Mittlerer Osten aus friedenspolitischer Sicht und Perspektiven der Friedensbewegung

andreas_buroSucht man nach friedenspolitischen Ansätzen, muss man sich auf die Ursachen für die Außeneinmischungen in diesen Konflikt konzentrieren
Prof. Dr. Andreas Buro, 09.04.2014

Die kurdische Frage rückt immer mehr in einen internationalen Zusammenhang des Kampfes um Machtverteilung in einer sich globalisierenden Welt. Das Zentrum dieses Kampfes scheint gegenwärtig in Syrien zu liegen, reicht aber weit darüber hinaus.

Syrien ist heute das Schlachtfeld für Konflikte, die gegenüber den Wünschen der syrischen Bevölkerung nach Frieden, Freiheit, Demokratie und Anerkennung von Minderheiten völlig rücksichtslos sind. Saudi-Arabien und Katar fördern trotz unterschiedlicher Adressaten sunnitische Milizen, die Al-Qaida nahestehen. Sie wollen aus Syrien einen sunnitisch-islamistischen …

Die Demokratisierung des Iran ist unabdingbar

Über die sich ändernden Kräfteverhältnisse in Iran und Ostkurdistanrojhilat
Adem Uzun, 06.06.2014

Das Staatssystem des Iran wird von seinen eigenen Volksgruppen, insbesondere den hier lebenden Kurdinnen und Kurden infrage gestellt, ebenso werden die Konzepte der kapitalistischen Moderne als ein überholtes Modell wahrgenommen. Der Iran, mit seiner langen Geschichte und Staatstradition, wurde im 20. Jh. von westlichen Staaten entsprechend ihren Interessen politisch umstrukturiert. Das seitdem geschaffene Gefüge mit dem Westen ist mit der islamischen Revolution von 1979 ein wenig ins Wanken geraten. Die Beziehungen und Dialoge der neuen Islamischen Republik mit westlichen Staaten, allen voran den USA und Israel, waren von …

Auch im Iran wollen die KurdInnen einen »Dritten Weg« gehen

iran-map-22-620x350Grundvoraussetzungen für eine Demokratisierung des Iran schaffen
Martin Dolzer, Journalist, und Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e. V., 24.05.2014

Dieser Artikel ist eine kurze Skizze einiger Entwicklungen im Iran und in Rojhilat (Ostkurdistan), die einen Einblick in die Situation in dieser bisher wenig beschriebenen Region gibt.

Der neu gewählte iranische Präsident Hassan Rohani hat in seinem Wahlkampf – und auch danach – Reformen zur Anerkennung der Rechte religiöser und ethnischer Bevölkerungsgruppen im Iran und zur demokratischen Öffnung in Bezug auf freie Meinungsäußerung und politische Organisierung angekündigt. Mehr als ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist es wichtig, sich mit der Frage

Rohani – ein nuklearer Wolf im Schafspelz

30-10-2013-hwr-ku-xwepesandan-sermezarkin-komara-islami-darvekirin4Über den Zusammenhang von Realdiplomatie und Menschenwürde

Dilar Dirik

Mit der Hilfe imperialistischer Großmächte hat die Teile-und-herrsche-Politik der vier Staaten, auf die Kurdistan aufgeteilt ist, dazu beigetragen, dass viele Kurden durch die künstlich errichteten Grenzen einander entfremdet wurden. Dies führte leider oft dazu, dass Kurden zum Opfer von Machtspielen wurden, in denen sie gegeneinander aufgehetzt und schließlich vernichtet wurden. Doch wenn sie einen gemeinsamen Weg in Richtung Freiheit und Demokratie gehen wollen, dürfen sie nicht regionalistisch denken und müssen einander verstehen und solidarisch beistehen. Zurzeit ist nämlich nicht nur Westkurdistan (Rojava) in Gefahr – ein Teil Kurdistans wird oft vernachlässigt:

Ein politischer und demokratischer Wandel im Iran erfordert ernsthafte und praktische Schritte

ortadoguErklärung der Partei für ein freies Leben in Kurdistan — PJAK, 12.01.2014

