Internationale Unterstützung für türkische Killerdrohnen

Im Norden, Süden und Westen Kurdistans sind bereits Dutzende Menschen aus der Zivilbevölkerung durch bewaffnete Drohnen des Erdogan-Regimes getötet worden. Die westlichen Staaten schweigen zu diesen Massakern des türkischen Staates und tragen zur Produktion der Kampfdrohnen bei.

Vor Kurzem haben ANF-Korrespondent*innen in Südkurdistan Teile der von Drohnen abgefeuerten Raketen fotografieren können. Die Fotos dieser Raketen vom lasergesteuerten Typ MAM-C und MAM-L sind von Experten begutachtet worden. Diese Gutachten geben Aufschluss über die Raketenproduzenten. Die deutsche Bundesregierung hat kürzlich zugegeben, dass in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 33 Exportgenehmigungen für die militärische Ausstattung zur Produktion und Nutzung von Drohnen erteilt worden sind.

Sowohl die Angaben der Bundesregierung als auch die Recherchen von ANF ergeben, dass fünf westliche Firmen maßgeblich an der Produktion der von den türkischen Drohnen abgefeuerten Raketen und Gefechtsköpfen beteiligt sind. Bei den Firmen mit Hauptsitz in Deutschland, Großbritannien und den USA, die darüber in die Kriegsverbrechen des türkischen Staates verwickelt sind, handelt es sich um folgende:

WESCAM

Die Kamera ist die wichtigste technologische Ausstattung von bewaffneten und unbewaffneten Drohnen. Die Firmen Bayraktar und TAI, die Drohnen für das Erdogan-Regime herstellen, benutzen Elektro-Optik- und Infrarotkameras der kanadischen Wescam. Nach Beginn der türkischen Invasion in Rojava im Oktober 2019 hat Kanada ein Rüstungsembargo gegen das Regime in Ankara verhängt. Das Embargo wurde jedoch nach Verhandlungen mit der kanadischen Regierung im vergangenen Mai und Juni aufgehoben und Wescam liefert weiter Kameras und optische Ausrüstung an die Türkei.

Dass das Erdogan-Regime langjährige Probleme bei der Ausstattung mit elektrooptischen Kamerasystemen hatte, haben die türkischen Drohnenproduzenten selbst zur Sprache gebracht. Kanada gehört zu den drei größten Rüstungsexporteuren an die Türkei und Wescam unterstützt den türkischen Staat mit den hochauflösenden Kamerasystemen MX-15D und CMX-15D.

Die von der Firma produzierten Kameraelemente senden synchronisierte Aufnahmen an den Autopilot der Drohne und gewährleisten eine automatische Verfolgung des von der Kamera anvisierten Ziels. Wescam hat die Zusammenarbeit mit dem Erdogan-Regime sogar noch erweitert und dem türkischen Drohnenproduzenten Baykar das Lizenzrecht für die technische Installation verliehen. Baykar hat eine Nebenfirma mit dem Namen „Baykar Wescam Service-Zentrum“ gegründet. Damit kann die gesamte Wartung und Programmaktualisierung der Modelle MX-15D und CMX-15D in der Türkei vollzogen werden.

TDW

TDW ist die in Deutschland ansässige Tochtergesellschaft des europäischen Raketensystementwicklers MBDA, der wiederum französische und italienische Partner hat. TDW hat den Entwurf der aus türkischen Drohnen abgefeuerten OMTAS-Raketen übernommen. Die Panzerabwehrrakete OMTAS ist mit dem von TDW produzierten Tandem-Gefechtskopfsystem gebrauchsfähig für die Nutzung in Kampfdrohnen gemacht worden. Mit Unterstützung der TDW sind diese 35 Kilogramm schweren Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von vier Kilometern dazu befähigt worden, nach dem Abschuss die Zielrichtung zu ändern. Der Hauptsitz von TDW ist in Schrobenhausen in Bayern. Die Produktionslizenz für das „Killer-Raketensystem“ hat der Rüstungskonzern für insgesamt 290.000 Euro an die Türkei verkauft. TDW arbeitet seit 2010 mit dem türkischen Staat zusammen.

UTAS

UTC Aerospace Systems (UTAS) ist eine Nebenfirma des US-Luftfahrtgiganten Collins Aerospace und wurde 2012 gegründet. Der Konzern produziert das „Inertial Navigation System”, mit dem über Geschwindigkeits- und Grad-messende Sensoren die Position eines beweglichen Ziels festgestellt wird. Diese Technologie ist für Kampfdrohnen unbedingt erforderlich.

Laut ANF-Recherchen produziert der Konzern UTAS unter dem Namen Atlantic Inertial Systems in England die Lasertechnologie für die von türkischen Drohnen genutzten Raketen MAM-L und MAM-C. Die sechseinhalb Kilogramm schwere MAM-C hat einen Umfang von siebzig Millimetern und wird in der Türkei als „Cirit“ bezeichnet. Die MAM-L hat ein Gewicht von 22 Kilogramm. Beide Raketen haben die Besonderheit, dass sie Laser-betrieben sind.

Beide Raketen werden von türkischen Drohnen vor allem in Rojava und Südkurdistan gegen bewegliche Fahrzeuge und Zivilisten eingesetzt. Für ihre Zielgenauigkeit spielen das GPS und das Inertial Navigation System von UTAS eine kritische Rolle. Mit dieser Technologie werden ständig Geschwindigkeit und graduelle Bewegungen des Zielobjekts gemessen.

CONTINENTAL MOTORS

Die „Thielert Aircraft Engines GmbH” und die „Continental Aerospace Technologies GmbH” haben sich 2013 in Deutschland zusammengeschlossen und den Konzern Continental Motors gegründet. Der Konzern produziert Motoren für kleine Flugzeuge und Luftgefährte. Continental Motors hat für die Bayraktar TB2 den Dieselmotor „Continental CD 155“ und für die Anka-S den „PD155“-Motor entwickelt.

Nach Angaben der Bundesregierung arbeitet Continental Motors seit 2010 mit der Türkei zusammen. Aus der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion geht hervor, dass 2010, 2011, 2012, 2015 und 2016 Abkommen zwischen dem Konzern und der Türkei genehmigt worden sind. Die Inhalte dieser Abkommen werden als „Staatsgeheimnis“ behandelt und nicht veröffentlicht.

NUMERICS SOFTWARE GMBH

Die Numerics Software GmbH mit Sitz in Petershausen in der Nähe von München hat Unterstützung bei der Programmierung von türkischen Drohnen geleistet. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums sind 2008 zwei Abkommen der Firma mit dem türkischen Staat genehmigt worden, 2011 eins und 2013 zwei weitere.

Auch diese Abkommen werden mit Verweis auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2014 nicht veröffentlicht. Das Urteil hält fest, dass die Regierung bei Bedarf Verkaufsverträge als „Staatsgeheimnis“ behandeln kann.

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