Türkei beschießt Stellungen der Demokratischen Kräfte Syrien in Afrin und Azaz

flugangriffCivaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 13.02.2016

Wie der türkische Generalstab bestätigte hat das türkische Militär am 13. Februar mehrere Stellungen im Norden Syriens beschossen, die unter der Kontrolle der Demokratischen Kräfte Syriens sind. Ein Ziel des türkischen Raketenbeschusses war der Luftwaffenstützpunkt Minnigh, der nördlich der Stadt Azaz liegt. Der Luftwaffenstützpunkt war erst vor wenigen Tagen durch die Demokratischen Kräfte Syriens von den islamistischen Gruppen der Al-Nusra Front und Ahrar-al Sham befreit worden. Beide islamistischen Gruppierungen werden von der türkischen AKP-Regierung unterstützt. Auch der Kanton Afrin war Ziel der türkischen Armee. Dort wurde im Bezirk Şêrawa das Dorf Mezreha unter Raketenbeschuss genommen.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu bestätigte am Abend ebenfalls den Beschuss. Auf die jüngsten Gebietsverluste der von der Türkei unterstützten islamistischen Gruppierungen im Norden Syrien reagierte der türkische Ministerpräsident aggressiv. So forderte Davutoğlu in einer Drohrede die Kräfte der YPG, die Teil der Demokratischen Kräfte Syrien sind, dazu auf, das Gebiet um Azaz und den Luftwaffenstützpunkt Minnigh sofort zu verlassen. Dies habe er so auch dem US-Vizepräsidenten Joe Biden mitgeteilt, so der türkische Ministerpräsident.

“Türkei unterstützt terroristische Gruppierungen in Syrien”

Die Gruppe Dschaisch ath-Thuwwar (Armee der Revolutionäre) verurteilte in einem ersten Statement mit scharfen Worten die Angriffe des türkischen Staates. “Die Türkei hat kein Interesse an der Revolution in Syrien, denn sie unterstützt terroristische Gruppen, die gegen die Revolutionäre in Syrien kämpfen”, heißt es in der Erklärung. Dschaisch ath-Thuwwar erklärt, dass die angebliche Hilfe der Türkei für das syrische Volk eine große Lüge ist. “Die Gruppierungen, die von der Türkei Unterstützung erhalten, werden in der gesamten Welt damit beschuldigt, das syrische Volk zu massakrieren”, erklärt die Gruppe weiter. Die Armee der Revolutionäre besteht aus arabisch-sunnitischen Kämpfern und ist gemeinsam mit den kurdischen Kräften der YPG und YPJ Teil der Demokratischen Kräfte Syriens.

Angriffe kurz nach Interventionsgedankenspiele des türkischen Außenministers

Die Angriffe der türkischen Armee erfolgten wenige Stunden, nachdem der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz erklärte, dass die Türkei sich den Einsatz von Bodentruppen in Syrien vorstellen könne. Vor dem Hintergrund dieser Äußerungen wirken die Raketenangriffe der türkischen Armee wie Provokationsversuche, um einen möglichen Einmarsch der türkischen Armee zu legitimieren. Der türkische Generalstab gab außerdem an, dass man auf einen Raketenbeschuss des Assad-Regimes auf eine türkische Militärstation am türkisch-syrischen Grenzgebiet bei Hatay mit Gegenbeschuss reagiert habe.

Luftangriffe der türkischen Armee in Südkurdistan/Nordirak

Neben den Angriffen auf den Norden Syrien bombardiert die türkische Armee seit dem 12. Februar auch die von der PKK kontrollierten Gebiete in Südkurdistan. So vermeldet die Pressestelle der Volksverteidigungskräfte (HPG), dass verschiedene Gebiete im Kandil-Gebirge bombardiert worden seien. Ziel seien erneut auch von Zivilisten bewohnte Dörfer gewesen, bei denen es glücklicherweise nur zu materiellem Schaden kam.