Vor den jüngsten Präsidentschaftswahlen im Iran wurden mehrere Diskusionen und Losungen über den poltischen Wandel im Iran vorgeschlagen. Themen wie Sicherheitsperspektiven, Bürgerrechte, Gesellschaftsfragen, muttersprachlicher Unterricht, wirtschaftliche Diskriminierung sowie kulturelle Kluften waren einige unter vielen vorgeschlagenen Themen vor den Wahlen. Schließlich haben sich diese Themen genau wie politischer und ziviler Aktivismus zu dominierenden Debatten der Gesellschaft entwickelt. Praktische Konzepte könnten diesbezüglich positive und konstruktive Schritte für die Lösung der Probleme im Iran bedeuten. Allerdings ist es aufgrund von Definitionsschwierigkeiten möglich, dass diese Diskusionen von ihrem Lösungszweck abkommen. Nichtsdestotrotz sollten …

Der Iran ist im Hinblick auf Demokratie und Menschenrechte zu bewerten

Zübeyir AydarZübeyir Aydar, Exekutivratsmitglied des KNK (Kurdistan Nationalkongress) 

Der Iran hat aufgrund seiner historischen Vergangenheit, der von ihm vertretenen Werte, seiner Bevölkerungszahl, seiner geographischen Lage und seines Potentials stets eine wichtige Position im Mittleren Osten eingenommen. Auch heute ist der Iran neben seiner Stellung in der Region auch in der internationalen Politikarena ein einflussreicher Staat. Seit der Revolution von 1979 steht der Iran stets auf der Tagesordnung und gewinnt in der Region weiterhin an Einfluss.

Das nach der Revolution von 1979 an die Macht gelangte Regime hat im Sinne des schiitischen Glaubens eine starre islamische Ideologie verinnerlicht und seine Innen-

»Im Iran kann man keine legalen Strukturen aufbauen«

riwar-awadananInterview mit Rêvar Awdanan, Mitglied im Vorstand der PJAK (Partei des Freien Lebens in Kurdistan)*
Das Interview führte Martin Dolzer

(…) Zuerst versuchte das Regime, unsere legalen Aktivitäten mit Folter und Verfolgung zu brechen. Als letztendlich kein demokratischer Weg mehr offenstand, sind wir in die Berge gegangen und haben uns als Guerilla organisiert. Wir mussten zu den Waffen greifen, um nicht vernichtet zu werden. (…)

Wie ist die Situation der Kurden im Iran?

Seit der Staatsgründung betreiben die iranischen Regime eine antikurdische Politik. Die Zeit von Ahmadinedschad war eine der schlimmsten. Es gab viele Hinrichtungen, Inhaftierungen und Folter. Nach dem …

Iran: Hinrichtung von zwei kurdischen politischen Gefangenen – weitere 26 stehen unmittelbar bevor

Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 27.10.2013

Der kurdische politische Gefangene Habibullah Gulperipur wurde am 26.10. im Gefängnis von Urmiye, Iranisch-Kurdistan, gehängt. Der junge Politiker war seit 2007 inhaftiert und wurde schwer gefoltert. Die Behörden verlegten ihn ständig von einem Gefängnis ins andere.

Nach ersten Informationen der Familie von Gulperipur wurde sie aufgefordert, ins Gefängnis von Urmiye zu kommen. Dort teilte man ihr mit, ihr Sohn sei bereits gehängt und zum Leichenschauhaus gebracht worden. Die Familie konnte seinen Leichnam bislang weder sehen noch zur Bestattung mitnehmen.

Wegen Mitgliedschaft in der PJAK (Partei für ein Freies Leben …

»Die Repression geht unvermindert weiter«

kurdistan-iranIrans Präsident Rohani hatte vor der Wahl viele Versprechungen gemacht. Bisher ist nichts geschehen. Ein Gespräch mit Révar Awdanan
Interview: Martin Dolzer, Südkurdistan, 02.09.2013 

Révar Awdanan ist Mitglied des Vorstandes der »Partei des freien Lebens in Kurdistan« (Partiya Jiyane Azadiye Kurdistan, PJAK)

(…) Aufgrund jahrzehntelanger Unterdrückung liegt sämtliche Oppositionsarbeit brach. Die linken und sozialistischen Parteien haben ihre Arbeit weitgehend eingestellt oder sind ins Exil gegangen – in den Irak oder nach Europa. Die Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Vereinigungsrecht sind faktisch ausgehebelt. Alle Bevölkerungsgruppen sind davon betroffen. (…)

