„Die Idee des demokratischen Konföderalismus gab mir neue Hoffnung…“

Dilsoz BaharZum Tod von Dilsoz Bahar/ Kevin Jochim, ISKU | Informationsstelle Kurdistan e.V., 13. Juli 2015

Kevin Jochim, in Kurdistan lebte er mit dem Namen Dilsoz Bahar, hat sich im November 2012 den Volksverteidigungseinheiten YPG angeschlossen. Ihn hat die Revolution von Rojava, die Selbstorganisierung der Gesellschaft und das entschlossene Leben der Menschen mobilisiert. Er selbst sagte in einem Video, dass die Idee des demokratischen Konföderalismus ihm eine neue Hoffnung geben konnte.

Jetzt erreichte uns die bittere Nachricht, das Dilsoz Bahar in Rojava von den Terrorbanden des Islamischen Staats getötet worden ist. In der Nacht des 6. Juli 2015 verloren er und 5 weitere Freunde bei einem Angriff des IS im Kanton Cizîrê im Kreis Suluk ihr Leben.

In einem Brief an die Angehörigen von Dilsoz Bahar schrieb die Generalkommandantur der YPG: „Natürlich war Kevin nicht nur ein Kämpfer, der unseren Kampf verstärkte. Tatsächlich war er mit seiner Erfahrung und seinem Wissen ein Vorbild für jüngere Kämpferinnen und Kämpfer. Er hat sich nicht nur große Verdienste an der Front erworben, sein Ziel war es, Brücken zu bauen. Er kämpfte mit, um eine äußerst wichtige Brücke zwischen den Kurden von Rojava zu schaffen, und er schlug eine Brücke zwischen Kontinenten für das Schicksal unserer Völker und der Menschheit.“

Dilsoz Bahar war in Deutschland in antifaschistischen Zusammenhängen aktiv. Im jungen Alter von 19 Jahren ist er als Internationalist nach Kurdistan gegangen, um zu lernen, um von der zu Revolution lernen: „Ich wollte von dieser Revolution lernen, weil diese Revolution, dieses System in West-Kurdistan, eine Alternative für alle Menschen auf der ganzen Welt werden könnte.“

Die Revolution in Rojava hat die nationalen Grenzen überwinden können. Die Selbstorganisierung der Gesellschaft und der Kampf um Freiheit gegen jegliche Unterdrückung hat viele Menschen weltweit mobilisieren können. Aus vielen Ländern kommen Genossinnen und Genossen zusammen, um die Kraft der Revolution zu teilen, sich gegenseitig zu unterstützen und um voneinander zu lernen. Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen treffen sich im gemeinsamen Kampf, aber im Besonderen fühlt sich die Jugend angesprochen.

Kevin beendete ein Interview vom April 2015: „Ich möchte zum Schluss alle Jugendlichen aus Deutschland aufrufen: Kommt, schaut nicht weg! Bezieht Stellung …“

Kevin, Dilsoz Bahar, ist im Kampf für die Menschlichkeit gefallen. Bahar bedeutet Frühling, ein Frühling der neues Leben, neuen Aufbruch und neue Kraft bedeutet. Kevin, Dilsoz Bahar, wird in den Kämpfen für ein neues Leben weiterleben. Şehîd namirin!

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 YPG-Pressezentrum zum Tod von Dilsoz Bahar, Kevin Jochim

In einer schriftlichen Erklärung teilte das Pressezentrum der YPG mit, dass der deutsche Kämpfer Kevin Jochim (Dilsoz Bahar) bei den Gefechten um die Stadt Silûk, Bezirk Girê Spî, zu Tode gekommen ist.

Das Pressezentrum betonte, dass trotz aller gegenteiligen Bestrebungen es immer neue Beispiele für die Geschwisterlichkeit der Völker gibt: „Alle feindlichen Kräfte, allen voran die Banden des ISIS, sehen ihre Stunde gekommen und wollen Rojava zu einem Ort oder Zentrum der Konflikte zwischen den Völkern machen, wo sie einander wegen Nation, Glauben oder Konfession bekämpfen. Sie lassen keine Provokation unversucht, um dies zu erreichen. Doch all ihre Bemühungen und schmutzigen Pläne wurden durch die Wachsamkeit unserer Bevölkerung vereitelt.

Dabei spielte die Philosophie unseres Volkes in Rojava eine wichtige Rolle. Diese Philosophie beruht auf einer Kultur des Teilens. Nachbarschaft und gegenseitige Hilfe demonstrieren auf das Beste, wie heute das Projekt der demokratischen Nation eine aktuelle Lösung bietet.

Diese Linie beeinflusst natürlich nicht nur die Nachbarn, die auf diesem Boden leben, die Kurden, Araber, Perser, Assyrer und Türken, sondern alle auf der ganzen Welt, die leidenschaftlich für Freiheit eintreten. Daher ist die Unterstützung für den revolutionären Kampf in Rojava jederzeit stark. Aus allen Teilen der Welt kommen junge Menschen. Sie finden sich in Rojava auf der Seite des Widerstandes zusammen und verteidigen ein freies Leben.

Einer dieser geschätzten Freunde war Dilsoz Bahar (Kevin Jochim). Heval Dilsoz kam am 2. November 1993 in Karlsruhe zur Welt. 2012 schloss er sich den Reihen der Freiheitsbewegung an. Er nahm an vielen Gefechten an verschiedenen Orten teil. In den Wintermonaten des Jahres 2014 ging er nach Rojava.

Heval Dilsoz spielte eine wichtige Rolle beim heldenhaften Widerstand gegen die barbarischen Banden des ISIS in der „Kommandant Rubar Qamişlo“-Offensive zur Befreiung der Dörfer und Siedlungen, die vom ISIS besetzt waren. Dabei wurde Heval Dilsoz am 6. Juli 2015 bei einem Gefecht im Dorf Şergirat, Kreis Silûk, zum Märtyrer.

Wir geloben, dass wir die Ziele und Träume von Heval Dilsoz weiter verfolgen werden. Wir werden alles tun, um gegen die Finsternis erfolgreich zu sein. In diesem Sinne sprechen wir der Familie von Şehîd Dilsoz, dem kurdischen und dem deutschen Volk unser Beileid aus.“

ANF, 13.07.2015, ISKU

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