Die vierte Front auf Kobanê wird von der Türkei geführt

kobani_menschenketteSinan Cudi, Journalist, ANF, 26.09.2014

Die Kämpfe rund um die Stadt von Kobanê halten auch im elften Tag weiter an. Während die Kämpferinnen und Kämpfer der YPG und YPJ mit ihren begrenzten Möglichkeiten an drei Fronten gegen den IS Widerstand leisten, hat die Türkei mit ihrer offenen militärischen und logistischen Unterstützung für den IS praktisch eine vierte Front im Kampf gegen die Bevölkerung von Kobanê eröffnet. So soll an der Ostfront von Kobanê erneut militärisches Rüstzeug von der türkischen Armee an den IS geliefert worden sein. Das Rüstzeug wurde durch türkische Soldaten wieder mit einem Zug in der Nähe des Dorfes Alişare übergeben, wie Augenzeugen berichten.

Zuletzt flogen auch türkische Drohnen mehrfach über das umkämpfte Gebiet. Die Informationen, die diese Drohnen sammeln, sollen ebenso von der Türkei an den IS weitergegeben worden sein, wie Infos aus abgehörten Telefongespräche aus Kobanê. Eine weitere Information, die wir aus Kobanê erhalten, ist, dass sich in den letzten Tagen erstaunlich viele türkischsprachige Stimmen unter die Funkgespräche des IS mischen.

Eine weitere brisante Information zu der Rolle der Türkei bei den aktuellen Angriffen des IS auf Kobanê kommt zum Vorschein, wenn man einen Blick auf die Rolle der AKP-Regierung bei den aktuellen Luftangriffen auf IS-Stellungen in Syrien anschaut. So soll die türkische Regierung die USA explizit darum gebeten haben, bei den Luftschlägen auf Punkte des IS rund um Kobanê zu verzichten. Anstelle die offensichtlichen Positionen der IS-Kämpfer rund um Kobanê anzugreifen, wurden Angriffe auf ar-Raqqa und Deir ez-Zor geflogen. Den Angriff auf Kobanê wurde jedenfalls nicht durch die Luftschläge beeinträchtigt.

Es scheint also so, dass seitens der internationalen Staatengemeinschaft kein Interesse daran besteht, die Verteidigung Kobanês gegen die Horden des IS zu unterstützen. Ganz im Gegenteil, mit dem Fall Kobanês soll Rojava ein wichtiger Schlag verpasst und die Revolution unter eine gewisse äußere Kontrolle gebracht werden. Zudem soll die Region durch den Fall der Stadt für eine mögliche Intervention und/oder den Aufbau einer Pufferzone vorbereitet werden.