Pressemitteilung des Dachverbandes des ezidischen Frauenrats e.V. zum fünften Jahrestag des Genozids und Feminizids in Şengal, 01.08.2019
Anlässlich des inzwischen fünften Jahrestages, gedenken wir mit großem Respekt den Opfern des noch andauernden Feminizids und Genozids an den EzidInnen vom 3.8.2014 in der Shengal Region durch den IS und seine Verbündeten. Wir erinnern an die verschleppten Frauen und Kinder, von denen noch immer jegliche Spur fehlt. Wir machen erneut deutlich, dass wir die verschleppten Frauen und Kinder niemals vergessen werden. Wir werden uns weiterhin für ihre Freiheit einsetzen. Denn die Freiheit der Frauen und Kinder in Shengal ist die Freiheit der Menschheit.
Der Angriff des IS auf die êzidische Bevölkerung wird immer wieder als ein Massaker beschrieben, er zeigt jedoch alle Charakteristika eines Genozids. Zusätzlich führt der IS auch einen Feminizid durch. Die Entführung von êzidischen Frauen als Kriegsbeute, ihre Versklavung, systematische Vergewaltigung und Zwangskonversion sind nicht nur Teil eines systematischen Krieges gegen Frauen sondern erfüllen den Tatbestand des Feminizids. Auch die konkrete Zahl der Verschleppten und auf sog. Sklavinnenmärkten verkauften Frauen, Kinder und Mädchen, die noch nicht in Freiheit leben, konnte noch immer nicht benannt werden. Auf der Flucht Richtung Europa, bereits unterwegs, sind teilweise ganze Familien im Mittelmeer ertrunken und ertrinken. In Europa angekommen, leben sie nicht selten mit den Peinigern, den IS-Terroristen in Flüchtlingslagern. So gab es auch bereits verschiedene Übergriffe in Deutschland von radikalen Islamisten gegenüber EzidInnen.
Feminizid betrifft uns alle!
Die systematische Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts stellt ein globales Phänomen dar und umfasst außerdem jegliche körperliche, seelische, wirtschaftliche und strukturelle Gewalt an und Ausgrenzung von Frauen. Lasst uns überall dort wo Feminizid statt findet gemeinsam Widerstand leisten. Geschlechtsspezifische Gewalt bedroht das Leben, die Gesundheit und die Rechte von Milliarden von Frauen auf der ganzen Welt. Jedoch bleiben die Täter wie im Fall der Terrororganisation IS und seinen Verbündeten meist unbestraft. Denn im Gegensatz zu Genozid stellt Feminizid größtenteils im nationalen und internationalen Recht keine eigene Kategorie dar. Dabei geschieht Genozid nur zu oft in Form von Feminizid, wie im Beispiel von Shengal.
Wir fordern Gerechtigkeit!
Mit der Niederlage des IS im März 2019, die kurdische Kräfte allen voran die Demokratische Kräfte Syrien QSD erkämpft haben, tauchten viele Beweise, die den Ausmaß des internationalen Verbrechen des IS belegte, auf. In Shengal wurde ein Verbrechen gegen die Menschheit verübt, in Raqqa haben Frauen und Männer u.a. der Frauen-Verteidigungseinheiten der YPJ (Rojava) und YJŞ (Şengal) die Rechte der Frauen zurück erkämpft. Im Gedenken an alle die ihr Leben dafür verloren haben rufen wir alle Frauen weltweit auf den 3. August als einen Aktionstag gegen Feminizid wahrzunehmen. Damit nirgends auf der Welt Frauen aufgrund ihres Geschlecht getötet werden, die Täter wie der IS und seine Mittäter zur Rechenschaft gezogen werden, rufen wir alle verantwortlichen Staaten und Frauen weltweit dazu auf, im Rahmen der internationalen Tribunale zu agieren und somit ein Zeichen für den Frieden und Gerechtigkeit weltweit zu setzen.
Wir verurteilen die menschenverachtenden Angriffe der IS-Terroristen gegenüber den Menschen auf der gesamten Welt, insbesondere gegen die Frauen und Kinder, auf das Schärfste. Schließen Sie sich uns an und unterstützen sie mit uns gemeinsam die Frauenstrukturen und Projekte wie das Frauengesundheitszentrum in Shengal.
Wir fordern:
* Sofortige Beendigung des Feminizids/Genozids in Şengal, ganz Kurdistan und weltweit
* Anerkennung des Feminizids/Genozids weltweit und Ernennung des 3.8. zum internationalen Gedenktag des Feminizids/Genozids an den ÊzidInnen
* Strafrechtliche Verfolgung der Täter, Anstifter, Beihelfer und Unterstützer des Feminizids/Genozids, national und international, Insbesondere die Verfolgung der Staaten, die darin verwickelt sind
* Freiheit für alle vom sog. IS und seinen Verbündeten verschleppten Frauen und Kinder
Geplante Aktionen vom Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. rund um den 3. August:
Alle Aktionen beginnen um 11 Uhr mit einer Schweigeminute im Gedenken an alle Opfer des Feminizids/Genozids
3. August 2019
Ort: Bielefeld vor dem Rathaus am Jahnplatz
Uhrzeit: 12 Uhr Demonstration mit anschließender Kundgebung
Ort: Wesel am Berliner-Tor-Platz
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Kundgebung
Seminar zur aktuellen Lage in Shengal/ Beginn: 17 Uhr im Ezidischen Kulturgemeinde Wesel, Ackerstr. 242
Ort: Kleve Stadtmitte (Treffpunkt an der Herzogstraße)
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Demonstration mit anschließender Kundgebung
Ort: Saarbrücken vor der Europa Galerie
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute findet eine Kundgebung mit Theaterstück statt
Ort: Celle am Großer Plan
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Demonstration mit anschließender Kundgebung
Ort: Walsrode/ Am Rathaus – Langer Straße
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Demonstration mit anschließender Kundgebung
Ort: Hannover Hbf
Uhrzeit: 13:30 Uhr Demonstration mit anschließender Kundgebung
Schweigeminute um 11 Uhr vor der Marktkirche (Hanns-Lilje-Platz 2) und 15-minütiges Glockengeläut
Ort: Bremen vor dem Parlament
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute wird es ein Informationsstand geben
Um 14 Uhr beginnt die Kundgebung
Ort: Berlin vor dem Brandenburger Tor
Uhrzeit: 11 Uhr Mahnwache
Ort: Wilhelmshaven vor der katholischen Kirche
Otto Meentz Str
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Kundgebung
Ort: Sulingen Am Marktplatz vorm E–Center
Uhrzeit: Nach der Schweigeminute um 11 Uhr beginnt die Kundgebung
4. August 2019
Ort: Berlin im Museum des Kapitalismus, Köpenickerstr. 172
Uhrzeit: 14 Uhr Ausstellung zu Feminizid in Shengal
Ort: Ezidische Gemeinde Celle, An der Koppel 21
Uhrzeit: 13:00 Seminar zur aktuellen Lage in Shengal
Ort: Ezidische Gemeinde Sulingen, Nienburger Str. 23
Uhrzeit: 12:00 Seminar zur aktuellen Lage in Shengal“
Weitere Aktivitäten am 3. August sind in:
Hamburg: 10.30 Uhr, Mönckebergstraße vor Karstadt
Nürnberg: 11.00 Uhr, Hallplatz