Irak/Südkurdistan: Mindestens 60 Menschen durch Selbstmordanschläge getötet

logoPressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 29.04.2014

Kurz vor den morgigen Parlamentswahlen im Irak sind bei Anschlägen mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt.

Mindestens 30 Menschen starben in der von der Kurdischen Regionalregierung (KRG) und der Zentralregierung in Bagdad umstrittenen Stadt Chanakin, die sich Norden des Landes befindet. Der Anschlag ereignete sich bei einer Feier von Sympathisanten der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), welche gerade eine Videobotschaft des irakischen Präsidenten und Vorsitzenden der PUK, Dschalal Talabani, ansahen. Talabani befindet sich derzeit in medizinischer Behandlung in Berlin.

Laut Pukmedia bekannte sich die Gruppe ,,Islamischer Staat in Irak und Syrien“ (ISIS) zu dem Anschlag in Chanakin. Nach Angaben der Sicherheitskräfte in Sulaimaniyya habe sich ein Attentäter nahe des Büros der PUK inmitten der jubelnden Menschenmenge in die Luft gesprengt.

Neben dem Vorfall in Chanakin haben weitere Selbstmordattentate in der Hauptstadt Bagdad und in weiteren irakischen Städten stattgefunden, bei denen mindestens 30 weitere Menschen getötet wurden.

Der Kovorsitz der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat in einer Stellungnahme den Anschlag in Chanakin scharf verurteilt und der PUK, sowie den Angehörigen der ums Leben gekommenen, ihr Beileid ausgesprochen. Weiter hieß es, dass das Attentat auf die Bevölkerung in Chanakin von den gleichen Gruppierungen verübt wurde, wie in Rojava (Nordsyrien). Zudem wurde nochmals auf die Dringlichkeit der Einberufung eines Kurdischen Nationalkongresses hingewiesen.

Auch der Exekutivrat des Kurdischen Nationalkongresses (KNK), mit Sitz in Brüssel, hat eine Stellungnahme zu den Ereignissen veröffentlicht. Ziel des blutigen Anschlags sei gewesen, auf die Entwicklungen in allen Teilen Kurdistans zu intervenieren. Außerdem soll die Atmosphäre vor den anstehenden Wahlen im Irak mit diesen Anschlägen vergiftet werden.

Morgen wird im Irak zum ersten Mal seit dem Abzug des US-Militärs im Jahr 2011 ein neues Parlament gewählt. Doch die Gewaltspirale dreht sich unaufhörlich weiter. Allein in diesem Jahr sind bereits ca. dreitausend Menschen Opfer von Anschlägen geworden. Die Zeit vor den Wahlen wird von dieser Art Gewalt geprägt.

Die sich zu den Anschlägen bekannte Gruppe ,,Islamischer Staat in Irak und Syrien“ (ISIS) ist auch im syrischen Bürgerkrieg aktiv und verübte in den letzten Monaten vermehrt Anschläge in Rojava (Nordsyrien), zuletzt in der Region Kobani.

 

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