vom 12. bis 15. Januar 54 Orte in der Autonomieregion mit Killermaschinen attackiert, darüber hinaus erfolgten seit Jahresbeginn mindestens elf weitere Drohnenangriffe. Der letzte tödliche Luftschlag erfolgte vergangene Woche in der Nähe von Qamişlo, bei dem Opfer handelte es sich ebenfalls um ein Mitglied der Asayîş. Drei weitere Angehörige der Behörde wurden verletzt.
198 Drohnenangriffe in 2023
In der RIC-Bilanz für das vergangene Jahr sind 198 Drohnenangriffe aufgeführt. Bei diesen Angriffen wurden 105 Menschen getötet und 123 verletzt, darunter 31 bzw. 63 Zivilpersonen. In letzter Zeit richtet sich der türkische Drohnenterror auch immer häufiger gegen Regimetruppen, die Posten in der Autonomieregion, aber auch in der türkischen Besatzungszone betreiben. Die Regierung in Damaskus äußert sich in der Regel nicht zu diesen Angriffen.