Wie ist zur Zeit die Lage der Kurden im

Widerstand im Iran geht weiter

iran mapKritik an der Politik Deutschlands
Ercan Ayboga

Am 24.11.2012 fand in Erfurt eine Informations- und Diskussionsveranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) zur Opposition im Iran statt. Die TeilnehmerInnen diskutierten mit vier Referenten, die verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Widerstands und gesellschaftlicher Opposition im Iran abdeckten. Der Fokus dieser Veranstaltung lag bewusst nicht auf der Diskussion über das Atomwaffenprogramm des iranischen Staates, was in der Vergangenheit bei vielen Veranstaltungen der Fall gewesen war. Durch dieses Programm gilt der iranische Staat in der westlichen Mehrheitsöffentlichkeit immer mehr als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Dabei wird oftmals der Eindruck erweckt, dass nach der »Grünen Revolte« …

Die Situation der KurdInnen im Iran

iranDie kurdische Frage ist immer wieder präsent
Kaksar Oramar, Journalist

17 % der 75 Millionen EinwohnerInnen des Iran sind KurdInnen. Ostkurdistan liegt im Westen des Iran und die KurdInnen leben in fünf Provinzen: West-Aserbaidschan (Asarbaidschan-e Garbi), Kurdistan (Kordestan), Kirmasan (Kermanschah), Îlam und Lorestan. Mehr als zwei Millionen KurdInnen leben als Folge der Vertreibung durch die Safawiden in der [ehemaligen] Provinz Chorasan. Die größten Städte Ostkurdistans sind Urmîya (Urmia), Kirmasan und Sine (Sanandadsch). In drei Städten Chorasans – in Quchan, Shirwan und Bodschnurd – sprechen die KurdInnen mehrheitlich Kurmandschi. Offiziell gibt es im Iran jedoch nur eine kurdische Region, und …

Drogen und Selbstmorde haben in Ostkurdistan erschreckende Ausmaße erreicht

ostkurdistanWas die Anzahl der Drogenkonsumenten in einem Land angeht, hat die Islamische Republik Iran weltweit die Nase vorn. Vor den Augen der Regimekräfte hat die Zahl der Drogenkonsumenten vor allem in Ostkurdistan (Nordwestiran) erschreckende Maße erreicht. Allein in der Region Sine sollen ca. 21 000 Menschen Drogen konsumieren. Auch die Zahl der Selbstmorde in Ostkurdistan hat Rekordhöhen erreicht. Nach Untersuchungen gibt es im Iran wöchentlich 13 Selbstmorde, von denen allein in der Provinz Ilam vier passieren.

Im Iran ist ein Transitland für Drogen und ein beachtlicher Teil wird im Inland konsumiert. Während im gesamten Iran schon Millionen von Menschen Drogen …

Zur Lage der Kurden im iranischen Ostkurdistan

Hîva ResidîEine Perspektive für alle Völker dieser Welt
Hîva Residî, ehemaliger PJAK-Milizionär, im Interview

Dieses Interview mit dem Aktivisten Hîva Residî führte Dilzar Dilok am 25. Januar 2011. Hîva Residî war in Ostkurdistan als Milizionär der „Partei für ein Freies Leben in Kurdistan“ (PJAK) aktiv und an ihren politischen Arbeiten beteiligt. Wegen Repressionen und Morddrohungen des iranischen Regimes war er gezwungen, nach Südkurdistan zu emigrieren, wo er im Kandil-Gebiet lebt.

Wie ist die allgemeine Lage der Kurden in Ostkurdistan – wie viele leben dort, welche Organisierungsformen gibt es, ist die Bevölkerung einer Assimilationspolitik ausgesetzt, und wenn ja, wie ist das

Iran: Vom wichtigen Akteur der antikurdischen Koalition zur außenpolitischen Isolation

turkei lupe1Mako Qocgiri

Die politische Tagesordnung im Nahen und Mittleren Osten befindet sich in einem Prozess des rasanten Wandels. Für die wichtigen politischen Akteure ist es sehr schwierig, zuverlässige Voraussagen über die politischen Entwicklungen in ihrer Region zu machen. Der Status quo ist ins Schwanken geraten. Die Mächtigen der Region müssen sich neu formieren, um ihre Interessen zu wahren. Hierbei ist jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht.

Da kann es durchaus auch einmal sein, dass dein Bündnispartner von gestern morgen auf der Gegenseite seinen Platz einnimmt. Diese bittere Erfahrung musste auch der Iran in den letzten Monaten machen: Noch im Sommer …