Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 08.01.2017
Anlässlich des vierten Jahrestages der Morde an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez versammelten sich tausende Menschen in Paris, um den drei kurdischen Revolutionärinnen zu gedenken und Gerechtigkeit einzufordern. Aus ganz Europa kamen am gestrigen 7. Januar Menschen in der französischen Hauptstadt zusammen, wo die drei Frauen am 9. Januar 2013 kaltblütig ermordet worden waren. Die Demonstranten machten durch ihre Sprechchöre und Transparente deutlich, dass für sie der Fall erst abgeschlossen ist, wenn der Mord an den drei Frauen lückenlos aufgeklärt ist. Sie protestierten auch gegen den französischen Staat und ihre Justiz, die trotz der zeitnahen Festnahme von Ömer Güney, dem mutmaßlichen Mörder der drei Frauen, den Prozess gegen diesen über lange Zeit verzögerte. Güney selbst verstarb schließlich im vergangenen Dezember, die Prozesstermine gegen ihn waren zwischen dem 23. Januar und dem 21. Februar 2017 datiert.
Während der Haftzeit des Tatverdächtigen tauchten im Internet Sprachaufzeichnungen und Dokumente auf, die darauf deuten lassen, dass Güney im Auftrag des türkischen Geheimdienstes MIT gehandelt hat. Sein plötzlicher Tod lässt deshalb bei vielen den Verdacht aufkeimen, dass Güney aufgrund der politischen Brisanz des Falles beseitigt worden ist.
„Verantwortlich für die Aufklärung dieses Falles ist der französische Staat“
Auf der Abschlusskundgebung der gestrigen Demonstration sagte Metin Cansız, der ältere Bruder des Mordopfers und PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız, dass die Angehörigen der Opfer von der französischen Justiz die Aufklärung dieses schrecklichen Mordes erwartet hatten. „Stattdessen haben wir vom Tod des mutmaßlichen Mörders erfahren. Das hat uns nach dem Mord ein zweites Mal in Trauer versetzt. Verantwortlich für die Aufklärung dieses Falles ist der französische Staat“, erklärte Metin Cansız.
Der Vater von Leyla Şaylemez sprach ebenfalls auf der Abschlussaufklärung und verwies darauf, dass der französische Staat nun den Fall abschließen will, ohne die genauen Hintergründe des Mordes aufzuklären. Das werde man allerdings unter keinen Umständen zulassen.
„Täter ist der kolonialistische türkische Staat“
Auch die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) meldete sich anlässlich des Jahrestages der Morde von Paris mit einer schriftlichen Erklärung zu Wort und kritisierte die ungeklärten Umstände des Todes von Ömer Güney. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Durch den Tod des Mörders sollen die Kräfte, die hinter dieser Tat stecken, gedeckt werden. Man will nicht, dass sie vor der Weltöffentlichkeit zur Rechenschaft gezogen werden. Doch für uns ist es kein Geheimnis, wer die Entscheidung zu der Planung und der Umsetzung des Mordes an unseren drei Genossinnen gefällt hat. Für dieses Massaker sind der kolonialistische türkische Staat und seine AKP-Regierung verantwortlich. Wir werden zweifellos unsere Rechenschaft an diesem Mord einfordern, indem wir unseren Freiheitskampf für die Befreiung Kurdistans und die Demokratisierung der Türkei und des Mittleren Ostens weiter stärken werden“, so die KCK.