Westkurdistan: Islamisten fordern Waffenstillstand

krankenwagen1Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 03.02.2013

Nach zwei Wochen intensiver Gefechte zwischen den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und islamistischen Gruppen in der westkurdischen Stadt Serê Kaniyê (Ras al-Ain), haben Letztere einen Waffenstillstand eingefordert. Die bewaffneten Auseinandersetzungen begannen am 16. Januar, nachdem rund 1.500 Mitglieder islamistischer Gruppen über die türkische Grenze nach Serê Kaniyê einzudringen versuchten. Ausgestattet mit insgesamt fünf Panzern gelangten die Gruppen von der Türkei aus in syrisches Staatsgebiet. Ein Mitglied der islamistischen Gruppen mit dem Namen A.K.R., der durch die YPG gefasst wurde, gab an, dass auch zahlreiche islamistische Kämpfer innerhalb der syrischen Grenzen nach Serê Kaniyê mobilisiert worden seien. Zu den eingesetzten Panzern sagte er, dass islamistische Kämpfer diese von der syrischen Armee erobert und über die türkische Grenze nach Serê Kaniyê gebracht hätten.

In einer offiziellen Stellungnahme der YPG wurde erklärt, dass während der Angriffe auf Serê Kaniyê insgesamt neun KämpferInnen der YPG sowie sechs Zivilisten ums Leben gekommen sind. Über die Zahl der getöteten Angreifer wurde keine Auskunft gegeben, allerdings sind die islamistischen Gruppen zum größten Teil aus der Stadt vertrieben worden. Gegenwärtig gibt es in der Stadt keine Gefechte. Das Waffenstillstandsangebot wird mit einer Delegation des Kurdischen Hohen Rates diskutiert.

Seit November letzten Jahres greifen bewaffnete islamistische Gruppen immer wieder die westkurdische Stadt Serê Kaniyê an. Die kurdische Seite geht davon aus, dass diese Gruppen im Auftrag der Türkei die kurdischen Siedlungsgebiete in Westkurdistan angreifen und im Gegenzug finanzielle Unterstützung und Waffenausrüstung erhalten. Dafür spricht, dass die Gruppen problemlos die türkisch-syrische Grenze passieren können, die einseitig von der Türkei kontrolliert wird. Außerdem nutzen die Islamisten die Türkei als Rückzugsgebiet und lassen ihre verletzten Kämpfer in türkischen Krankenhäusern behandeln.

Deutscher Wagen des Katastrophenschutzes mit französischem Kennzeichen im Kampfgebiet

Während der Gefechte in Serê Kaniyê waren verletzte bewaffnete Kämpfer der Islamisten immer wieder mit Krankenwagen aus der Türkei zur Behandlung ins Krankenhaus der türkischen Grenzstadt Ceylanpinar gebracht worden. Der von den YPG-Kräften festgenommene A.K.R berichtete aber, dass die Wagen durch islamistische Gruppen auch zum Transport von Waffennachschub genutzt wurden. Unterdessen sorgten ein französischer Krankenwagen und ein deutscher Wagen des Katastrophenschutzes, beide mit französischem Kennzeichen, im Kampfgebiet für Aufsehen. Beide Wagen wurden laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Firat (ANF) vom 30. Januar von den Kräften der YPG beschlagnahmt. Es liegen keine Informationen darüber vor, wie die beiden Wagen in die Hände der islamistischen Gruppen gelangten. Weitere Bilder der Wagen finden Sie im Anhang.

Luftangriffe des Assad-Regimes auf KurdInnen in Aleppo

In Aleppo verübte unterdessen das syrische Militär am 31. Januar auf den kurdischen Stadtteil Ashrafieh Luftangriffe. Nach Angaben von ANF starben durch die Angriffe insgesamt 20 Menschen, allesamt Zivilisten. BewohnerInnen von Ashrafieh berichten, dass am Folgetag Milizen des Regimes in den Stadtteil eindrangen und mindestens 100 Menschen festnahmen. Ziel des Regimes sei es, durch die Angriffe die kurdische Gemeinschaft von Aleppo zur Emigration zu zwingen, befürchten die Anwohner. In Aleppo leben rund 600.000 Kurdinnen und Kurden.

 

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