Erneut ist ein kurdischer Journalist bei einem türkischen Drohnenangriff in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien getötet worden. Bei dem Getöteten handelt es sich um Egîd Roj, der zuletzt von der Euphratfront über die Angriffe der türkischen Armee und der pro-türkischen Söldnergruppe SNA berichtete. Nach Angaben der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) wurde er am Samstag durch einen Angriff mit einer sogenannten Kamikazedrohne auf die Friedenswache an der Tişrîn-Talsperre getötet.
Der Journalistenverein Dicle Firat (DFG) erklärte angesichts der Tötung von Egîd Roj: „Wir akzeptieren das Schweigen internationaler Organisationen zu diesem Rechtsbruch nicht. Sie sehen zu, wie Journalistinnen und Journalisten ermordet werden. Die Ermordung von Egîd Roj und seiner Kolleg:innen muss untersucht werden und die Verantwortlichen müssen wegen Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Wir werden den Journalismus weiterhin um jeden Preis verteidigen.”
Gezielte Tötungen von Journalist:innen durch türkische Armee
Die türkische Armee und ihre Söldner gehen offenbar gezielt gegen die Berichterstattung über die Lage in Nord- und Ostsyrien vor. Bereits im Dezember wurden mit Nazım Daştan und Cihan Bilgin zwei kurdische Journalist:innen bei einem türkischen Drohnenangriff in der selbstverwalteten Region getötet. Im Januar wurde außerdem der Journalist Aziz Köylüoğlu bei einem gezielten Drohnenschlag des türkischen Staates in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) getötet. Er hatte ebenfalls zur Berichterstattung über die türkischen Kriegsverbrechen in Nord- und Ostsyrien beigetragen.
Vorgehen der Türkei ist als Kriegsverbrechen zu werten
Civaka Azad-Sprecher Michael Knapp erklärte dazu: „Wir schließen uns dem Appell des DFG an. Gezielte Angriffe auf Medien und Journalist:innen sind ein Kriegsverbrechen. Wenn die türkische Armee Pressevertreter:innen bewusst ins Ziel nimmt, behindert sie die Berichterstattung über den Konflikt und schneidet die zivile Bevölkerung von wichtigen Informationen ab. Dies würde das Vorgehen der Türkei nicht nur als Kriegsverbrechen, sondern auch als Verbrechen gegen die Menschlichkeit qualifizieren. Auch wenn die Türkei das Römische Statut nicht unterzeichnet hat, kann sie nach dem Weltrechtsprinzip zur Verantwortung gezogen werden. Derzeit findet in München die Sicherheitskonferenz statt. Die Verantwortlichen für diese Taten sind also in Deutschland, darunter auch der türkische Außenminister Hakan Fidan. Dies wäre eine Gelegenheit für die Vertreter:innen der internationalen Gemeinschaft und insbesondere der völkerrechtlichen Institutionen, die Vertreter:innen der türkischen Regierung zur Rechenschaft zu ziehen.“