Ein Projekt der »Stiftung der Freien Frauen in Rojava«, aus dem Kurdistan Report 187 | September/Oktober 2016
Nach der Befreiung Kobanês kehrten viele der geflüchteten Einwohner in ihre Heimatstadt zurück, um sich am Wiederaufbau zu beteiligen. Der Islamische Staat (IS) hatte jedoch zahlreiche Sprengfallen gelegt und Selbstmordattentäter in die Stadt eingeschleust und am 25.06.2015 einen großen Anschlag gegen die Zivilbevölkerung verübt, bei dem insgesamt 251 Menschen ums Leben kamen. Viele Kinder verloren bei diesem Anschlag ihre Eltern.7Der Wiederaufbau von Kobanê ist nicht nur eine materielle Notwendigkeit, sondern hat auch große symbolische Bedeutung im Kampf gegen den IS. Er wird erschwert, weil Rojava von seinen direkten Nachbarn Türkei, Irak und Syrien nicht nur nicht unterstützt, sondern sogar blockiert und angegriffen wird. Angesichts der enormen Zerstörung, der vielen Toten und der Erinnerung an die Angriffe des IS ist der Wiederaufbau mit enormen gesellschaftlichen Aufgaben für die demokratische Selbstverwaltung verbunden. Nach einer ersten Erhebung, die die Kantonsverwaltung Ende 2015 unter der in Kobanê lebenden Bevölkerung vornahm, haben 827 Kinder ein Elternteil verloren, 62 Kinder sind Vollwaisen.
Eine Umsiedlung würde eine weitere Traumatisierung der ohnehin sehr belasteten Kinder von Kobanê bedeuten. Deswegen hat sich die »Stiftung der Freien Frauen in Rojava« der Versorgung, Betreuung und Förderung der Waisen- und Halbwaisenkinder in ihrer Heimatstadt Kobanê angenommen.
Die unabhängige und gemeinnützige »Stiftung der Freien Frauen in Rojava« (kurdisch: Weqfa Jina Azad A Rojava) wurde im September 2014 von kurdischen und arabischen Frauen gegründet und begegnet den Schwierigkeiten von Frauen und Kindern in Rojava und Syrien auf der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen, gesundheitlichen und kulturellen Ebene durch Bildung. Sie fördert mit Projekten die Entwicklung der Freiheit des Denkens und der freien Persönlichkeit von Frauen und Kindern. Die Projekte beziehen ihre Arbeitsgrundlage aus Umfragen, die mit Frauen zu ihren Bedürfnissen durchgeführt werden, und zielen auf die Entwicklung einer demokratischen und ökologischen Gesellschaft unter dem Primat der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Sprachen, Völkern, Klassen, Religionen etc.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Frauen und Kindern, die durch Angriffe des IS, Gefangenschaft und Missbrauch besonders traumatisiert sind. In allen Projekten arbeitet die Stiftung mit Partnerorganisationen zusammen.
Für das Projekt zur Unterstützung der Waisenkinder haben die Bauarbeiten begonnen, zunächst für die Unterbringung von 100 Kindern, die zu Waisen geworden sind oder deren Eltern nicht in der Lage sind, sie zu versorgen. Später werden auch Ausbildungs- und Betreuungsplätze für 600 Kinder gebaut. Rund um die Wohn- und Schulungsräume sind Garten-, Spiel- und Sportanlagen geplant.
Im Rahmen des Projekts sind neben der schulischen Ausbildung auch die Etablierung einer besonderen Betreuung für die Kinder sowie ihrer Mütter – meist sind die Väter gefallen – geplant, die ihnen eine Aufarbeitung der traumatischen Erfahrungen und eine ganzheitliche Förderung zur Entwicklung verschiedener Lebensperspektiven ermöglicht. Die Städtepartnerschaftsinitiative Kobanê-Frankfurt möchte ihr politisches Anliegen mit praktischer Unterstützung verbinden und hat sich dieses Projektes angenommen. Unter den Mitgliedern der Initiative sind auch Pädagogen des freien Jugendhilfeprojekts »Welle« aus Hanau, die, sobald die Grenzblockaden aufgehoben sind, in Kobanê traumapädagogische Fort- und Weiterbildungen durchführen werden. Eine Kooperationsvereinbarung wurde bereits getroffen und ein Seminarplan erstellt.
An der Finanzierung des Bauprojekts arbeiten derzeit verschiedene Initiativen in Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Die Stiftung LAGG (Leben und Arbeiten im Gallus, ein anderes Frankfurt) ruft im Rahmen der Initiative für eine Städtepartnerschaft Kobanê-Frankfurt zur Unterstützung des Projektes auf und strebt die Übernahme der Baukosten für 40 Unterbringungs- bzw. Ausbildungsplätze à 600 Euro, insgesamt also 30 000 Euro an. Der Verein LAGG e.V. ist bereit, jede Spende, die bis zum 15.12.2016 eingeht, bis zu einem Betrag von 10 000 Euro zu verdoppeln.
Spenden werden erbeten an die »Stiftung LAGG, ein anderes Frankfurt« unter Angabe des Verwendungszwecks: Spende Kobane.
Die Stiftung ist gemeinnützig und kann entsprechend Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausstellen.
Alle Spenden unter diesem Stichwort werden zu 100 % an das Solidaritätsprojekt weitergeleitet.
Bankverbindung:
Stiftung LAGG, ein anderes Frankfurt
Volksbank Griesheim e. G.
IBAN: DE17 5019 0400 0012 2256 01
BIC: GENODE51FGH
Städtepartnerschaftsinitiative Kobanê-Frankfurt
Kontakt:
Club Voltaire c/o LAGG
Kleine Hochstr. 5
60313 Frankfurt
Email: frankfurt-kobane@gmx.de