“Islamistische Paramilitärs sind im Gange”

Cemil BayikCemil Bayik, KCK-Kovorsitzender, Kolumne bei Azadîya Welat, 09.10.2014

«Die AKP-Regierung und der grüne JITEM sind aktiv. Die Angriffe durch Polizei, Militär, Hüda-Par und JITEM wurden ausgeübt, um die Unterstützung der kurdischen Gesellschaft für Kobanê zu unterbinden. Sie werden mit diesem Vorhaben nicht erfolgreich sein. Jene, die einen schmutzigen Krieg betreiben, werden in diesem vergossenen Blut ertrinken. Und das kurdische Volk wird in naher Zukunft in Freiheit und Demokratie leben können.»

In einer von kurdischen Tageszeitungen ‘Azadiya Welat’ und ‘Yeni Özgür Politika’ veröffentlichten Kolumne hat der Co- Vorsitzende der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) Cemil Bayik die Aufstände in Nordkurdistan nach dem Einmarsch der Dschihadisten des Islamischen Staates (IS) im Kanton Kobanê in Westkurdistan und die Angriffe der radikalislamistischen Hüda-Par auf Kurden ausgewertet. Es folgt eine freie Übersetzung seiner Analyse

Der türkische Staat hat, wie auch die Angriffe der faschistischen IS (Islamischer Staat) auf Kobanê, auch in Nordkurdistan reaktionäre Kräfte (Mitglieder der Hüda-Par) mobilisiert. Sowohl innen(politisch) als auch außen(politisch) instrumentalisiert sie ihre Kräfte gegen die kurdische Freiheitsbewegung. Genauso wie sie in den 1990er Jahren die JITEM (dt. Geheimdienst und Terrorabwehr der Gendarmerie) und die JITEM- nahestehenden Kräfte gegen die kurdische Freiheitsbewegung mobilisiert haben, greifen sie jetzt demokratische Aktionen des Volkes an. Diese Angriffe stehen unmittelbar in Verbindung mit den türkischen Kriegskräften. Es handelt sich dabei um geplante und vorbereitete Angriffe.

Die Hisbullah und (Mitglieder der) Hüda-Par haben auch in der Vergangenheit das Volk öffentlich angegriffen und einige Patrioten getötet. Der türkische Staat versucht zwischen der kurdischen Freiheitsbewegung und diesen Kräften einen Konflikt zu provozieren, welcher begünstigt, dass diese Kräfte das Volk angreifen können. Der türkische Staat schwieg zu ihren Taten. Die Institutionen der türkischen Kriegsführung haben immer versucht die kurdische Freiheitsbewegung mit einigen Kräften zu beschäftigen und Angriffe auf sie auszuüben, aber diese Maßnahmen haben keine Wirkung gezeigt. Die jüngsten Angriffe zeigen jedoch, dass die türkische Kriegsführung erneut diese Kräfte aus den 1990er Jahren organisiert hat.

Während Tausende Dörfer von Kobanê belagert sind, Zehntausende von Menschen gezwungen waren ihre Heimat zu verlassen und sich auf der Flucht befinden und Kobanê indes schweren Angriffen ausgesetzt ist, ist das kurdische Volk auf der Straße, um diesen Widerstand in Kobanê zu unterstützen. Menschen anzugreifen, die sich für Kobanê erhoben haben, kommt der öffentlichen Unterstützung des IS gleich. Sie haben im Namen des IS das Volk angegriffen. Diese Angriffe geschahen wie in den 1990er Jahren unter der Aufsicht der türkischen Polizei. Sie zeigen noch einmal ausdrücklicher, dass der türkische Staat an seiner Mentalität den kurdischen Freiheitskampf mit allen schmutzigen Mitteln weiterhin zu unterdrücken, nichts geändert hat. Aus diesem Grunde haben sie einige Kräfte unter dem Deckmantel der Religion gegen das kurdische Volk mobilisiert und diese Politik wird weitergeführt.

Diese Art von Angriffen sind das Ergebnis einiger Hüda-Par nahen Medien und Fernsehanstalten, die die kurdische Freiheitsbewegung zu ihrem Ziel erklärt haben. Die aggressive Sprache dieser Medien waren die Vorboten solcher Angriffe.

 

Die freie und alternative Kurdische Presse hatte bis dahin über diese Kräfte nie berichtet oder erst nach einigen Angriffen mit der Berichterstattung begonnen. Sie hat immer wieder gesagt, dass die Angriffe dieser Kräfte als Provokation der kurdischen Freiheitsbewegung und der demokratischen Kräfte dienen. Hinter dieser Provokation stecken sicherlich der türkische Staat und die AKP-Regierung. In einer Phase, in der der Widerstand von Kobanê weiterging, war die Transformation dieser Provokation in Tötungen bemerkenswert. Die These von Rêber Apo wonach ‘der ISIS die JITEM mit einem anderen Namen ist’ verdeutlichen die Hintergründe dieser Angriffe. Die JITEM aus den 1990er Jahren haben sie erneut ins Leben gerufen. Die JITEM, die während der Regierungszeit der AKP erneuert wurde ist im Wesentlichen die selbe JITEM der neunziger Jahre, mit dem Unterschied, dass sie nun [im Sinne einer islamistischen Ausrichtung] grün gefärbt ist.

Diese Ereignisse kann man nur auf diese Weise veranschaulichen. Man kann diese Vorfälle nicht damit erklären, dass einige Jugendliche oder Provokateure sich in die Gesellschaft geschlichen haben und Steine werfen. Die kurdische Freiheitsbewegung hat bisher geduldig gehandelt. Sie hat bisher sogar den Tod und die Verletzung einiger als Provokation angesehen. Aber die letzten Tötungen zeigen, dass diese Vorfälle organisiert und geplant sind. Es wird noch einmal deutlich welche Kräfte der türkische Staat erneuern und organisieren kann.

Die AKP-Regierung und der grüne JITEM sind aktiv. Diese Angriffe wurden ausgeübt, um die Unterstützung der kurdischen Gesellschaft für Kobanê zu unterbinden. Der andere Grund für diese Angriffe ist, dass der türkische Staat durch diese Angriffe auf die Beendigung der Waffenruhe seitens der kurdischen Freiheitsbewegung geantwortet hat. Der türkische Staat drohte dem kurdischen Bevölkerung und der Freiheitsbewegung gemäß dem Motto ‘Wenn Ihr euch unserer Politik nicht beugt, werdet Ihr mit solchen Angriffen konfrontiert werden’. Auch die Drohung des (türkischen Innenministers) Efkan Ala kommt diesem gleich.

Die AKP  und jene Kräfte, die der türkische Staat organisiert, sollen zur Kenntnis nehmen, dass der Freiheitskampf des kurdischen Volkes nicht gestoppt werden kann. Der türkische Staat und die AKP-Regierung wollen mit der Organisierung solcher Kräfte den kurdischen Freiheitskampf vernichten, um sich der Lösung der Kurdenfrage zu entziehen. Sie wird mit diesem Vorhaben nicht erfolgreich sein. Jene, die einen schmutzigen Krieg betreiben, werden in diesem vergossenen Blut ertrinken. Und das kurdische Volk wird in naher Zukunft in Freiheit und Demokratie leben können.