Über 5.000 Menschen auf Flucht vor Dschihadisten/Islamisten
Presseerklärung: Von Föderation der Êzîdischen Vereine in Deutschland e.V. (FKE), Mai 2014
Am 08.05.2014 wurden in Rabia/Sengal, eine Region in Südkurdistan/Nordirak, vier Êzîden aus einer Familie, von Islamisten der ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) eine Gruppe de Al-Qaida, erschossen. Die als Hilfsarbeiter auf einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb tätigen Männer wurden während der Ausübung ihrer Arbeit überfallen und anschließend niedergeschossen. Einige Tage davor, kam es zu einem ähnlichen Vorfall, bei denen auch zwei Êziden ermordet wurden.
Die Tötung von Êzîden ist für die Islamisten ein Mittel zum Ziel und zwar die Vertreibung der sogenannten „Kafir“ (Gottlosen/Ungläubigen) aus der Region um dort ihren eigenen islamistischen Staat auszurufen. Seit Beginn des Krieges in Syrien und vor allem verstärkt in den letzten Monaten dient die Grenzregion für die Islamisten als Rückzugs- und Vorbereitungsgebiet für ihren barbarischen Krieg in Syrien.
Obwohl die arabischen Besitzer der landwirtschaftlichen Betriebe ihre êzîdîsch-kurdischen Arbeiter dazu aufgerufen und aufgefordert haben, die Arbeit niederzulegen und zu ihren Familien zurückzukehren, bleiben tausende aus Armut und zur Sicherstellung der Versorgung ihrer Angehörigen, in den Betrieben und auf den Feldern, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie großer Gefahr sprich ihrer Tötung ausgesetzt sind.
Nach diesen Ereignissen kam und kommt es zu einer Massenflucht von bis zu über 5.000 Menschen, die aus Angst vor weiteren Angriffen und Tötungen, ihre Dörfer und Städte verlassen. Diese Zahlen wurden mehrmals von den dort lebenden Êzîden bestätigt, die von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit sprechen und mit einer humanitären Katastrophe rechnen.
Aus der menschenverachtenden Sicht dieser Islamisten, sei es „helal“ (aus islamischer Sicht erlaubt) „Kafir“ (gottlose/ungläubige) wie u.a. Êzîden für ihr Ziel sprich die Gründung eines islamistischen Staates, aus dem Weg zu schaffen, und das mit allen Mitteln der Unmenschlichkeit.
Religiöse und ethnische Minderheiten, die nicht in das Weltbild dieser Islamisten passen, wie z.B. in diesem Fall die Êzîden aber auch andere Glaubengemeinschaften wie u.a. Aleviten, Christen, Juden etc. aber auch Bevölkerungsgruppen wie Kurden, Armenier, Aramäer, Assyrer sowie aber auch Sunniten, die sich der Islamauslegung der sogenannten Gotteskrieger der ISIS widersetzen, sind durch den Helal-Ruf regelrecht für vogelfrei erklärt worden.
Wir befürchten eine noch größere Gefahr für die in Südkurdistan/Nordirak sowie Irak lebenden êzîdischen Kurden, da ähnliche Situationen immer wieder zu weiteren Übergriffen bis hin zu Massen-Lynchattacken geführt haben. Sollte es zu solchen Übergriffen kommen, ist ganz klar und deutlich abzusehen, dass viele Menschen dabei getötet werden.
Wir, als Föderation der Êzîdischen Vereine in Deutschland, verurteilen auf schärfste die Angriffe und Ermordungen durch die ISIS, welche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind – diese müssen ein sofortiges Ende finden. Es droht ein neuer Genozid nicht nur an der êzîdisch-kurdischen Bevölkerung, sondern auch an alle anderen Bevölkerungsgruppen, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen. Der Schutz so wie die Verteidigung der Êzîden ist unabdingbar und muss sofort gewährt werden. Darüber hinaus fordern wir, dass die internationalen Staatengemeinschaften endlich handeln und diesen Unmenschlichkeiten Einhalt bieten. Vor allem die Bundesrepublik Deutschland steht hier in großer Verantwortung, da viele êzîdische Kurden, deutsche Staatsbürger sind und den Schutz ihrer Glaubensgeschwister in der Heimat als ihren Schutz definieren.
Sämtliche demokratisch-fortschrittliche Organisationen, Institutionen, Menschrechtsorganisationen sowie und vor allem die internationale Staatengemeinschaft fordern wir auf, die entsprechenden Handlungen zur Verteidigung und zum Schutz zu veranlassen.
Für weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.
FKE e.V. – Sulingen Mai 2014