Die türkische Armee und ihre dschihadistischen Partner greifen mittlerweile täglich die Stadt Ain Issa und ihr Umland an. Ain Issa wird von den Demokratischen Kräften Syriens (SDF) kontrolliert. Die Angriffe stellen einen Bruch mit den Waffenruheabkommen von Oktober 2019, welche die Türkei infolge ihrer Invasion im vergangenen Jahr mit den USA und Russland abgeschlossen hatte.
Das Zentrum der Kleinstadt Ain Issa im nördlichen Syrien wird seit gestern von den türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen verstärkt unter Artilleriefeuer gesetzt. Wie auch auf Aufnahmen aus Ain Issa zu erkennen ist, schweben schwarze Rauchwolken über bombardierten Siedlungsgebieten. Ob Menschen durch die Angriffe zu Schaden gekommen sind, ist noch unklar.
In Nordsyrien laufen die Vorbereitungen des türkischen Staats auf eine weitere Invasion an allen Fronten auf Hochtouren. Seit Oktober ist vor allem an den Frontabschnitten nahe der besetzten Stadt Girê Spî (Tall Abyad) eine erhöhte Aktivität der türkischen Truppen und ihrer dschihadistischen Partner zu beobachten. Die Umgebung und das Zentrum von Ain Issa nördlich von Raqqa befinden sich schon seit Tagen unter dem ununterbrochenen Bombardement der türkischen Artillerie. Am Boden versuchen Infiltrationstrupps unter dem Kommando erfahrener Veteranen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat” (IS) die Verteidigungslinien zu durchbrechen und in den Stadtkern vorzustoßen. Parallel kreisen nahezu pausenlos türkische Drohnen und Aufklärungsflugzeuge über den Kampfgebieten und versuchen die Stellungen des Widerstands ausfindig zu machen.
Wie der SDF-Kommandant Karker Andok gegenüber der Nachrichtenagentur ANF berichtet, wurden die Demokratischen Kräfte Syriens in permanente Alarmbereitschaft gesetzt. „In der letzten Zeit haben der türkische Staat und seine Banden die Angriffe auf Ain Issa intensiviert. Das Ziel dieser Angriffe ist die Ausweitung der besetzten Gebiete. Das Gebiet zwischen der internationalen Straße M4 und der Region Cizîrê soll abgetrennt und die Besatzung verstetigt werden. […]Der türkische Staat hat an vielen Stellen neue Militärstützpunkte eingerichtet und steht zwei Kilometer vor Ain Issa. Er will seine Stellungen weiter ausbauen, bisher sind fünf oder sechs weitere Posten errichtet worden“, so Andok.