Was für Ziele verfolgt die USA in Rojava?

Der Kolumnist Ferda Cetin über die Rolle  und aktuelle Politik der USA in Nordsyrien, 26.04.2018

Letzte Woche ging eine sehr wichtige Nachricht der meistverkauften Zeitung der USA, dem Wall Street Journal, im Wahltrubel unter. Die Nachricht handelte davon, dass die USA erklärte, dass wenn der Kampf gegen den IS zu Ende sei, sie ihre Truppen aus Nordsyrien abziehen werde. Stattdessen werde eine arabische Armee aufgebaut, um die Region zu stabilisieren.

Im Rahmen dieses Plans, haben sich die USA mit Saudi Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten getroffen. Trumps Nationaler Sicherheitsberater, John Bolton, hat sich mit dem stellvertretenden Geheimdienstchef Ägyptens, Abbas Kamil getroffen. Die USA verlangten, dass sie nach dem Krieg gegen den IS sowohl finanzielle, als auch militärische Hilfe leisten sollen. Die USA wissen am besten, dass die Türkei, Saudi Arabien und Katar im Syrienkrieg Banden wie die Al Kaida, Al Nusra, Ahrar al-Sham, die Freie Syrische Armee und den IS unterstützt haben. Die USA sind im Syrienkrieg gegen die Ableger der Al Kaida, den IS und die Freie Syrische Armee, eine Allianz mit den Kurden in Rojava und den Gesellschaften in Nordsyrien eingegangen. Diese Allianz war gleichzeitig eine Allianz gegen die Türkei, Saudi Arabien und Katar, die in dem Land einen Stellvertreterkrieg führten. Dass die USA, von den Staaten, die im Stellvertreterkrieg besiegt worden sind, Geld für den Wiederaufbau in der anstehenden Nachkriegszeit verlangt, hat keine andere Bedeutung als, dass diese Staaten über den Weg des Geldes der Raum gegeben wird mitregieren zu dürfen.

Der Artikel des Wall Street Journal dechiffriert den Plan der USA, die Allianz mit den Kurden nach dem Krieg zu revidieren. In diesem Rahmen plant die USA, mit den Staaten, die Syrien erst destabilisiert haben Syrien zu stabilisieren. In längerer Hinsicht zielt er darauf ab, das Lebens- und Regierungsmodell Rojavas, das selbst in der gewaltvollsten Zeit des Krieges ein stabiler und friedlicher Ort war, aufzulösen. Die USA wollen anstatt und gegen die YPG/YPJ sowie den Demokratischen Kräfte Syriens, die die Verteidigungskräfte aller Nordsyrer darstellen, eine arabische Armee aufbauen, in der Soldaten von Saudi Arabien und Katar Platz einnehmen.

Die USA können diesen Plan nicht realisieren, indem sie ihn direkt gegen die Kurden durchsetzen; erst wenn sie die Verwaltungen Nordsyriens und seine Gesellschaften in diesen Plan „integrieren“ ist es realisierbar. Deshalb werden sie keinen harten militärischen Kampf führen; sondern einen geheimen, hinterlistigen und weichen Krieg. Die USA werden erst die YPG und die SDF, dann die Kurden und Araber innerhalb der SDF gegeneinander ausspielen. Es ist eine klassische Politik der USA; nachdem sie eine krisenhafte, widersprüchliche und angespannte Situation geschaffen hat, werden alle Parteien auf sie angewiesen sein. Und dann werden die arabischen Soldaten, angeführt von Saudi Arabien, Katar und Ägypten, als Schiedsrichter diesen Konflikt lösen. Das ist ein Plan, der dazu dient, die Verteidigungssäule der autonomen Regierung Nordsyriens zu Fall zu bringen.

Der Plan der USA zielt auch darauf ab, die Beziehungen der politischen Autorität, mit der YPG/YPJ und der SDF zu beenden. Diese politische Autorität bildet diese Verteidigungseinheiten aus und kontrolliert sie. Die Verteidigungskräfte, die sich im Krieg bewiesen haben und zunehmend professioneller wurden, sollen zerteilt und unter die Kontrolle der „Arabischen Armee“ übergeben werden. Eine Verteidigungskraft, die unter die Kontrolle der Arabischen Armee gerät, verliert ihre Besonderheit die Verteidigungskraft und Volksarmee der demokratisch-autonomen Verwaltung zur sein. Über solch eine Armee werden die Kantone von Rojava und Nordsyrien zwangsläufig keine Kontrolle mehr haben.

Wird die USA diesen Plan verwirklichen? Es gibt viele Beweise dafür. Als die türkische Regierung den Stellvertreterkrieg offenkundig verloren hat und erneut in Syrien einmarschierte, war die Besatzung von Jerablus und Al Bab, nicht dank ihrer eigenen politischen und militärischen Kraft möglich, sondern durch die politische und militärisch Unterstützung der USA. Die Besatzung Afrins hat nicht lediglich mit der Unterstützung Russlands, sondern auch mit dem Einvernehmen und der Unterstützung der USA stattgefunden. US-amerikanische Vertreter auf verschiedenen Ebenen erklären in regelmäßigen Abständen, dass ihre Allianz mit den Kurden in Syrien keinen strategischen, sondern taktischen Charakter trage und nach dem Krieg enden werde.

Das zudem wichtigste; in Genf fanden zu Syrien sieben Sitzungen statt. An diesen Sitzungen haben alle Kräfte teilgenommen, die in Syrien keinen Einfluss und keine Basis haben. Die legitimen Vertreter der Kurden haben allerdings nicht teilgenommen. Obwohl die USA in Syrien keine anderen Partner haben als die Kurden, haben sie verhindert, dass diese in Genf teilnehmen. Obwohl zu den Sitzungen Gruppen wie die Al Kaida, die FSA oder der ENKS eingeladen wurden, hat man verhindert, dass Vertreter der PYD, Regierungsmitglieder der Kantone Rojavas oder Vertreter der Räte Nordsyriens teilnahmen. Dafür steht die USA.

Die Struktur, die Geschichte und der imperiale Charakter der USA, sprechen für die Verwirklichung aller möglichen unheilvolle Pläne.

Die Kolumne erschien im Original am 23.04.2018 unter dem Titel „ABD Rojava’da ne yapmak istiyor?“ in der Tageszeitung Yeni Özgür Politika.